Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
Beben dort stillen.“
Unwillkürlich ahmte Isabel in Gedanken die Gesten nach. Seine Worte, seine Hände auf dem kalten Marmor genügten, um sie im Innersten aufzuwühlen. Schließlich sah sie ihn an, begegnete seinem blau glühenden Blick, sah das Wissen darin, die Leidenschaft. Er wusste ganz genau, was er tat. Er verführte sie.
Als er sich wieder der Statue zuwandte, holte Isabel erst einmal tief Luft. „Den vielleicht untrüglichsten Beweis ihrer gesteigerten Empfindungen haben wir jedoch hier“, fuhr er fort, strich über den glatten weißen Marmor und umfing eine von Voluptas’ Brüsten. „Ihre Brüste sind voller, als es bei römischen Frauenakten dieser Zeit üblich war …“
Wie kann er so etwas sagen? Und dabei so ruhig und reglos bleiben?
„Die Darstellung ist bist ins Detail anatomisch korrekt. Wir sehen hier sogar die Verhärtung der Brustspitze angedeutet.“ Isabel starrte auf seinen kreisenden Daumen und konnte nur mit knapper Not dem Impuls widerstehen, es ihm nachzutun.
Sie wollte seine Hände auf sich spüren.
Erst jetzt merkte sie, dass sie die Luft angehalten hatte. Leise seufzend und kaum hörbar atmete sie aus. Doch er hörte es. Er fuhr zu ihr herum, ließ von Voluptas ab und suchte ihren Blick. Seine Augen waren von einem tiefdunklen, verheißungsvollen Blau. „Soll ich fortfahren?“
Sie machte einen Schritt nach vorn, kam ihm so nahe sie konnte, ohne ihn zu berühren. Nun erst merkte sie, wie angespannt seine Schultern waren, sah, dass ein Muskel an seiner Wange zuckte, was sie bei ihm als Zeichen äußerster Beherrschung zu deuten gelernt hatte. Er schien darauf zu warten, dass sie den ersten Schritt machte.
Das konnte er haben. Sie war es leid, sich zu beherrschen.
Isabel legte ihre Hände an seine Brust und reckte sich auf die Zehenspitzen. Als sie ihm antwortete, konnte sie sich selbst kaum erklären, woher die Worte kamen: „Ja, aber nicht mit der Skulptur.“
Und dann küsste sie ihn.
Wie Isabel feststellte, war es eine Offenbarung, sich zu nehmen, was man wollte, wenngleich er sich nicht rührte, als sie ihn küsste, sie nicht berührte. Isabel kam zu dem Schluss, dass er ihr die Zügel überlassen wollte.
Was ihr sehr gefiel.
Ihre neu entdeckte Macht berauschte sie so sehr, dass sie am liebsten laut gelacht hätte. Aber das schien ihr doch etwas übermütig.
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, drängte sich an ihn. Er fasste sie bei den Hüften, hielt sie fest. Seine Berührung brannte sich durch ihre Kleider und ließ sie schwindeln vor Verlangen. Langsam öffnete sie den Mund an seinen Lippen, ließ ihn spüren, dass sie genau das wollte, hier, in seinen Armen sein. Als er nicht darauf einging, fuhr sie zaghaft mit der Zunge über seine Unterlippe.
Und entdeckte, wie man einen Löwen von der Leine ließ.
Mit einem leisen Stöhnen öffnete er sich ihr, ließ sie ein in seinen dunkel verheißungsvollen Mund. Nervös scheute sie zurück, wagte nicht, sich zu nehmen, worum sie gebeten hatte, doch als er die Arme um sie schlang, sie umfing und an sich zog, waren alle Bedenken vergessen. Ihre Zungen berührten, liebkosten, umschlangen einander, und es verging eine lange Weile, ehe er den Kuss unterbrach, um sie auf den flachen Sockel der Voluptas zu heben.
„Warte“, sagte er, als sie dort oben stand, und eilte sich, die Tür zu schließen. Als er zurückkam und sich ihr langsam näherte, erinnerte er sie an ein Raubtier, das sich an seine Beute heranpirscht. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, als er vor ihr stehen blieb und sie ebenso eingehend in Augenschein nahm wie die Skulptur eben.
Dank des Sockels war sie nun einen ganzen Kopf größer als er, und als sie nicht länger an sich halten konnte, fuhr sie mit den Fingern durch sein Haar und hob sein Gesicht, damit sie ihn ansehen konnte. Seine Augen funkelten, seine Narbe schien unter ihrem Blick zu erblassen. Sie hauchte einen Kuss darauf, ehe sie abermals seinen Mund eroberte.
Er strich mit den Händen über ihren Körper, ermutigte sie mit seinen Berührungen. Schließlich löste er sich von ihrem Kuss, senkte den Mund auf ihren Hals, leckte ihre Haut, streifte mit den Zähnen die Sehnen, die sich anspannten, als sie unter den Wonnen seiner Liebkosungen den Kopf zurücksinken ließ. Er zerrte am Ausschnitt ihres Kleides, bis er eine Brust befreit hatte, hielt inne und betrachtete in stiller Bewunderung die sich reckende Knospe. „Meine leibhaftige Voluptas“, flüsterte er. Sein heißer Atem
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