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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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stören. Nick sah, wie Georgiana die Tränen kamen, wie ihre Unterlippe zu zittern begann, und fand es höchste Zeit zu handeln.
    Er suchte Isabels Blick, der ebenso leichtes Unbehagen darüber ausdrückte, bei diesem privaten Augenblick zugegen zu sein. „Ihr solltet das ganz in Ruhe besprechen“, meinte er und bedeutete Isabel, mit ihm das Zimmer zu verlassen. „Wir warten draußen.“
    Weder Bruder noch Schwester erwiderten etwas. Beide verharrten reglos, bis Nick und Isabel das Zimmer verlassen hatten.
    Sowie die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, drehte Isabel sich besorgt nach ihm um. „Sie wird es ihm sagen.“
    „Ja.“
    Unruhig begann sie in der großen Halle auf und ab zu gehen, tief in Gedanken versunken. Er sah sie die Hände ringen, und diese Geste stiller Verzweiflung bewegte etwas in ihm. Hier sah er eine Frau vor sich, die sich zutiefst um die Ihren sorgte, die zu tiefer Liebe fähig war. Wie es wohl wäre, selbst mit solchen Gefühlen bedacht zu werden?
    Schließlich wandte sie sich wieder zu ihm um.
    „Was wird er tun?“
    Nick ging ein paar Schritte, lehnte sich an das breit geschwungene Treppengeländer und dachte nach. Leighton war immer auf Anstand bedacht gewesen. Er war gediegen und gesetzt, Veränderungen abgeneigt und allem, was seinen Namen in Verruf bringen könnte. Schon immer hatte er gern auf andere herabgeblickt und deren moralische Verfehlungen verurteilt. Seit die Gebrüder St. John Anfang des Jahres Nachricht von ihrer illegitimen, italienischen Halbschwester bekommen hatten, war Leighton in Gesellschaft merklich zu ihnen auf Distanz gegangen.
    Kurzum: Skandale waren nicht nach seinem Geschmack.
    Und es gab wohl kaum einen größeren Skandal als eine schwangere, unverheiratete Schwester.
    Isabel stand kaum einen Schritt von ihm entfernt, die braunen Augen groß und sorgenvoll und wunderschön. Sein Herz sehnte sich nach ihr. „Ich weiß nicht, was er tun wird.“ Er griff nach ihren noch immer unruhig ringenden Händen und hielt sie in den seinen, versuchte, Isabels Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Aber ihr wird nichts passieren, was immer auch geschieht. Das verspreche ich dir.“
    Lange sah sie ihn an, suchte in seinem Blick. „Ich würde dir so gern glauben.“
    Aber sie tut es nicht .
    Sie war nicht bereit, ihm wieder zu vertrauen. Noch nicht.
    Vielleicht nie wieder.
    Die Erkenntnis schmerzte ihn mehr als erwartet.
    „Isabel …“ Er wusste nicht, was er sagen sollte, wie er sie überzeugen könnte, und so war es vielleicht nur gut, dass just in diesem Augenblick die Tür des Arbeitszimmers aufging.
    Leighton stand mit versteinerter Miene unter dem mächtigen Türsturz.
    Er schien die Neuigkeiten nicht gut aufgenommen zu haben.
    Isabel wollte schon ins Zimmer eilen, um Georgiana beizustehen, doch bei Leightons Worten blieb sie wie angewurzelt stehen. „Mit Ihnen würde ich gern ein Wörtchen reden. Mit euch beiden.“
    Isabel – mutig, tapfer, unerschrocken – erwiderte seinen eisigen Blick. „Wenn Sie mich entschuldigen würden, Euer Gnaden, aber Ihre Schwester braucht mich jetzt.“
    Leightons Miene versteinerte sich noch mehr. „Von heute an habe ich keine Schwester mehr. Und diese Frau da …“, er deutete ins Zimmer und schwieg einen Augenblick, der Nick ahnen ließ, welcher Aufruhr in seinem Freund tobte, „… sie kann warten. Wenn Sie Herrin dieses Hauses bleiben wollen, Lady Isabel, hören Sie mir jetzt zu.“
    In seinen Worten lag eine Drohung, die auch Isabel nicht einfach überhören konnte. Unverwandt hielt sie seinem Blick stand und straffte die Schultern. „Gewiss, Euer Gnaden“, sagte sie und ging ihnen voraus in die Bibliothek.
    Sowie die Tür hinter ihnen geschlossen war, trat Leighton an den Kamin und starrte in die kalte Feuerstelle. Nach einer Weile brach er das Schweigen. „Meine Familie würde vermutlich nicht als einzige von einem Skandal erschüttert, wenn dieses Haus entdeckt würde.“
    Isabel trat einen Schritt vor. „Nein, Euer Gnaden.“
    Nick bewunderte ihre Ehrlichkeit.
    Leighton warf einen kurzen Blick über die Schulter. „Am liebsten würde ich dieses Haus dem Erdboden gleichmachen.“
    Der kaum verhohlene Hass in seiner Stimme ließ sie zurückweichen. Sie schaute Nick an, und er sah die stumme Bitte in ihrem Blick. Er musste eingreifen und versuchen, die Lage irgendwie zu entspannen. Er ging ein paar Schritte und lehnte sich in scheinbarer Ruhe an eine Säule. „Damit dürfte wenig gewonnen sein. Das

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