Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
mit Ihnen zu reden. Wahrscheinlich sollte ich mich gleich an Densmore wenden.“
Wollte er ihr drohen?
Gerade setzte sie zu einer Erwiderung an, als Nick ihr zuvorkam. „Ich muss dich wahrscheinlich nicht daran erinnern, dass wir uns dennoch in ihrem Haus befinden, weshalb du sie gefälligst mit dem ihr gebührenden Respekt behandelst.“
Der Duke ließ seinen Blick weiterhin auf Isabel ruhen. „Sie hat meine Schwester entführt, St. John. Schulde ich ihr dafür Respekt?“
„Nichts dergleichen habe ich!“, empörte sich Isabel.
„Der Friedensrichter dürfte da anderer Ansicht sein.“
Isabel verschlug es die Sprache.
„Leighton, das reicht“, mischte Nick sich ein.
„Und dieser Unmensch ist dein Freund?“, fuhr sie ihn an.
„Unmensch?“, polterte Leighton. „Ich bin der elfte Duke of Leighton, und Sie werden mir den Respekt erweisen, der mir gebührt!“
Isabels Augen blitzten. „Ich denke ja gar nicht daran!“
Der Duke schien am Ende seiner Geduld und wandte sich wieder an Nick: „Was ist in dieses Weibsbild gefahren?“
„Ich sage es noch einmal: Entweder du behandelst sie mit dem ihr gebührenden Respekt oder du beziehst Prügel. Und diesmal kann mir niemand einen Verweis erteilen.“
Seine Stimme war ruhig, doch die Drohung unmissverständlich. Isabel hörte es schweigend, Leighton ebenso. „Lady Isabel“, sagte er schließlich, „ich würde gern meine Schwester sprechen.“
Isabel holte tief Luft und trat hinter den Schreibtisch. Das hätte sie längst tun sollen. Mit neuem Selbstvertrauen deutete sie auf die beiden Stühle davor. „Warum setzen wir uns nicht und reden in aller Ruhe?“ Sie wartete, bis die beiden Männer sich gesetzt hatten. „Möchten Sie einen Tee, Euer Gnaden?“
Leighton blinzelte irritiert. „Nein, ich möchte keinen Tee. Ich möchte meine Schwester sehen.“
„Das sollen Sie“, sagte Isabel, „aber erst, nachdem wir miteinander gesprochen haben.“
„Ist sie immer so stur?“, fragte er Nick.
Der lächelte nur.
„Hätte ich mir denken können. Schön, dass wenigstens du dich amüsierst“, schnaubte Leighton und wandte sich wieder Isabel zu. „Lady Isabel, ich weiß Bescheid darüber, was Sie hier in Yorkshire tun.“
„Euer Gnaden?“
„Aber nicht doch. Eben haben Sie mich einen Unmenschen geschimpft, da braucht es solche Förmlichkeit nicht mehr. Ich weiß, dass Sie hier eine Frauenkolonie unterhalten.“ Weder Isabel noch Nick bestätigten es. Unverdrossen fuhr er fort. „Im Grunde ist es mir herzlich egal, was Sie hier treiben, solange Sie meine Schwester da raushalten. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“
Isabel lehnte sich vor und legte ihre Arme auf das kühle Leder der Schreibtischunterlage. „Ich fürchte nein.“
„Isabel“, mischte Nick sich ein. „Reiz ihn nicht unnötig.“
Die Worte machten sie erst recht wütend. „Ich soll ihn nicht reizen? Was bildet er sich eigentlich ein, hier in mein Haus zu stürmen, mich zu bedrohen und dann auch noch zu erwarten, dass ich ihm das arme Mädchen ausliefere?“
„Sie ist meine Schwester!“, donnerte Leighton.
„Ich weiß, Euer Gnaden. Aber es war ihre eigene Entscheidung, hier Zuflucht zu suchen. Sie war erschöpft, verängstigt und verzweifelt und wollte so weit wie möglich fort von Ihnen. Was hätte ich tun sollen? Sie vor die Tür setzen?“
„Sie halten die Schwester des Duke of Leighton versteckt! Ich habe ganz London nach ihr abgesucht!“
„Bei allem Respekt, aber Ihre Schwester wollte nicht von Ihnen gefunden werden.“
Das brachte den Herzog einstweilen zum Schweigen. Sie sah Nick an, dessen Augen verdächtig funkelten. „Bist du auf seiner Seite?“
Nick bedachte seine Antwort lange. „Ich halte es in dieser Angelegenheit ganz salomonisch.“
„Tut mir leid, ich werde die arme Georgiana gewiss nicht entzweiteilen.“
„Schade. Das würde es uns einfacher machen.“ Nick streckte die Beine von sich und schlug sie übereinander. „Meinst du nicht, du könntest Seiner Gnaden einen Augenblick mit seiner Schwester gönnen?“
Isabel richtete ihren Blick auf den Herzog. „Vorausgesetzt, Ihre Schwester erklärt sich einverstanden, stünde einer solchen Aussprache wohl nichts im Wege.“
Leighton neigte galant das Haupt. „Zu gütig von Ihnen.“
„Wenn Sie ihr auch nur ein Haar krümmen, lasse ich Sie hochkant aus dem Haus werfen“, bemerkte Isabel in so beiläufigem Ton, als sprächen sie über das Wetter.
Leighton und Nick schienen
Weitere Kostenlose Bücher