Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
Haus ist nicht das Problem, wie du wohl weißt.“
„Ohne dieses Haus wäre sie niemals …“
„Ohne dieses Haus befände deine Schwester sich in genau derselben Lage“, unterbrach Nick, was ihm einen vernichtenden Blick des Herzogs einbrachte. „Nur hätte sie nirgends Zuflucht suchen können. Du solltest Isabel dankbar sein, dass sie deine Schwester aufgenommen hat.“
„Darauf kann sie lange warten“, schnaubte Leighton verächtlich und drehte sich nach der Hausherrin um. „So wie ich die Sache sehe, Lady Isabel, haben wir genau zwei Möglichkeiten. Die erste wäre, dass ich die Angelegenheit dem Friedensrichter bekannt mache und mich dem Skandal stelle, der unausweichlich folgen wird.“ Isabel ließ sich nicht beirren und schwieg. „Die zweite ist, dass sie hierbleibt, mit dem Kind. Der Skandal käme dann später, zu einem Zeitpunkt, den ich nicht beeinflussen kann. Sie täuschen sich, wenn Sie glauben, Sie könnten den Frauen hier für alle Zeiten Schutz gewähren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis alles publik wird.“ Er wandte sich an Nick. „Wofür würdest du dich an meiner Stelle entscheiden, St. John?“
Nick spürte Isabels eindringlichen Blick auf sich und wusste, dass sie ihn beschwor, sich für die zweite Möglichkeit zu entscheiden. Er wusste auch, dass jeder vernünftige Mensch die erste wählen würde. Wenn ein Skandal schon unausweichlich war, so wäre es nur klug, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen, statt sich von den Ereignissen überrollen zu lassen.
Aber Nick war in dieser Situation längst alle Vernunft abhandengekommen. Er wollte Isabel in Sicherheit wissen. Und ihre Mädchen. Weshalb es nur eine einzige Möglichkeit gab.
„Ich würde Letzteres wählen.“
Leighton lachte schallend. „Das ist nicht dein Ernst.“
„In diesem Falle schon. Denn eines hast du außer Acht gelassen.“
Isabel horchte auf. „Und das wäre?“
Er sah sie an, spürte ihre Ungewissheit, ihre Überraschung und hinter alledem ihre Furcht. „Ganz einfach. Wenn wir heiraten, stünde Lady Georgiana automatisch unter meinem Schutz.“
Der Herzog verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich höre wohl nicht recht.“
Isabel war ganz blass geworden und schüttelte den Kopf. „Ich habe nie eingewilligt, ihn zu heiraten.“
Ihre Zurückweisung traf Nick ins Mark. Allein die Vorstellung, dass sie ihn nach all dem, was gestern gewesen war – nach gestern Nacht –, nicht heiraten würde … undenkbar. Zorn flammte in ihm auf, paarte sich mit Schmerz und Unverständnis. Nur jahrelanger Übung war es zu verdanken, dass ihm nichts davon anzumerken war.
Stattdessen flüchtete er sich in milden Spott. „Dein Gedächtnis scheint dich im Stich zu lassen, Isabel. Du hast mir gestern früh gesagt, du würdest mich heiraten.“ Er wartete, bis sie seinen Blick erwiderte. „Im Skulpturensaal. Wie konntest du das vergessen?“
Ungläubig starrte sie ihn an. „Ja, aber das war … bevor sich alles verändert hat!“
„Allerdings. Bevor es geradezu zwingend wurde, dass wir heiraten.“ Die Anspielung ließ sie erröten.
„Das meinte ich nicht, und das weißt du ganz genau!“
„Ich weiß sehr genau, was du meinst. Und ich weiß auch, dass ich nicht eher von hier fortgehe, bis du mich geheiratet hast.“
„Ich brauche dich nicht. Wir kommen schon allein zurecht.“
Ich brauche dich nicht .
Nun war es aber genug. „Ja, das sehe ich. Du versteckst in diesem Haus zwei Dutzend Frauen, bist ohne jeglichen Schutz, und weiß der Himmel, wer hier alles auftauchen wird, wenn Leighton es erst mal publik gemacht hat. Und du versteckst sie in einem Haus, sollte ich vielleicht ergänzen, das dir über dem Kopf zusammenzustürzen droht. Von dem armen Kind, das dringend der schulischen Erziehung bedarf, ganz zu schweigen, zumal der Junge eines der heruntergekommensten Anwesen des ganzen Landes geerbt hat und allein mit der Reputation seines Titels schwer genug zu tragen haben dürfte. Dazu kommt noch eine echte Herzogschwester, die unter deinem Dach ein illegitimes Kind austrägt, was dich für alle Zeiten kompromittieren dürfte – aber du kommst schon allein zurecht!“
Er schnaubte vor Wut. „Du hältst es für ein Zeichen von Schwäche, um Hilfe zu bitten. Ein Zeichen von Schwäche ist nur dein naives Beharren, dass du niemanden brauchst, dass du alles alleine schaffst! Natürlich brauchst du mich! Du bräuchtest eine ganze Armee, um dieses Haus vor dem kommenden Skandal zu verteidigen!“ Seine
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