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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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Schritt auf sie zu, drängte sie näher an die Statue. Ihre Augen weiteten sich, und er stellte fest, dass es ihm gefiel, sie in Staunen zu versetzen. „Zwei Wochen“, wiederholte er. „Und wenn ich fertig bin, helfe ich Ihnen, die Sammlung zu verkaufen.“
    „Danke.“ Ihre Erleichterung war spürbar. „Ich bedauere nur, Ihnen diesen Gefallen nicht angemessen vergüten zu können.“
    „Ich bin mir sicher, dass uns schon etwas einfällt, wie Sie sich erkenntlich zeigen können.“
    Er hatte sie nur necken wollen, doch Isabel war sogleich auf der Hut. „Was Sie nicht sagen.“
    Jemand muss sie einmal sehr verletzt haben .
    Der Gedanke behagte ihm nicht. Seine Muskeln spannten sich, als er überlegte, wer. Und wie.
    Er wich zurück und schlug einen leichteren Ton an. „Dürfte ich ein Spiel vorschlagen?“
    „Ein Spiel?“
    „Für jede Statue, die ich korrekt bestimmt habe, erzählen Sie mir etwas über Townsend Park und über ihr Leben hier.“
    Schweigend bedachte sie sein Angebot. Ja, sie schwieg so lange, dass er schon meinte, gar keine Antwort mehr zu bekommen. Als er sie tief Luft holen hörte, drehte er sich um und begegnete ihrem Blick. Schaute tief in ihre dunklen, mahagonibraunen Augen, deren Ausdruck so schutzlos und verschwiegen zugleich wirkte. Wie viele Geheimnisse dort verborgen sein mochten? Geheimnisse, die nur darauf warteten, dass er sie entdeckte. Das Vermächtnis des bulan : Er konnte kein Rätsel ungelöst lassen.
    Was würde es kosten, diese Geheimnisse zu entschlüsseln? Sie dazu zu bringen, ihre Deckung fallen zu lassen?
    Ein Bild kam ihm in den Sinn, plötzlich und unerwartet: Isabel, den Kopf in Leidenschaft zurückgeworfen, den ranken, schlanken Körper auf seinem Bett hingestreckt, für ihn bereit. Die Dringlichkeit dieser Vorstellung ließ ihn jäh zurückweichen, bis sicherer Abstand zwischen ihnen war.
    Er sah sich angelegentlich um, zeigte auf eine der Büsten. „Eine Medusa.“
    Sie lachte kurz auf. „Das hätte sogar ich Ihnen sagen können. Tut mir leid, dafür bekommen Sie keines meiner Geheimnisse zu hören.“
    „Von Geheimnissen war auch gar nicht die Rede“, neckte er sie, „aber wenn Sie so viel preisgeben wollen … Es handelt sich um eine Büste der Medusa, aus schwarzem Marmor, wahrscheinlich aus Livadeia. Wie wir sehen, zeigt sie Medusa nach der Enthauptung durch Perseus, doch ehe ihr Haupt auf das Schild der Athene geheftet wurde.“
    „Woraus schließen Sie das?“
    Er bedeutete ihr näher zu treten und zeigte auf eine kleine Vertiefung, wo ein Schlangenkopf zu sehen war, der sich in den Schwanz einer anderen Schlange verbiss. „Schauen Sie genau hin. Was sehen Sie?“
    Sie beugte sich über die Büste. „Eine Feder!“
    „Und nicht irgendeine Feder, sondern eine von den Flügeln des Pegasus, der bekanntlich aus dem Blut des Medusenhaupts geboren wurde.“
    Als sie ihn staunend ansah, widerstand er dem Impuls, sich stolz zu brüsten. „Ich habe mir die Büste gewiss ein Dutzend Mal angesehen, aber das ist mir nie aufgefallen“, sagte sie. „Sie sind wirklich der Beste.“
    Er dankte es ihr mit einer übertriebenen Verbeugung. „Weshalb Sie mich angemessen vergüten sollten, Mylady.“
    „Na schön. Ich werde Ihnen etwas über die Sammlung erzählen.“
    „Ein vortrefflicher Anfang.“
    Dann schwieg sie so lange, dass Nick meinte, sie habe es sich anders überlegt. Als sie schließlich zu erzählen begann, ließ sie ihren Blick gedankenverloren von einer Skulptur zur anderen schweifen, und ihre Stimme klang wie aus weiter Ferne. „Mein Vater hat sie beim Glücksspiel gewonnen. Von einem französischen Schmuggler.“
    Jahrelange Erfahrung ließ ihn schweigen – und schon füllte sie die Stille: „Er war schon immer ein unverbesserlicher Spieler gewesen, hat um alles gewettet, um Geld, Dienstboten, Häuser …“ Sie verstummte, in Gedanken versunken, fing sich rasch wieder und fuhr fort: „Manchmal bekamen wir ihn wochenlang nicht zu Gesicht, bis er dann eines Tages wieder vor der Tür stand, mit einem ganzen Rudel Hundewelpen oder einem neuen Gespann. Die Skulpturen hat er zu Beginn des Krieges gewonnen. Er hat sie meiner Mutter drei Tage nach meinem siebten Geburtstag geschenkt.“
    Das war längst nicht die ganze Geschichte, dessen war er sich sicher.
    „Und sie hat sie Ihnen vermacht“, tastete er sich vor.
    Isabel nickte kurz, und ihr Mund wurde zu einer schmalen Linie. „Das hat sie. Sie gehören mir.“
    Es war etwas an diesem einen

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