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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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gestellt hätte. Wie es aussah, hatte der Earl seine Familie auf dem Lande sich selbst überlassen, um sich in London ungestört seine Skandale leisten zu können. Dass Anstand und Manieren dabei auf der Strecke blieben, nahm wenig Wunder.
    Schließlich ließen auch die beiden alle Förmlichkeit fahren, setzten sich auf die breiten Stufen und warteten darauf, dass jemand sie holen kam.
    Während Nick still vor sich hinschmorte, schien Rock sich prächtig zu amüsieren.
    „Ich nehme alles zurück, was ich jemals über Yorkshire gesagt habe“, meinte er, lässig an die Balustrade gelehnt, und drehte einen Grashalm in den Fingern. „Es ist erstaunlich interessant hier.“
    „Dann bleib am besten gleich da. Langweilig dürfte dir hier nicht werden, höchstens wunderlich.“
    Nicks verdrießlicher Ton brachte Rock zum Lachen. „Schade, dass Yorkshire dich um deinen Humor gebracht hat.“
    „Was daran liegen könnte, dass ich seit einer halben Ewigkeit vor der Tür sitze und auf eine Frau warte, die sich ihre fantastische Skulpturensammlung wahrscheinlich nur ausgedacht hat. Vielleicht sollte ich einfach gehen.“
    „Fünf Pfund, dass es sie wirklich gibt.“
    Nick richtete seinen kühlen blauen Blick auf seinen Freund. „Sagen wir zehn.“
    „Zehn Pfund, dass wir bleiben und die Sammlung katalogisieren.“
    Wie auf ein Stichwort tat sich die Tür auf und offenbarte ihnen eine zwar leicht erhitzte, doch tadellos in ein Tageskleid aus grauem Musselin gekleidete Lady Isabel. Das Haar perfekt gebändigt, war sie der Inbegriff damenhafter Ruhe und Gelassenheit.
    Nick sah zu ihr hoch und maß ihre ranke, schlanke Gestalt mit Kennermiene.
    Sie war umwerfend.
    Auf einmal machte es ihm nichts mehr aus, den halben Tag vor ihrem Haus herumgelungert zu haben.
    Rasch entsannen er und Rock sich ihrer Manieren und standen auf. „Mylords“, sagte sie mit einem herzlichen Lächeln, derweil ein junger Hausdiener die Tür weit öffnete. „Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie habe warten lassen.“
    Sie trat beiseite, um sie hereinzulassen.
    Kaum im Haus, fiel Nick wieder auf, wie still es hier war. Zum Schutz vor der Mittagssonne waren die Läden an der Vorderseite des Hauses geschlossen worden, weshalb die Eingangshalle in schwaches Dämmerlicht gehüllt war.
    Nirgends eine Spur von dem Jungen, der ihnen vorhin aufgemacht hatte. Stattdessen stand nun eine weitere, ebenfalls Trauer tragende junge Frau am Fuß der Haupttreppe. Nick hielt inne und betrachtete sie. Sie war ebenfalls rank und schlank, doch blond und schlug fein lächelnd die Augen nieder – ganz anders als Lady Isabel.
    Wer war sie? Eine weitere Townsend-Schwester?
    Als Isabel seinen Blick bemerkte, trat sie beiseite und sagte: „Lara, dürfte ich dir Lord Nicholas St. John und Mr Durukhan vorstellen? Lord Nicholas, Mr Durukhan, meine Cousine Miss Lara Caldwell.“
    „Miss Caldwell.“ Nick verneigte sich tief, ehe auch Rock vortrat.
    Laras Augen weiteten sich angesichts dessen imposanter Gestalt, woran auch Rocks warmes Lächeln und die wohlwollend ausgestreckte Hand wenig änderten. „Miss Caldwell, es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte er höflich und konnte den Blick seinerseits kaum von ihr nehmen, derweil Nick sich wieder Isabel zuwandte.
    „Wo ist der Junge?“
    „Mylord?“
    „Der Junge, der mir vorhin die Tür aufgemacht hat.“
    „Oh, Sie meinen James, meinen Bruder … Ich meine natürlich den Earl. Wahrscheinlich sollte ich langsam anfangen, ihn Lord Reddich zu nennen.“ Er sah sie erröten. „Er ist … bei seiner Gouvernante. Ich möchte mich noch einmal für Ihren etwas … unorthodoxen Empfang entschuldigen, doch Sie müssen verstehen … wir haben keinen Besuch erwartet. Wir haben sehr selten Besuch … und Sie haben James ziemlich erschreckt …“
    Als Rock sie so stammeln hörte, warf er Nick einen seiner vielsagenden Blicke zu. Es behagte Lady Isabel gar nicht, sie im Haus zu haben, so viel war schon mal klar.
    “… und einige der Diener haben den Nachmittag frei“, schloss sie eilig.
    „Und da dachten Sie sich, decke ich das Dach doch einfach selbst.“
    „Ganz genau.“ Sie lächelte schüchtern, und es nahm ihm fast den Atem, welche Verwandlung es bewirkte. Sie war wirklich schön.
    Als er ihr Lächeln erwiderte, war ihres im Nu verschwunden. „Möchten Sie nun die Sammlung sehen, Mylord? Ich möchte Sie nicht unnötig aufhalten – zumal Sie gewiss nur auf der Durchreise in Yorkshire sind und bald

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