Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
und seine Schultern waren höher als ihre Hüfte, seine Ohren streiften ihre Brust. Er war ein riesiger Hund, ein hervorragender Beschützer und ihr bester Freund.
„Braver Junge“, sagte sie, als sie in sein Gesicht hinein murmelte und die weichste Stelle an seinem Fell kraulte – hinter seinen Ohren. „Du hast mir gefehlt, Danty-Boy. Brav, dass du mich gefunden hast.“
Als sie die Gegenwart von jemand anderem spürte, schaute Remy mit einer Mischung aus Verärgerung und stillschweigender Hinnahme hoch.
Der dunkelhaarige Mann stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, als wäre er lieber ganz woanders und sie würde ihn aufhalten. Sie erkannte da auch die gleiche ungeduldige, überhebliche Art, die sie damals – wenn auch rein impulsiv – dazu getrieben hatte, auf ihn zu zielen. Der Mann sah ständig aus, als wollte er einen Streit vom Zaun brechen, um sich irgendwas zu beweisen, und auch wenn man ihn für attraktiv halten könnte – sollte er jemals lächeln –, so sah er jetzt gerade nur total angepisst aus.
Sie hätte auf der Stelle wieder eine Pistole zücken und es wieder tun können. Unglücklicherweise hatte sie ihre Pistole leider nicht mehr. Dank Ian Marck.
„Du hast dich also in der Zwischenzeit um Dantés gekümmert?“, fragte sie und kam wieder auf die Beine, eine Locke hatte sich aus dem Zopf gelöst und fiel ihr ins Gesicht, ihr nackter Arm streifte gegen die feuchte, raue Wand. Es hatte keinen Sinn etwas zu unternehmen, bevor sie die Lage nicht genauer kannte. Er war vielleicht arrogant und ungehobelt, aber dämlich war er nicht. Er war auch nicht gemein oder hinterhältig – denn sie hatte die Art bemerkt, wie der Hund den Mann betrachtete, als ob er sich bei ihm wohlfühlen würde, keinesfalls bedroht von ihm.
Was er aber verdammt nochmal war – zumindest, was sie betraf.
„Er ist ein wunderbarer Hund.“ Die Gesichtszüge des Mannes wurden ein wenig weicher, aber er sah immer noch aus, als hätte er einen Besenstiel verschluckt – so stocksteif stand er da. „Sehr schlau.“ Irgendwie implizierte der Ton seiner Äußerung, dass der Vierbeiner sehr viel schlauer war als sein Herrchen.
Als wüsste er, man redete gerade von ihm, schaute Dantés zurück zu dem Mann und dann zu Remy hoch. Sie sah Neugier und Verunsicherung in diesen bernsteinfarbenen Augen und wünschte sich, sie könnte es ihm erklären. Stattdessen streichelte sie ihm über den Kopf und machte ihm das Zeichen, dass er sich neben sie setzen sollte. Was er auch tat.
„Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast“, sagte sie, während sie den Mann scharf beobachtete. „Ich bin Remy.“
„Das weiß ich“, sagte er ungeduldig. „Wirst du jetzt endlich aufgeben und aufhören ständig wegzurennen?“
„Sicher doch“, sagte sie mit so viel Aufrichtigkeit, wie sie zusammenbekam. Nur über meine Leiche, du arrogantes Arschloch. „Obwohl es echt nett wäre, den Namen von dem Mann zu kennen, der mich ausgetrickst hat.“
Er sah sie mit kalten, dunklen Augen von oben bis unten an. „Das glaube ich dir gerne.“
Remy zuckte mit den Schultern. „Wenn du mir deinen Namen nicht sagst, muss ich einen erfinden.“
„Lass uns gehen.“
„Okay ... Hans.“ Sie warf ihm ein schmales, kühles Lächeln zu. „Wohin bringen Sie mich jetzt, Mr. Wurst?“
Etwas – Anerkennung? Verärgerung? – blitzte in seinen Augen auf, war aber sogleich wieder verschwunden. „Niemand wird dir wehtun. Wir wollen nur mit dir reden.“
Remy schnaubte und Dantés schaute zu ihr hoch, dann wieder zu Hans, dann zurück zu ihr. Er winselte kurz, als ob er den Ärger in der Luft riechen würde, aber er blieb mit seiner Aufmerksamkeit bei seiner Herrin. Sie klopfte leise an ihre Schenkel und Dantés trottete neben ihr her, als sie den Korridor entlangliefen weiter in die Richtung, in die sie gerannt war.
Sie lief mit einem leichten Humpeln und verzog schmerzerfüllt das Gesicht, wenn sie wegschaute, um sich schwach aussehen zu lassen. Und langsam. Wenn er dachte, sie wäre verletzt, wäre er weniger darauf vorbereitet, wenn sie wegrannte.
Sie brauchte ein Ablenkungsmanöver; etwas, was ihn überraschte, so dass sie losrennen konnte. Aber bis jetzt bot sich hier nichts. Nur Trümmerhaufen, die zu einer Heimstatt für Ratten, Schlangen und anderen Kreaturen geworden waren, die ihr Leben im Dunklen und Kühlen fristeten.
Schließlich kamen sie beim Treppenhaus an. Das hier
Weitere Kostenlose Bücher