Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
paar Reptilien und einigen Mitmenschen – nichts sonderlich Gefährliches. Und Quentin hatte keine Bedenken mit den bereits genannten Kategorien fertigzuwerden.
Obwohl er wartete, hörte er nichts Außergewöhnliches und nach einem kurzen Augenblick setzte er seinen Weg fort. Diesmal hielt er sich näher an das Gebäude, an dem er gerade entlanglief, und stellte fest, dass die Sonne gerade so tief stand, dass die Schatten der hohen, nahe gelegenen Gebäude länger wurden. Das Areal hier versank tiefer in Schatten, was es erschwerte, irgendwelche Dinge auf dem Boden zu erkennen oder durch die Fenster ohne Fensterscheiben und durch die offenen Türen hindurch zu sehen.
Während er Pfützen vom gestrigen Regen und Betonklötzen oder verrosteten Metallstücken aus dem Weg ging, kapierte Quent, dass er hier seine Zeit verschwendete. Er sollte eher seinen Vater aufspüren und nicht Remington hinterherjagen – oder, um ehrlich zu sein, Zoë. Statt in Envy herumzuhängen, so kack rein gar nichts zu tun, nichts zum Essen auf den Tisch oder sonst was dazu beizutragen im Austausch für das, was er als sein Zimmer und seine Verpflegung hier in der Stadt betrachtete. Alles hier war wie eine Kommune organisiert. Und obwohl ihnen und den anderen Typen aus Sedona ein Heldenempfang beschert worden war, weil sie vor ein paar Wochen geholfen hatten das Leben einer Handvoll Jugendlicher zu retten, hatte Quent nicht mehr das Gefühl hier wirklich noch reinzupassen.
Genau wie er damals 2010 nicht arbeiten gegangen war oder eine Karriere gehabt hatte, außer seine Milliarden und seine Investitionen zu verwalten, sah er auch hier jetzt keine Beschäftigung für sich. Sein Leben damals hatte daraus bestanden, haufenweise supersexy Frauen flachzulegen, Wohltätigkeitsveranstaltungen zu besuchen, ab und zu Interviews zu geben sowie dem Planen von Indiana-Jones-Abenteuern, auf die er seine Freunde mitschleifte und die zwar bisweilen aufregend und gefährlich waren, aber recht wenig Nützliches zur Welt insgesamt beitrugen.
Sicher, er hatte Orte wie Kuala Lumpur und Kambodscha besucht und das hatte ihn dazu veranlasst, eine Öffentlichkeit für diejenigen zu schaffen, die dort in Not waren – was ihm den Titel einer männlichen Angelina Jolie einbrachte, wenn auch mit dünneren Lippen und sicherlich ohne den Drang ein halbes Dutzend Kinder zu adoptieren, aber das war’s dann auch ziemlich gewe–
Als Nächstes wusste Quent nur, dass er durch die Luft flog. Er landete mit einem ummmph auf etwas grässlich Hartem und er begriff, dass er über etwas gestolpert war, was er in dieser Dämmerung hier nicht gesehen hatte. Himmel Herrgott. Er hoffte nur, dass niemand ihn gesehen hatte, und er nahm an, es geschah ihm recht. Dafür, dass er über Wyatt und seine Schlange gelacht hatte.
Quent rappelte sich wieder auf, wobei seine Finger sich um etwas schlossen, was er ... zu spät ... als eine alte Autotür erkannte. Mit einem Türgriff, zwar rau und rostig, aber nichtsdestotrotz voller Erinnerungen, die über ihn herfielen.
Er ließ los und zog seine Hand weg, aber gleichzeitig kam seine andere Hand auf einer anderen Stelle des Autos zu ruhen. Da ihm keine andere Möglichkeit blieb wieder auf die Beine zu kommen, war er – bevor es ihm richtig bewusst wurde – schon mitten drin in einem Strudel von Erinnerungen aus schnellen Fahrten und quietschenden Reifen, einem rasenden Nebel von Erinnerungen, der ihn verschluckte.
„Quent! Mach deine Augen auf, Scheiße nochmal!“
Tief unten, in einem Wirbel von vorbeirasendem Straßenbelag und lauten, rauschenden Geräuschen, fühlte Quent, wie etwas ihn schüttelte und an ihm zerrte, und er kroch langsam wieder ins normale Bewusstsein zurück. Da war Zoë, die mehr als nur ein bisschen panisch klang, und kurz bevor er die Augen öffnete, fühlte er, wie ihre Hand recht unsanft an seine Wange klatschte.
Die Ohrfeige ließ ihn die Augen aufreißen und er schaute hoch und sah sie dicht über ihn gebeugt. „Was zum Teufel ist mit dir los?“, sagte sie vorwurfsvoll, während sie sich auf die Fersen zurückhockte. „Spielst du hier irgendeine Art von Spielchen?“
Die Sonne war deutlich tiefer gesunken und die Schatten waren lang und schwarz geworden. Er konnte ihr Gesicht kaum erkennen. Aber aus dem Klang ihrer Stimme hörte er heraus, dass sie eher ziemlich verängstigt als wütend war. Gar keine so schlechte Sache. Solange sie mir nicht wieder eine runterhaut.
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