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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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Zukunft.
    Doch eine Zukunft in Richtung Konsum und neuer Lust wollen wir (nur schwach?) mehrheitlich nicht. Für eine Zukunft der Investition in etwas Rechtes fehlt uns die Energie und Entschlossenheit. Immer, wenn Zukunft zur Debatte steht, kommen Ängste hoch. Ich sehe fast immer die folgenden:
Furcht vor dem Wagnis, gemeinsam auf eine Entwicklung in der Zukunft zu setzen
Angst vor der Anstrengung, gemeinsam in Strukturen der Zukunft zu investieren
Weigerung, etwas vom Alten aufzugeben (Kannibalisierung), deshalb Zulassen eines Neuen nur als etwas Zusätzliches, das nichts kostet
Angst, dass »Lustorientierte« die Welt in ihre niedrige Richtung ziehen
Angst, dass gewissenlose, gierige Geschäftemacher in eine für sie günstige Zukunft führen
mangelndes Selbstbewusstsein, gemeinsam in jeder noch kommenden Zukunft Lust und Gier beherrschen zu können
Angst des Einzelnen, nicht genug für die vorgestellte Zukunft gerüstet zu sein
Angst des Einzelnen, zu den Verlierern eines vorgestellten Wandels zu gehören
keine Kraft, echte ethische Entscheidungen zu treffen, deshalb immer nur rationalisiertes verlogenes Beugen unter »Realitäten«
    Wir einigen uns nicht, wohin wir wollen. Wir lehnen leider aber auch jeden konstruktiven Vorschlag ab, weil er nicht perfekt ist. Kein Vorschlag ist perfekt, weil wir Teile der lieben gewohnten Vergangenheit nicht in die Zukunft mitnehmen können, zum Beispiel nicht alle Berufe. Es wird Verlierer unter uns geben, die ohnehin gegen jede Zukunft sein werden. Wir sind uns so lange in größter Ambivalenz uneins, bis wir schließlich die Zukunft nehmen müssen, die ohne uns kommt.
    Vergleichen Sie das einmal mit der folgenden, nicht unüblichen Diskussion zu Hause: »Was essen wir am Sonntag?« – »Gänsebraten.« – »Nicht im Sommer, lieber Crêpes.« – »Nicht am Sonntag, da sollte es Fleisch geben.« – »Tandoori-Lamm.« – »Das mag nicht jeder.« – »Du nicht, sonst wirklich jeder.« – »Kein Tandoori.« Fünf Stunden später: »Es ist gleich Ladenschluss, wir müssen uns sofort entscheiden, wir haben nur Tütensuppen zu Hause!« – »Hetz nicht so! Tütensuppen schmecken ja ganz gut, deshalb sind schließlich so viele im Keller.« – »Es soll aber ein Festessen geben!« – »Nächsten Sonntag. Wir müssen nichts übereilen. Wir sollten uns vornehmen, schon morgen oder spätestens am Samstagmorgen einmal gemeinsam in den Kochbüchern nachzuschauen, damit wir uns auf etwas Exquisites einigen können.«
    Das Entscheiden für eine gute Zukunft erfordert eine gemeinsame, konstruktive Energie. Wir brauchen Zukunftskonstruktivität! Es gibt ja tatsächlich Familien, die sehr viel unternehmen, eben weil sie diese Konstruktivität aufbringen. Andere Familien hängen dagegen herum. Was also wollen wir sein? Was werden wir tun?
    Bei allen Zukunftsdiskussionen bestehen die disziplinierten Pflichtdeutschen darauf, dass der Übergang in irgendeine Zukunft vollkommen sauber sein müsste. Sie wollen nur Transformationen der Gesellschaft befürworten, die zu einem ordentlicheren Zustand führen als der jetzige. Sie befürchten Lustorientierung, sinnlosen Konsum und skrupellose Geschäftemacherei. Sie lehnen in diesem Geiste gleich das ganze Internet ab, weil es darin Kinderpornoseiten gibt. Sie wollen keine Biotechnologie, weil es früher oder später Manipulationen an Menschen geben wird, denn viele Reiche werden sich Klone als ihr persönliches Organersatzteillager züchten lassen. Dieselben Pflichtdeutschen verlangen auch, dass die Zukunft mehr oder weniger kostenlos kommt, sie wollen nicht wirklich investieren oder verzichten. Bei politischen Diskussionen verlieren immer die Zukunftsdiskussionen – und dann wird das ganze Geld wieder einmal am liebsten in verfallende Wirtschaftszweige gesteckt, weil dort Arbeitslosigkeit droht. Das Neue bekommt deshalb kaum genügend Aufmerksamkeit. Das Neue steht die ganze Zeit am Pranger, das Leben durcheinanderzubringen. Man verlangt Gesetze, dass sich »durch die Zukunft nichts zum Schlechteren verändert«.
    Neben dieser Uneinigkeit im Ganzen ist der Einzelne zerrissen. Er ist sich nicht sicher, ob er als einzelne konkrete Person der Zukunft gewachsen sein wird. Wenn ich hier im Buch »Studium für fast alle« propagiere, steigt der Ingrimm in denen, die nicht studiert haben (»Bin ich also auf dem falschen Planeten?«). Ein Nachholen oder Lernen oder eine neue Ausbildung kommt für praktisch niemanden infrage, der noch nicht komplett

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