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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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arbeitslos ist – und oft selbst dann nicht. Für viele ist die Zukunft eher für die Jüngeren gedacht – die müssten dann eben studieren, aber die Älteren bleiben bei ihrer gewohnten Vorstellung vom eigenen Leben. Die Älteren verlangen, dass sie in der Zukunft mindestens so viel »haben« wie heute und mindestens so viel »sind« wie bisher – ohne etwas dafür tun zu müssen. »Ich habe dreißig Jahre hart gearbeitet und Beiträge gezahlt. Das reicht.«
    Und schließlich gibt es über dem Gemeinsamen und dem Einzelnen noch das übergeordnet Ethische. Es stellen sich Fragen: Wollen wir die Gentechnik verbieten, damit die Zukunft sauber oder risikofreier ist? Sollen wir wegen ihres großen Nutzens gleich damit loslegen oder noch warten? Mit Gentechnik könnte man sehr viel mehr Nahrung produzieren. Afrikaner müssten nicht verhungern. Wenn wir also Gentechnik verbieten, schlafen wir ruhiger – aber weit weg sterben Menschen an Unterernährung. Was wollen wir? Was tun wir? Ich glaube: Wir sind an dieses Verhungern in Afrika seit Jahrzehnten durch das Fernsehen gewöhnt und blenden es einfach aus.
    Oder: Die moderne Medizin kann das Leben eines Menschen meist noch um ein Jahr verlängern, was aber bestimmt ein Jahresgehalt eines Arztes kostet und bald mehr als die Krankenkassenbeiträge eines ganzen Lebens. Wie entscheiden wir? Ich glaube: Gar nicht – wir lassen es die Ärzte tun, denen wir einfach nicht genug Geld geben. Dann müssen sie entscheiden. Wir werden ihnen die Schuld geben, wenn sie nach unserer Meinung falsch entschieden haben (»Ungerechte unsoziale Todeskomitees!«). Dann aber ist klar, dass die Ärzte nach »objektiven Kriterien und finanzieller Effizienz« entscheiden. Im Klartext: Ein Computer entscheidet über unser Leben, weil kein Mensch die Last der Ethik auf sich nehmen will.
    Oder: In Japan werden mit naturgetreuen Nachbauten von Frauen (Echthaar, 37 Grad Temperatur, gute Einstellungen) heute schon profitabel Maschinenbordelle betrieben. Wenn sich nun alle Singles so eine Maschine wie einen Hometrainer in den Keller stellten? Wäre es das Ende der Paarbeziehungen, der Ehe sowieso und der Kinder? Oder adoptieren wir nur noch fertig ausgetragenen Design-Nachwuchs? Wie entscheiden wir das? Ich glaube und fürchte: Wir werden es totschweigen und es irgendwie tun.
    Ethik ist die einen Standpunkt gebende Lehre, die überlegt und schließlich auch festlegt, was der Mensch tun soll . Die Frage, was wir tun sollen, wird aber besonders im Wahlkampf ausgeklammert. Ohne Wahlkampf diskutieren wir am liebsten gar nicht.
    Ethische Diskussionen sind nicht ohne Schmerz und verlangen Ernsthaftigkeit und Verzicht auf Opportunismus. Gibt es so etwas noch?
    In völlig zerrissener Weise ist jedem klar, dass sich etwas ändern muss, aber keiner will sich tatsächlich zu etwas entschließen. Deutschland fehlt diese Zukunftskonstruktivität. Es ist nicht fehlende »Zuversicht« oder leidige »Glas-halb-voll-Mentalität«. Die überbordende Ambivalenz und der mangelnde Zukunftswille führen am Ende dazu, dass wir mit den »Tütensuppen« der vorpreschenden Länder zufrieden sein müssen.

 
    Zukunftskonstruktivität – so sehen es unsere Kinder
     
    Für unsere Kinder gibt es gar nicht so etwas wie »Zukunft«, denn sie haben noch keine Vergangenheit. Kinder haben automatisch das Selbstbewusstsein für ihre Zukunft des Erwachsenseins. Sie müssen sich nicht fürchten, dass ihnen etwas weggenommen wird – sie leiden nicht unter einem vergangenen Besitzstand.
    Sie haben Lust auf ihr späteres Leben und wollen sich gerne für ein gutes Leben rüsten. Wenn sie dafür zuerst einmal ein Abitur bestehen sollen, dann tun sie eben das.
    Kinder sind zukunftskonstruktiv, weil Zukunft für sie einfach Aufwachsen und Entfalten bedeutet.
    Kinder bestellen ohne Probleme Bücher bei Amazon, weil sie den Niedergang der Buchhandlungen nicht beweinen müssen. Sie fotografieren digital, weil sie sich schon immer Bilder auf dem Bildschirm anschauen – wo sonst? Nur Mama hat noch ein Album und Papa einen Diaprojektor. Was ein Beamer ist, weiß Papa nicht.
    Kinder sind viel ethischer als Erwachsene – nur anders! (Ich fragte einmal in der Schule eine Gruppe von etwa 12-Jährigen ganz trocken und unverfroren, weil ich herausbekommen wollte, was sie so im Internet tun: »Könnt ihr mir mal so einen Porno per Mail schicken?« Da schauten sie sehr böse und einer schrie mich an: »Du bist verheiratet, ja schämst du dich nicht! Die

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