Aufbruch der Barbaren
Zusammenhang?«
Der Schamane zuckte ein wenig hilflos die Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er, »aber wäre es nicht der rechte Ort für einen Caer-Priester? Ich habe nie selbst die Kräfte eines Dämons zu spüren bekommen oder gesehen, aber wenn ihre dunklen Kräfte dabei sind, die westliche Welt zu erobern, dann mag es ihnen auch nicht schwerfallen, hungrigen und erschöpften Kriegern ein Tal wie dieses vorzugaukeln…«
»Dann hältst du es für eine Falle?« warf Urgat ein. »Eine Falle, die selbst der Horde gefährlich werden könnte?«
»Das tue ich.«
Lella starrte die Männer an. »Bei allen Wintergöttern!« sagte sie, und keiner wußte recht, wie sie es meinte.
»Ich glaube auch, daß Lella mit ihren Kriegern nicht die Wirklichkeit gesehen hat«, stimmte Nottr zu.
»Ihr glaubt nicht, daß es dieses Tal gibt?« fragte Lella.
»Wir können es uns gar nicht leisten, der Sache nicht auf den Grund zu gehen. Wenn es das Tal wirklich gibt, sind wir viele Sorgen los. Wenn es eine Falle ist, die uns gilt, dann haben wir eine gute Chance, denn wir sind vorbereitet und mißtrauisch.«
»Was hast du vor?« fragte Urgat.
»Wir werden uns den Wald im Morgengrauen ansehen!« Nottr wandte sich an Lella. »Bis wir nach dem Rechten gesehen haben, behaltet ihr eure Entdeckung für euch. Du garantierst mir, daß keiner deiner Krieger ein Sterbenswort ausplaudert!«
»Du kannst dich auf uns verlassen, Hordenführer.«
»Wie viele willst du mitnehmen?«
»Nur Lellas Trupp und wir drei. Eine größere Zahl würde nur eine leichtere Beute bedeuten.«
Urgat nickte. »Aber laß meine Quaren bis an den Rand des Waldes mitkommen… zwanzig oder dreißig Viererschaften. Wenn wir sie brauchen, könnten sie uns rasch zu Hilfe kommen.«
»Nach allem, was du mir erzählt hast über die Quaren, bin ich nicht sicher, ob sie sich rechtzeitig genug überwinden werden, diesen Wald zu betreten, um uns noch viel Hilfe zu sein. Aber tu, was du für richtig hältst.«
Urgat wollte verärgert auffahren, da sah er Nottrs Grinsen.
»Es scheint mein Los zu sein, überall dabei sein zu müssen, wo es nicht mit rechten Dingen zugeht«, seufzte Juccru ergeben. »Die Lebenserwartung eines Schamanen ist recht niedrig…«
»An seinem Alter sieht man, wie gut ein Schamane ist«, bemerkte Urgat respektlos.
»Wenn es diese Orte nicht gäbe, wo es nicht mit rechten Dingen zugeht«, stimmte Nottr in Urgats Spott ein, »hätten wir Lorvaner gar keinen Bedarf an Schamanen…« Er grinste breit. »Manchmal denke ich, wenn es keine Zauberer und Schamanen gäbe, dann gäbe es vielleicht auch gar keine solchen nicht ganz rechten Dinge.«
6.
Im Morgengrauen, als die Wecktrommel erklang, war Nottr sich ganz klar der Gefahr bewußt, in die er sich begab. Er mochte nicht zurückkehren aus diesem dämonischen Wald. Die Falle mochte hinter ihm und seinen Gefährten zuschnappen. Urgat wäre unter gewöhnlichen Umständen sein Nachfolger als Anführer der Großen Horde geworden. Aber er konnte Urgat nicht zurücklassen. Der Wald schien dafür verantwortlich zu sein, daß dieser andere in ihm lebendig geworden war. Er würde hier kein guter Anführer der Horde sein. Wenn dieser andere von ihm wirklich Besitz ergriff, mochte es geschehen, daß er die Horde in die Falle führte. Ohne es selbst zu wissen, mochte er ein Teil dieser Falle sein…
Nottr riß sich los von diesen grübelnden Gedanken. Es gab keinen, den er außer Urgat zum Nachfolger bestimmt hätte. Die Schamanen würden in diesem Fall ihre Wahl treffen.
Nur über die Zukunft seines kleinen Sohnes konnte er bestimmen. Und da seine Liebe zu Olinga noch immer ungebrochen war, traf er eine Entscheidung.
Er ging in Srubes Zelt, ehe er aufbrach, und in ihrem Beisein legte er das Einhornhorn das Urgat ihm als Zeichen der Führerschaft geschenkt hatte, neben den Jungen.
»Es wird ihn schützen wie mich.
Und dieser Stein… das ist alles, was ich ihm geben kann.«
Er zog den rubinroten Edelstein aus seinem Wams hervor, mit dem er den Eingang zum Tempel der Zeit verschlossen hatte.
»In vielen Ländern bedeutet ein Stein wie dieser Reichtum und Glück. Wenn ich nicht wiederkehre, dann laß niemand es ihm wegnehmen, bis er stark genug ist, daß er es selbst festhalten kann. Und wenn du an ihm das Zeichen des Wolfes findest, wie Olinga es prophezeit hat, und wenn dieser Wolf in deinem Traum wieder kommt, dann gib ihm den Jungen…«
»Hordenführer!« entfuhr es der Amme.
»Es ist mein
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