Auferstanden: Thriller (German Edition)
zusammengebissenen Zähnen. »Aber bevor Sie finden, was Sie suchen, bin ich verblutet. Der einzigen Person, der ich sagen würde, wo die Kassette steht, ist die Person, der sie gehört, und wir wissen beide, dass Sie das nicht sind.«
Cristos richtete Charlie auf und band seinen Oberkörper mit einem Verlängerungskabel an die Rückenlehne, sodass er nicht vom Stuhl kippen konnte, falls ihn die Kraft verließ. Er schob ihn wie ein Krankenpfleger in die Asservatenkammer, doch die Waffe, die er Charlie an den Kopf hielt, strafte dieses Bild Lügen.
»Aaron!«, schrie Cristos, als er Charlie den Hauptgang hinunter zur Mitte des Raumes schob. »Sichern Sie die Tür.«
Mit einer Hand umklammerte Aaron, der am Notausgang der Asservatenkammer stand, die Pistole, die andere hatte er um den Riemen der schwarzen Schultertasche geschlungen. Sein Blick wanderte aufmerksam umher.
»So, Mr Keeler!«, schrie Cristos. »Sieht so aus, als hätte Ihr Freund Charlie Ihre kleine Kassette woanders hingestellt. Er will nur Ihnen sagen, wo sie jetzt steht.«
Jack, der sich in der Reihe L versteckte, konnte Charlie und Cristos gut sehen. Charlie saß zusammengesunken auf dem Schreibtischstuhl. Das Blut, das aus seinem zerschmetterten Fuß sickerte, hinterließ eine rote Spur hinter ihm. In der Mitte des Hauptgangs blieb Cristos unter dem grellen Schein einer Lampe stehen. Als das kalte Licht auf Charlies zerschnittenes Gesicht fiel, schien es, als wäre bereits alles Leben aus ihm gewichen.
Cristos drückte die Pistole auf Charlies Knie. »Mr Keeler?«
Jack regte sich nicht.
Peng . Der Schuss hallte durch die Asservatenkammer. Das großkalibrige Projektil zerschmetterte Charlies Kniescheibe, den Knorpel und die Sehnen und trennte das Bein fast am Gelenk ab. Charlie verzog das Gesicht vor Schmerzen, doch kein Schrei drang über seine Lippen, ihm entfuhr nur ein schmerzvolles, wütendes Stöhnen.
»Mr Keeler«, sagte Cristos in einem kalten, emotionslosen Ton. »Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit, aber ich habe noch jede Menge Munition. Ich schlage vor, Sie reden mit mir.«
Jack antwortete ihm nicht. Es zerriss ihm das Herz, Charlie so leiden zu sehen. Doch so bestürzend es auch war, tatenlos zuzusehen, wie ein guter Kollege starb, Jack wusste, dass es unvermeidbar war. Sie hatten nicht die Absicht, Charlie oder ihn am Leben zu lassen.
Peng . Die Kugel drang in Charlies Unterleib ein. Ihm schossen vor Schmerzen Tränen in die Augen, und sein mühsames, keuchendes Atmen hallte durch den Raum.
»Das Überleben Ihrer Frau liegt in Ihrer Hand. Ich schlage vor, Sie sprechen mit Ihrem Freund und holen mir die Kassette, bevor es zu spät ist.« Mit diesen Worten drehte Cristos sich um, ließ Charlie allein zurück und ging den Gang hinunter.
Als Jack sich Charlie näherte, sah er, was Cristos ihm angetan hatte. Sein Zustand erschütterte ihn: Charlies Gesicht war von Wunden übersät und sein Unterkörper blutüberströmt.
»Ich gebe Ihnen dreißig Sekunden, um mit ihm zu sprechen«, rief Cristos. »Und dann haben Sie eine Minute, um mir die Kassette zu holen. Oder Ihre Frau stirbt einen viel langsameren und qualvolleren Tod als Ihr Freund.«
Charlie schaute sich nach allen Seiten um, bis er Jack schließlich entdeckte. Sie wechselten einen verzweifelten Blick, denn sie wussten beide, wie aussichtslos die Situation war.
Der Wachmann lächelte gequält und nickte, als Jack zwischen den Regalreihen auftauchte. Langsam ging er auf Charlie zu, ohne auf Cristos und Aaron zu achten, die am anderen Ende des Raumes an der Tür standen. Jack legte eine Hand auf Charlies Schulter und schaute auf seinen geschundenen Körper. Als er sah, was Cristos ihm angetan hatte und welch unerträgliche Schmerzen sein Kollege erleiden musste, stieg unendliches Mitleid in ihm auf. Jack war in seinem Leben so oft mit den entsetzlichen Fotos grausamer Verbrechen und den Zeugenaussagen derer, die in das Auge des Bösen gesehen hatten, konfrontiert worden, dass er die brutale Wirklichkeit, die sich hinter diesen Bildern und Schilderungen verbarg, vergessen hatte.
»Jetzt schauen Sie nicht so«, flüsterte Charlie.
»Es tut mir furchtbar leid.«
»Jack«, flüsterte Charlie. »Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
Jack beugte sich hinunter und nahm Charlies blutverschmierte Hand in seine. »Soll ich Ihrer Frau etwas ausrichten?«
»Nein, sie weiß, was ich fühle. Machen Sie sich darum keine Sorgen.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Reihe S«,
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