Auferstanden: Thriller (German Edition)
stammelte Charlie. »Kassette 9/2/9/6.«
Jack sah seinem sterbenden Kollegen in die Augen. »Was ist in der Kassette, Charlie?«
»Suchen Sie sie. Dann werden Sie es verstehen.«
Jack nickte.
»Jack«, flüsterte Charlie und drückte ihm etwas in die Hand. »Das hat mir immer Glück gebracht. Es wird Ihnen helfen, hier herauszukommen.«
Wortlos schaute Jack auf seine Faust, aus der ein winziges Stück einer Hasenpfote herausragte. Er steckte sie in die Hosentasche und lächelte Charlie an, in dessen Augen das Leben erlosch. Der Wachmann tat seinen letzten Atemzug, und dann sackte sein Kopf auf die Brust.
Jack blickte zu Cristos hinüber, der Aaron zunickte, worauf dieser sich ihm näherte.
Ohne nachzudenken, rannte Jack den Gang hinunter und spähte während des Laufens auf die großen Buchstaben, mit denen die Reihen gekennzeichnet waren. K, L … O, P … S. Blitzschnell lief er in die Reihe hinein und ließ den Blick über die Regale wandern. Er hörte, dass Aaron sich mit hastigen Schritten näherte. Jack drang immer tiefer in den Gang vor und entdeckte endlich die Nummer 9296 auf dem fünften Regal.
Es war ein einfacher Pappkarton, der aussah, als würde er schon seit Jahren dort stehen. Zwischen den unzähligen Metallkassetten, Aktenordnern und Dokumentenmappen fiel er überhaupt nicht auf. In diesem Bereich wurden Beweismittel für zivilrechtliche und nicht für strafrechtliche Verfahren gelagert. Offenbar hatte Charlie die Sache in die Hand genommen, als er erfuhr, dass Jack und Mia umgebracht worden waren. Außer ihnen wusste nur er allein von der Kassette und dem Standort. Clever wie Charlie war, rechnete er damit, dass jemand kommen würde, um die Kassette zu holen. Daher hatte er für einen eventuellen Notfall vorgesorgt.
Jack, der Aarons Schritte ganz in seiner Nähe hörte, zog den Karton aus dem Regal und riss den Deckel herunter. Er schaute hinein, und das, was er sah, verschlug ihm die Sprache.
Die Schultertasche schlug gegen Aarons Rücken, als er mit der Pistole in der Hand den Mittelgang entlanglief. Er hatte gesehen, dass Jack in die Reihe S eingebogen war, und war ihm, so schnell er konnte, hinterhergelaufen. Cristos hatte befohlen, Jack nicht zu töten, aber das hieß nicht, dass er ihm nicht ins Bein schießen konnte oder auch in den Rücken, um ihn zum Krüppel zu machen. Alles, was sie wissen mussten, war der Standort der Kassette. Es spielte keine Rolle, ob Jack ihnen den laut und deutlich mitteilte oder stammelnd, ehe er die Besinnung verlor.
Als Aaron um die Ecke bog, die erhobene Waffe mit beiden Händen umklammert, wie er es gelernt hatte, sah er Jack dort stehen. Zu seiner großen Verwunderung rannte er nicht wie ein in die Enge getriebenes Tier weg, sondern sah ihm ins Gesicht. Aaron begriff erst, was Jack in der Hand hielt, als es zu spät war.
Die Kugel drang bereits in seine Brust ein und durchbohrte sein Herz, als er auf den Abzug drückte. Er geriet ins Taumeln und stürzte zu Boden.
Keine Sekunde später war Jack bei ihm, entriss ihm die Waffe und warf sie zur Seite. Er nahm Aarons Handy, das kleine Gerät, das wie ein Schlüsselanhänger aussah, und die schwarze Schultertasche an sich, ehe er sich wieder in dem Gang versteckte.
Jack warf noch einen Blick auf den Karton 9296, in dem neben einem Einkaufsbeutel aus Leinen, der mit Keksen, zwei Tüten Chips, Trockenfleisch und einem Sechserpack Budweiser gefüllt war, auch eine geladene Pistole und zwei Magazine lagen. Charlie hatte vorgesorgt, nur für den Fall, dass er in eine gefährliche Situation geraten sollte. Er hatte immer gesagt, dass dieser Ort sein Zuhause sei und dass ein Zuhause eine persönliche Note und kleine Verstecke für alle Arten von Notsituationen haben sollte.
Blitzschnell rannte Jack zur Reihe Y, schaute auf das siebte Regal und fand die Kassette, die er und Mia am Donnerstag hier versteckt hatten. Er öffnete sie und überprüfte, dass sie niemand entdeckt und geleert hatte. Jack kannte die Bedeutung der Gegenstände in der Kassette nicht und nahm sich auch nicht die Zeit, sich alles anzusehen.
Er zog den Reißverschluss von Aarons schwarzer Schultertasche auf, schob die Metallkassette hinein und hängte die Tasche über seine Schulter. Dann steckte er die Waffe unter den Hosenbund, zog sie jedoch sofort wieder heraus, denn er hörte, dass Cristos sich mit polternden Schritten näherte. Sein Akzent war kaum noch herauszuhören, als er während des Laufens verzweifelt schrie: »Sie
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