Auferstanden: Thriller (German Edition)
etwas?«
»Unser Wille und unsere Liebe sind stärker als das Schicksal. Das hast du sicherlich nicht vergessen.«
Cristos lachte. »Wirklich? Die Liebe hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin.«
»Dann erlaube meiner Liebe zu dir, dich zu retten.«
»Nach all den Jahren.« Cristos schüttelte ungläubig den Kopf. »Nach alldem, was ich in den letzten zwanzig Jahren getan habe …«
»Dein Tod steht nahe bevor, Suresh. Und er trifft dich, wenn du am wenigsten damit rechnest.«
»Sage es mir«, forderte Cristos ihn auf. »Wenn du mein Vater bist und ich wahrhaftig dein Sohn bin, wirst du es mir sagen, damit ich mich schützen kann.«
Sein Vater antwortete ihm nicht.
Cristos musterte seinen Vater und erinnerte sich einen winzigen Augenblick daran, wie es gewesen war, sein Sohn zu sein, zu seiner Welt zu gehören und nicht allein zu sein. Schließlich stand er auf. »Ich hole uns etwas zu essen.«
Er ging in die kleine Küche und bereitete ein Tablett mit Brot und Käse vor. Dann griff Cristos in den Schrank, zog seine Waffe heraus und steckte sie im Rücken unter den Hosenbund. Mit dem Tablett in der Hand kehrte er ins Wohnzimmer zurück.
Sein Vater war verschwunden. Er kannte seinen Sohn nur allzu gut.
Cristos drehte sich sofort zu dem Couchtisch um und starrte fassungslos auf seine geöffnete Aktentasche und die durchwühlten Papiere. Als er begriff, was geschehen war, bekam er einen mächtigen Schreck.
Sein Vater hatte das rote Gebetsbuch mitgenommen, das er ihm geschenkt hatte, als er noch ein Kind gewesen war. In dieses Buch hatte Cristos alles hineingeschrieben, sein ganzes Leben lang – alle Jobs, die Namen der Personen, für die er Aufträge erledigte, die Beträge, die er dafür bekam, und kurze Berichte über jeden Mordanschlag.
Nun drehte Cristos den Spieß um, der Gejagte wurde zum Jäger. Cristos versuchte, seinen Vater in dem Zug zu der Hafenstadt Casablanca zu schnappen. Doch er entwischte ihm, und ehe Cristos sich versah, hatte er das Land bereits verlassen.
Es stand außer Frage, dass er das Gebetsbuch zurückbekommen musste. Aber selbst das verblasste im Vergleich zu seiner immer stärker werdenden Besessenheit, dem Wunsch, sein eigenes Schicksal zu kennen. Wenn er es kannte, könnte er es ändern und verhindern, dass es eintrat. Er würde jeden töten, der auch nur im Entferntesten mit seinem Ableben zu tun haben könnte, und sich auf diese Weise vor dem Tod schützen.
Cristos wusste, dass sein Vater das Schicksal seines Sohnes in sein eigenes Gebetsbuch geschrieben hatte. In dieses Buch schrieb er alle seine wichtigen Vorhersagen, seine größten Geheimnisse und Berichte von wundersamen Ereignissen, von denen weder die Weltöffentlichkeit noch irgendein Mensch erfahren sollten.
Es wurde eine richtige Jagd, eine tödliche Hatz, denn Cristos war inzwischen fest entschlossen, alles zu tun, um seinem Vater nicht nur die Informationen über sein Schicksal zu entreißen, sondern auch seine Geheimnisse, die großen Mysterien und Objekte, die er besaß und immer bei sich trug.
Am vergangenen Montag spürte Cristos seinen Vater weit nach Mitternacht im Waldorf Astoria Hotel in der Park Avenue in New York City auf. Die große Suite mit den vier Zimmern und dem eleganten Badezimmer aus Marmor hatte die Regierung von Cotis für ihren geschätzten Diplomaten gebucht.
Cristos öffnete die Tür und sah, dass sein Vater ruhig auf der Couch saß, als würde er auf etwas warten.
»Komm zurück mit mir nach Hause«, sagte sein Vater voller Liebe. »Lass diese Welt hinter dir zurück. Sie hat deinen Charakter verdorben.«
»Als ich dich getötet habe, wusste ich, dass du überleben würdest, du mit deinen Tricks und deiner Zauberei. Doch trotz deiner ganzen Weisheit und deiner Macht konntest du mich nicht aufhalten«, sagte Cristos.
»Du tust mir leid«, erwiderte sein Vater nüchtern.
»Ich hätte eine dickere Klinge benutzen sollen.« Cristos ging auf seinen Vater zu. »Du hast mir mein Gebetsbuch gestohlen.«
»Du hast es missbraucht und für alles benutzt, außer für das, wofür es gedacht war.«
»Stimmt, es enthält meine geheimsten Gedanken und zeichnet ein sehr detailliertes Bild von meinem Leben.«
»Des Todes …«, sagte sein Vater traurig.
»Wo ist dein Buch?«, fragte Cristos. »Ich möchte es sehen.«
»Du möchtest die Zukunft, die ich in mein Gebetsbuch geschrieben habe, nicht kennen. Deine ist sehr kurz.«
»Zeig mir das Buch!«
»Suresh …«
»Das ist seit
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