Auferstanden: Thriller (German Edition)
ihn beleuchten. Er hörte jeden Regentropfen fallen. Er hörte Cristos’ Atem und den fernen Donner, der draußen auf dem Meer verhallte.
Jack wusste, dass er kurz vor einem Zusammenbruch stand. Obwohl der Tumor noch sehr klein war, beeinträchtigte er sein Gedächtnis stark. Während die Krankheit ihm kurzfristig einen neuen Blick auf die Welt ermöglichte, zerstörte sie seine Gesundheit.
Doch das spielte keine Rolle. Bald würde Mia wieder in Sicherheit sein. Sie würde die Mädchen abholen und sie fernab von Cristos und diesem ganzen Wahnsinn in die Arme schließen.
Versteckt im Schatten der lodernden Flammen beobachtete Frank alles von seinem Standort hinter dem umgestürzten Baum, während er die Pistole auf Cristos richtete.
Einer von Cristos’ Männern war mit Mia weggegangen und begleitete sie vermutlich zu ihrem Boot. Die anderen drei Männer kehrten ins Haus zurück. Frank wusste nicht, was für eine Bedeutung die Leiche haben könnte, die Daly gefunden hatte, doch darum würde er sich später kümmern.
Das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben, ließ Frank nicht los. Er verdrängte es und nahm Cristos ins Visier. Gleich würde zweifellos die Hölle ausbrechen.
Der Regenschleier versperrte ihnen immer wieder die Sicht auf das ferne Festland. Mia saß auf dem Rand des Schlauchbootes, während Jacob neben ihr die Nummer wählte.
Sie würde nicht zulassen, dass ihr Bewacher oder irgendein anderer sich ihren Kindern näherte.
Während Jacob sich in dem strömenden Regen auf sein Handy konzentrierte, ergriff Mia die Ankerleine, warf sie ihm über den Kopf und zog sie mit aller Kraft stramm. Als Jacob die Hände hob, um sich von dem Seil zu befreien, ließ er das Handy und die Waffe fallen. Mia zog fest an der Leine und lehnte sich zurück, um den Druck zu verstärken, sodass sich das Tau noch enger um seinen Hals schlang.
Jacob, der siebzig Pfund schwerer war als sie, packte das Seil mit beiden Händen, zog es von seinem Hals und schnappte nach Luft. Dann warf er jäh den Kopf zurück und stieß ihn Mia mit voller Wucht ins Gesicht, worauf sie benommen in den Sand fiel.
Nachdem Jacob sich befreit hatte, stand er auf und suchte seine Waffe. Als er sich Mia wieder zuwandte, drehte sie sich mit dem kleinen Anker in der Hand wie eine olympische Hammerwerferin und schmetterte ihm das Schiffseisen mit voller Wucht an den Kopf. Jacob stürzte in das Boot.
Mia zögerte keine Sekunde und rannte auf die Bäume zu.
Ihr Bewacher rappelte sich mühsam auf und fand nach einer kurzen Suche die Waffe wieder. Ehe er die Verfolgung aufnahm, drehte er sich um und schoss zwei Kugeln in das Schlauchboot.
Mia rannte durch den Wald. Die Wolkendecke brach auf. Das Mondlicht schien hindurch, und einen kurzen Augenblick lang hörte es sogar auf zu regen. Sie hatte das furchtbare Gefühl, all das schon einmal erlebt zu haben, doch diesmal konnte sie etwas sehen … und Jacob ebenfalls. Es dauerte nicht lange, bis Mia den alten Armenfriedhof erblickte.
Sie überquerte ihn, duckte sich und achtete auf jeden Schritt, als sie über zertrümmerte Grabsteine, umgestürzte Bäume und Büsche sprang. Schließlich erreichte sie die Mitte des Friedhofs. Mia blieb stehen und rang nach Atem, als Jacob plötzlich auftauchte. Blut rann ihm übers Gesicht, als er die Waffe auf ihr Herz richtete. Mia schaute sich um. Es gab keinen Ausweg. Jetzt saß sie in der Falle. Sie dachte an Jack und ihre Kinder und fragte sich, wie sie in diesen Albtraum stolpern konnte, ehe sie die Hände in die Luft hob und aufgab.
»Du verdammtes Biest!«, schrie Jacob und rannte auf sie zu.
Nach wenigen Metern stolperte er, als die aufgeweichte Erde unter seinen Füßen nachgab und er in das Grab sank, in dem Mia vor wenigen Stunden beinahe ertrunken wäre.
Jacob krallte sich an dem schlammigen Rand fest, doch es war vergebens. Er hob den Blick zu Mia, und die Wut in seinen Augen verwandelte sich in Angst, denn er wusste, dass er dem Tod geweiht war.
Zwei Schüsse hallten durch die Nacht, die Jack trotz der Entfernung, des Regens und der nächtlichen Geräusche hörte. Ein eiskalter Schauer rann ihm über den Rücken, als er begriff, dass Cristos ihn und Mia hereingelegt hatte. Für ihn stand von Anfang an fest, dass Mia die Insel nicht verlassen durfte.
Und dann erschütterte eine gewaltige Explosion, die die beiden ersten in den Schatten stellte, die gesamte Szene. Ein riesiger Feuerball stieg in den Himmel auf, machte die Nacht zum Tage, erhellte
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