Auferstanden: Thriller (German Edition)
der ersten Reihe. Franks Witwe Lisa, Jacks Mutter, Mias Eltern und Joy Todd waren auch gekommen.
Ryan McCourt hielt eine Trauerrede und sprach von Glaube, Hoffnung und Liebe und – mit Blick auf Mia – von Wundern.
Jack wurde auf dem Banksville Friedhof in der Nähe der letzten Ruhestätte seines Vaters beigesetzt. Nur die engsten Angehörigen und Freunde standen am Grab, als der Sarg an diesem warmen Sommertag in die Erde gesenkt wurde.
Jacks letzte Handlung, sein Geschenk der Liebe, hatte Mia auf unerklärliche Weise das Leben gerettet. Sie wusste nicht, wie und ob es ein Wunder, Zauberei oder Glaube war, aber irgendwie hatte Jack sie gerettet. Mia schlang die Hände um die blaue Halskette und lächelte.
Als die Menge sich allmählich zerstreute und die Trauernden Mia und die beiden Mädchen allein zurückließen, damit sie sich in Ruhe verabschieden konnten, ging Joy auf Mias Vater zu. Sie sammelte sich, trocknete ihre Tränen und wartete einen Moment höflich, bis sie ihn ansprach.
»Mr Norris? Ich bin Joy Todd, Jacks Assistentin. Mein herzliches Beileid.«
Norris nickte.
»Das hier ist von Jack.« Joy reichte Norris einen Umschlag und ging, ohne ein weiteres Wort hinzuzufügen, davon. Norris starrte verwirrt auf den Umschlag.
Sam Norris setzte sich in sein Arbeitszimmer. Es war nach 22.00 Uhr. Mia und seine beiden Enkeltöchter schliefen oben. Sie würden vorerst bei ihm und seiner Frau bleiben.
Norris griff in die Brusttasche seines Sakkos, zog den Umschlag heraus und riss ihn auf. Er las die Beschreibung einmal durch und wandte sich der großen, mit billigem Anglerzubehör gefüllten Mahagonikiste zu, die Jack für ihn gebaut und die er ihm an dem Abend ihres verhängnisvollen Unfalls zum Geburtstag geschenkt hatte.
Er nahm die große Kiste mit den kaum sichtbaren Fugen in die Hand und drehte sie in alle Richtungen. Sie war ausgesprochen sorgfältig gearbeitet. Sam Norris bedauerte, Jack nicht zu der beeindruckenden Arbeit gratuliert zu haben. Wenn jemand stirbt, bedauern wir oft zutiefst, dass Dinge ungesagt geblieben sind.
Norris öffnete den Deckel der Kiste und blickte hinein. Er nahm die Köder und die Angelschnur heraus und starrte auf das Messingschild, das Jack an die Kiste genagelt hatte: Für immer jung – 7.01.38 bis in alle Ewigkeit. Er lächelte verhalten und klappte den Deckel wieder zu. Dann legte er eine Hand auf den kleinen Fuß auf der linken Rückseite und die andere auf den vorderen rechten Fuß, wie es in der Beschreibung stand. Die Füße waren nur einen Zentimeter hoch, sodass der Boden der Kiste den Tisch nicht berührte.
Als Norris gleichzeitig gegen die beiden Füße drückte, hörte er ein leises Klicken. Er schaute noch einmal auf die Beschreibung. Jetzt folgte dieselbe Prozedur mit den beiden anderen Füßen. Wieder hörte er ein leises Klicken in der Kiste. Norris hob den Deckel ab, wie es in der Anleitung stand, worauf die Vorderseite der Kiste nach vorne glitt und wie von Geisterhand eine große Schublade heraussprang. Er griff hinein und zog eine große Plastiktüte mit einem Label heraus, auf dem Beweismittel stand.
Dort lag auch ein zweiter Brief. Norris nahm ihn ebenfalls heraus und begann zu lesen.
Lieber Sam,
wenn du diese Zeilen liest, ist etwas passiert. Wir wissen nie, welchen Weg das Schicksal für uns bereithält. Realität ist eine Frage der Perspektive. Und mitunter geschieht etwas Unerklärliches. Wir können den Weg, den unser Leben nimmt, nicht sehen, doch der Inhalt dieser Kiste mag dem widersprechen.
Diese Dinge wurden mir zusammen mit dem Geschenk einer blauen Halskette von einem Priester des Volkes der Cotis zugeschickt.
Ich hatte eine Verabredung mit ihm, doch aus nun verständlichen Gründen konnte er nicht zu dem Termin erscheinen. Offenbar ist er gestorben, und in dieser Sache wird jetzt ermittelt.
Er hat mich angefleht, mit mir über seinen Sohn Nowaji Cristos zu sprechen, der vor fast achtzehn Monaten wegen der Morde in der Nähe der UN -Plaza hingerichtet wurde. Da die Exekution seines Sohnes durch die von mir vor Gericht vertretene Anklage erfolgte, hatte ich das Gefühl, dem Mann zumindest fünf Minuten meiner Zeit zu schulden. Am Telefon sprach er darüber, dass er die Zukunft kenne, Dinge wisse, die geschehen würden. Er sprach Warnungen aus, auf die ich achtgeben sollte, stellte eine Behauptung auf, die ich augenblicklich zurückwies. Ich nahm an, dass all dies Thema unseres geplanten Gesprächs sein würde.
An dem Tag
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