Auferstanden: Thriller (German Edition)
schnappen, die die abscheulichsten Verbrechen begingen.
Da Jack schon von Jugend an eine Vorliebe für Rätsel aller Art hatte, war er der geborene Ermittler. Er verdankte es seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten, dass er bei Detective Frank Archer eine sechsmonatige Ausbildung machen konnte. Seine Vorgesetzten vertrauten darauf, dass der erfahrene Detective sein Wissen und seine Kenntnisse an einen neuen Kollegen weitergeben würde, den jugendliche Energie, Engagement und Leidenschaft für die Polizeiarbeit auszeichneten.
Zuerst hielt Frank den Neuling für einen reichen Jungen, der gerne Räuber und Gendarm spielte, einen Angeber, den Prototypen eines Polizisten der »neuen Generation«. Doch in Wahrheit verfügte Jack über keine besonderen Privilegien, obwohl er in der oberen Mittelschicht aufgewachsen war und das hohe Einkommen seines Vaters der Familie ein gutes Leben ermöglichte. Jack hatte die finanzielle Unterstützung seines Vaters und dessen Beziehungen nach dem Collegeabschluss fast gänzlich zurückgewiesen. Er war weder arrogant noch eingebildet, und es stellte sich heraus, dass ihn diese Arbeit wirklich begeisterte.
Obwohl Frank fünfzehn Jahre älter war als Jack, wurden sie schnell Freunde und arbeiteten in den sechs Monaten in zahlreichen Fällen zusammen. Jack nahm das Wissen seines neuen Freundes begierig auf, während Frank Jacks Tatendrang und Engagement erfrischend fand in einer Welt, in der Arbeitseifer so vergänglich war wie eine kühle Sommerbrise.
Frank war in einer ganz anderen Welt aufgewachsen als Jack. Die raue Wirklichkeit der Straße hatte ihn geprägt, und er sagte seine Meinung immer freiheraus. Franks kräftige Statur und sein ungehobeltes Benehmen spiegelten seinen Charakter. Damals arbeitete er seit zehn Jahren in der Mordkommission, ohne die Freude an der Arbeit verloren zu haben. Er war in der Bronx geboren und aufgewachsen und ging mit achtzehn Jahren auf der Suche nach Abenteuern zur Armee. Allerdings verbrachte er den Großteil der zehnjährigen Dienstzeit als Sergeant in der Heimat, wenn man von einem einzigen Einsatz in Deutschland absah.
Seine Frau Lisa beklagte sich nie, als sie das ganze Land durchquerten und Frank jeweils für sechs Monate an verschiedenen Stützpunkten eingesetzt wurde. Ihr Mann musste ihr aber versprechen, dass er sich nach der Armeezeit um den Kauf eines kleinen Hauses mit Garten bemühen würde, wo sie sich niederlassen und eine Familie gründen konnten.
Frank passte gut ins Team des New York Police Departments, das froh war, einen Mann vom Militär in seinen Reihen zu haben. Er durchlief die Dezernate Drogen und Raub und arbeitete in mehreren Sondereinheiten, bis er schließlich bei der Mordkommission landete. In diesen Jahren bangte Lisa viel mehr um sein Leben, als sie es während seiner Zeit bei der Armee jemals getan hatte.
Sie hatte gehofft, diese Angst zu vertreiben, indem sie sich auf die Familie und Kinder konzentrierte. Obwohl sie es jahrelang versuchten und trotz der vielen Versprechen der Ärzte und der zahlreichen Rechnungen, blieb ihr Kinderwunsch leider unerfüllt. Sie bemühten sich, ihren Kummer durch Ablenkung zu überwinden, wie sie es immer machten, wenn sie in ihrem Leben Problemen gegenüberstanden. Lisa wurde Lehrerin und konnte ihren Mutterinstinkt indirekt dadurch befriedigen, dass sie sich bemühte, die Kinder anderer Leute aufs Leben vorzubereiten. Es machte ihr große Freude, die wissbegierigen, unbedarften Schüler der dritten Klasse zu unterrichten.
Für Frank stand der Job in noch größerem Maße im Mittelpunkt seines Lebens als für seine Frau. Er machte Karriere, wodurch er in den Genuss zahlreicher Vorteile gelangte, und im Laufe der Jahre wanderten mit seiner Hilfe viele Verbrecher ins Gefängnis. Sie kauften sich ein kleines, mit Schindeln gedecktes Einfamilienhaus in Byram Hills und führten ein friedliches, ausgeglichenes Leben.
10. Kapitel
FREITAG, 8.15 UHR
Jack krempelte den Ärmel hoch und starrte auf das kunstvolle Tattoo auf dem linken Unterarm. So etwas hatte er noch nie gesehen, weder gedruckt noch gemalt und schon gar nicht auf der Haut. Er schaute es sich genau an und betrachtete die dunkle Tinte, das dicht verwobene Muster und die sonderbaren Schriftzeichen einer Sprache, die er nicht kannte. Jack zermarterte sich das Gehirn, doch er erinnerte sich nicht, dass ihm das Tattoo gestochen worden war. Dieses Motiv hätte er sich mit Sicherheit nicht ausgesucht. Bei dem Tattoo auf seiner
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