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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Hüfte handelte es sich um eine im Alkoholrausch begangene Jugendsünde. Das hier hingegen war etwas ganz anderes. Die Erinnerung an die letzten beiden Tage schien ihm entfallen zu sein, aber er wusste, dass das Ornament auf seiner Haut mit Mias Verschwinden zu tun hatte.
    »Wie gefällt dir das Kunstwerk auf meinem Arm?«, fragte Jack in scherzhaftem Ton. Doch dann musste er sofort wieder daran denken, dass Mia entführt worden war, und rollte den Ärmel herunter.
    »Du weißt …« Frank, der das Schinkensandwich aß, das Jacks Mutter für ihn gemacht hatte, unterdrückte ein Lächeln. »… dass sich deine Gegner in dem Wahlkampf in diesem Jahr darauf stürzen werden.«
    »Wahrscheinlich wird es auf den Titelseiten der Zeitungen stehen«, sagte Jack.
    »Mia wird das gar nicht gefallen«, meinte Frank, als vertraute er darauf, dass sie Jacks Frau finden würden.
    »Mein Gott«, sagte Jack, »sie weiß es vermutlich. Vielleicht haben wir uns deshalb sogar schon gestritten.«
    »Hast du mal daran gedacht, dass es möglicherweise ihre Idee war? Sie könnte dich gebrandmarkt haben, damit ihr bestes Stück nicht verloren geht.«
    Jack zog seine Sig Sauer. Er hatte sie aus dem großen Waffensafe in seiner Werkstatt genommen, ehe sie das Haus verlassen hatten. Die Waffe nahm Jack im Grunde nur noch in die Hand, um sie zu reinigen. Sein besonderes Talent im Umgang mit Waffen gehörte mittlerweile der Vergangenheit an.
    »Ich habe dich eine Ewigkeit nicht mit einer Waffe gesehen, Jack. Weißt du noch, wie man so ein Ding benutzt?«
    »Ja«, erwiderte Jack in ruhigem Ton. »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Warum überlässt du es nicht mir, mich um die Dinge zu kümmern, die den Einsatz einer Waffe erfordern?« Frank lächelte. »Ich hasse es, erschossen zu werden.«
    Jack ging nicht auf den Scherz ein. »Das entscheiden wir, wenn es dazu kommen sollte.«
    »Du musst lernen, deine Schuldgefühle zu überwinden«, ermahnte Frank seinen Freund, als wäre er sein Sohn. »Alle haben es geschafft außer dir.«
    Jack antwortete ihm nicht. Es herrschte Schweigen im Auto, und Frank richtete seinen Blick auf den Highway.
    Jack Keeler war tot. Das zumindest glaubte die Welt. Die Zeitungen berichteten in großen Schlagzeilen darüber, und es war die erste Meldung bei jedem Nachrichtensender. Innerhalb einer Stunde hatte Jack ein Wechselbad der Gefühle von Verwirrung über Angst und Erleichterung zu erneuter Verwirrung durchlebt. Der schwache Duft von Mias Parfum hatte seine Erinnerung an die vergangene Nacht geweckt. Die beiden Teddys füllten die Lücken in seiner Erinnerung an das Ende der vergangenen Woche, aber an mehr erinnerte er sich nicht. Jack versuchte alles: Er schaute sich Bilder und ihre Kleidung im Schrank an. Dann las er ihre zahlreichen Post-its, die überall im Haus verteilt waren und als Gedächtnisstützen dienten. Dadurch hoffte er, dass ihm einfiel, was in den letzten Tagen passiert war, doch er fand keine Anhaltspunkte, um die Erinnerung an die jüngste Vergangenheit heraufzubeschwören.
    »Wenn jemand sieht, dass du lebst«, sagte Frank, »wird das eine Menge Fragen aufwerfen.«
    »Derjenige, der sie entführt hat, glaubt, ich bin tot. Das ist im Augenblick ein Vorteil.«
    »Glaubst du, es hängt mit einem Fall zusammen, in dem dein Büro ermittelt?«
    »Ich bin sicher, dass eine Menge Leute froh wären, wenn ich tot wäre. Mich würde allerdings interessieren, warum sie Mia nach der Kassette gefragt haben.«
    »Du hast die Kassette nie zuvor gesehen?«
    Jack hatte ihre Frage nach der Kassette 7138 noch im Ohr. Er zerbrach sich den Kopf, konnte sich aber an keine Kassette erinnern. Als er sah, dass der Mann sie aus dem Kofferraum des Tahoes nahm, war er überrascht. Mia musste sie dort unter dem ganzen Zeug versteckt haben, das sich im Laufe des Sommers angesammelt hatte: Soccerbälle und Tennisschläger, Wasserflaschen und Decken, Einkaufstaschen und Spielzeug. Und Jack hatte nicht die geringste Ahnung, was in der Kassette war.
    »Nein. Ich glaube es jedenfalls nicht …« Jack verstummte. Ein vager Gedanke blitzte am Rande seines Gedächtnisses auf – wie ein zwei Tage alter Traum, den man sofort vergaß, weil man ihn nicht als wichtig erachtet –, doch er bekam ihn nicht zu fassen.
    »Hör zu«, sagte Frank. »Du hast gesagt, du erinnerst dich an die vergangene Nacht und den Überfall. Du erinnerst dich, dass du in deinem Wagen gesessen hast, als er in den Fluss gestürzt ist, und dass du aus dem

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