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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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lehnte sich zitternd über die Brüstung und rief hinab: »Erledigt, Genosse General!« In der Stille klang seine Stimme sehr leise.
    »Sehr gut«, rief Borowitz zurück. »Bleiben Sie erst einmal, wo Sie sind, und halten Sie die Augen offen.« Er stöhnte und griff sich wieder an die Schulter, wo das Blut den Stoff seines Mantels durchtränkte.
    Einer der Sicherheitsleute sagte: »Sie sind ja verletzt!«
    »Natürlich, Idiot! Das kann warten. Jetzt sollen erst einmal alle hereinkommen. Ich will Ihnen etwas mitteilen. Und bis auf Weiteres darf nichts davon außerhalb dieser Mauern bekannt werden. Wie viele verdammte KGB-Männer befinden sich hier?«
    »Zwei, Herr General«, sagte der Sicherheitsmann. »Einer drinnen ...«
    »Der ist tot«, knurrte Borowitz gleichgültig.
    »Dann ist nur noch der im Wald übrig. Der Rest sind alles Angestellte des Dezernats.«
    »Gut! Aber ... hat der Typ im Wald ein Funkgerät?«
    »Nein, Genosse General.«
    »Noch besser. Also, bringen Sie ihn her und sperren Sie ihn fürs Erste ein.«
    »Sehr wohl, Genosse General.«
    »Und niemand soll sich Sorgen machen«, setzte Borowitz hinzu. »Die Verantwortung für all das ruht auf meinen Schultern – und die sind sehr breit, wie Sie wohl wissen. Nichts wird vertuscht werden, doch ich werde das auf meine Weise regeln. Dies könnte unsere Chance sein, den KGB ein für alle Mal loszuwerden.«
    Er wandte sich an den Piloten des Hubschraubers: »Sie machen sich zum Start bereit. Ich brauche einen Arzt – den vom Dezernat. Fliegen Sie ihn sofort ein.«
    »Ja, Genosse General. Sofort.« Der Pilot lief zum Hubschrauber und die Sicherheitsmänner zu ihrem Wagen, der außerhalb des Hofes stand.
    Borowitz sah zu, wie sie gingen, hängte sich bei Dragosani ein und fragte: »Boris, sind Sie noch für etwas anderes zu gebrauchen?«
    »Mir geht es so weit ganz gut, wenn Sie das meinen« erwiderte Dragosani. »Ich hatte gerade noch genug Zeit, im Vorraum Schutz zu suchen, bevor die Granate hochging.«
    Borowitz zeigte trotz des brennenden Schmerzes in seiner Schulter ein wölfisches Grinsen. »Gut!«, sagte er. »Dann gehen Sie wieder da hinein und suchen Sie einen Feuerlöscher. Kümmern Sie sich um alles, was noch brennen sollte. Danach kommen Sie zu mir in den Vortragsraum.«
    Er löste sich vom Arm des Nackten, schwankte einen Augenblick und stand dann aufrecht. »Worauf warten Sie?«
    Als Dragosani durch die zerstörte Tür zurück in den Gang kroch, wo sich der Rauch mittlerweile fast völlig verzogen hatte, rief Borowitz ihm nach: »Und Genosse – suchen Sie sich Kleider, oder zumindest ein Tuch. Ihre Arbeit ist getan für heute Nacht. Es ist wohl kaum angemessen für Boris Dragosani, den Nekromanten des Kremls – eines Tages zumindest –, so herumzulaufen, wie Gott ihn schuf, oder?«
    Eine Woche später verteidigte Gregor Borowitz bei einer geheimen Anhörung die Maßnahmen, die er in der fraglichen Nacht im umgebauten Schloss Bronnitsy getroffen hatte. Bei der Anhörung verfolgte Borowitz zwei Ziele. Erstens: Es musste aussehen, als hätte Borowitz »einen ernsthaften Zwischenfall im ›experimentellen Dezernat‹ unter Kontrolle gebracht«. Zweitens: Man sollte ihm nun völlige Unabhängigkeit von den anderen Geheimdiensten der UdSSR bewilligen, besonders vom KGB. Er wollte nicht weniger erreichen als vollständige Autonomie.
    Der fünfköpfige Ausschuss der Richter – oder besser Befrager – bestand aus Georg Krisich vom Zentralkomitee der Partei, Oliver Bellekhoyza und Karl Djannov, Mitglieder des Ministerrats, Juri Andropow, Leiter der Komissia Gosudarstvennoy Bezopasnosti, des KGB, und einem weiteren Mann, der nicht nur ein ›unabhängiger Beobachter‹ war, sondern in Wirklichkeit der persönliche Stellvertreter von Leonid Breschnew. Da der Generalsekretär in jedem Fall das letzte Wort haben würde, war sein ›namenloser‹, aber äußerst wichtiger Vertreter der Mann, den Borowitz beeindrucken musste. Er war dank seiner Anonymität auch derjenige, der am wenigsten zu sagen hatte ...
    Die Anhörung fand in einem großen Raum im zweiten Stock eines Gebäudes am Kurtsuzov-Prospekt statt, was die Teilnahme von Andropow und Breschnews Mann erleichterte, da beide ihre Büros in diesem Gebäude hatten. Niemand machte größere Schwierigkeiten. Bei allen experimentellen Projekten rechnet man mit Risiken, wenn man auch, wie Andropow leise anmerkte, wünschte, dass man diese Risiken manchmal ›vorhersehen‹ sollte. Daraufhin lächelte

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