Auferstehung
Größerer in die Welt gekommen. In meinem langen Schlaf habe ich von ihm gehört, diesem mächtigen Zauberer, und diese Gerüchte schafften es, mich zu erwecken. Die Toten nennen ihn ihren Freund, und unter den Lebenden gibt es welche, die ihn zutiefst fürchten. Ja, und ich wünschte mir, mit jenem zu sprechen, der bereits eine Legende ist unter den Legionen der Grüfte ... Und seht! – Ich rief, und er kam zu mir. Und sein Name ist Harry Keogh.«
Harry sah zu Boden und presste seine Hände auf die Erde. Er fühlte trockenen Staub. »Du bist ... hier?«
»Ich bin eins mit dem Staub der Welt«, antwortete sie. »Mein Staub ist hier.«
Harry nickte. 2000 Jahre waren eine lange Zeit. »Warum hast du mir geholfen?«, fragte er.
»Wäre es dir lieber gewesen, die Abermillionen Toten hätten mich verflucht?«, entgegnete sie sofort. »Warum ich dir half? Weil sie mich darum baten! Sie alle! Dein Ruhm eilt dir voraus, Harry. ›Rette ihn‹, bettelten sie mich an, ›denn wir lieben ihn!‹«
Wieder nickte Harry. »Meine Mutter«, sagte er.
»Deine Mutter ist nur eine. Gewiss, sie ist dein Hauptfürsprecher, aber die Toten sind zahlreich. Sie legte ihr Wort für dich ein, wohl wahr, aber viele Tausende taten es ihr gleich.«
Harry war erstaunt. »Ich kenne keine Tausende«, sagte er. »Ich kenne ein Dutzend, höchstens zwei Dutzend.«
Wieder ihr Kichern – lang, trocken und freudlos. »Aber sie kennen dich! Und wie sollte ich meine Brüder und Schwestern in der Erde ignorieren?«
»Du willst mir helfen?«
»Ja.«
»Du weißt, was ich tun muss?«
»Die anderen haben es mir gesagt, ja.«
»Dann gib mir alle Hilfe, die du mir geben kannst – wenn du kannst. Offen gesagt, auch wenn ich nicht unhöflich erscheinen will, glaube ich nicht, dass du viel tun kannst.«
»Ach? Aber ich habe einige derselben Kräfte, die du besitzt, vor zweitausend Jahren beherrscht. Sind meine Künste vergessen worden? Ein König kam Hilfe suchend zu mir, Harry Keogh!«
»Saul? Es hat ihm wenig Gutes gebracht«, bemerkte Harry in freundlichem Ton.
»Er bat mich, ihm seine Zukunft zu zeigen, und das habe ich getan.«
»Und kannst du mir meine zeigen?«
»Deine Zukunft?« Sie schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie: »Ich habe bereits in deine Zukunft gesehen, Harry, aber darüber stell mir keine Fragen.«
»So schlimm, was?«
»Taten müssen vollbracht werden«, antwortete sie, »und Falsches muss berichtigt werden. Falls ich dir zeigen würde, was sein wird, würde dich dies nicht für die vor dir liegenden Aufgaben stärken. Wie Saul würdest vielleicht auch du schwach auf die Erde sinken.«
»Werde ich verlieren?«, Harry war mutlos.
»Etwas von dir wird verloren gehen.«
»Das klingt nicht gut. Kannst du mir nicht mehr sagen?«
»Ich werde nicht mehr sagen.«
»Dann wirst du mir vielleicht mit der Möbius-Dimension helfen. Wie finde ich mich darin zurecht? Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht gekommen wärst, um mir dort hinauszuhelfen.«
»Aber ich weiß davon gar nichts«, antwortete sie offensichtlich verblüfft. »Ich rief dich, und du hast mich gehört. Warum lässt du dich nicht von jenen führen, die dich lieben?«
War das möglich? Möglicherweise schon, dachte Harry. »Das ist wenigstens etwas«, sagte er. »Ich kann es versuchen. Wie kannst du mir sonst noch helfen?«
»Für König Saul«, antwortete sie, »rief ich Samuel. Es gibt auch einige, die mit dir sprechen möchten. Lass mich das Medium ihrer Botschaften sein.«
»Aber es ist doch klar, dass ich mit den Toten selbst sprechen kann!«, rief er.
»Aber nicht mit diesen dreien«, antwortete sie, »weil du sie nicht kennst.«
»Also gut, lass mich mit ihnen sprechen.«
»Harry Keogh«, flüsterte nun eine neue Stimme in seinem Kopf, eine sanfte Stimme, die über die einstige Grausamkeit ihres Besitzers hinwegtäuschte. »Einmal habe ich dich gesehen und du mich. Ich heiße Max Batu.«
Harry schnappte nach Luft und spuckte seinen Ekel in den Sand. »Max Batu? Du bist keiner meiner Freunde«, sagte er verbittert, »du hast Keenan Gormley ermordet!« Dann dachte er darüber nach, mit wem er eigentlich sprach. »Du? Tot? Ich verstehe nicht.«
»Dragosani hat mich getötet«, berichtete ihm Batu, »um mir mit seiner Nekromantie meine Gabe zu stehlen. Er hat mir die Kehle aufgeschlitzt und mir die Eingeweide herausgerissen und meinen Leib der Fäulnis überlassen. Nun besitzt er den bösen Blick. Ich mache dir nicht vor, dein Freund zu
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