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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Ich habe mich monatelang über seinen Saustall aufgeregt und irgendwann beschlossen, es sein zu lassen. Solange der sich auf sein Zimmer beschränkt – bitte sehr. Jeder wohnt, wie er mag.
    Bei Claudia ist das Messie-Syndrom eines Tages ganz von allein verschwunden. Für ihren Gustav Johannes hat sie ihr Zimmer richtig nett zurechtgemacht. Neuerdings hat sie sogar einen Hang zum Dekorieren. Kerzen, Fotorähmchen und andere Dekoartikel stehen da jetzt rum. Sorgfältig arrangiert, wahrscheinlich abgeguckt bei ihrer zukünftigen Adels-Schwiegermutti.
    Mark, mein Sohn – ein Kiffer? Nein, das ist einfach unmöglich. Ich hätte doch gemerkt, wenn er Drogen nimmt. Das muss man doch merken als Mutter. Drogenkinder sind doch anders, oder? Sind die nicht auch sozial auffällig?
    Im Internet findet sich bestimmt eine Antwort. Beim Rumsurfen stoße ich auf eine Seite, die sich »Drogen-Detektive« nennt. Unglaublich, was man alles einfach so bestellen kann: Speicheltest, Urintest und sogar eine Haaranalyse. Die Haaranalyse erscheint mir etwas sehr teuer. 189 Euro und acht bis zehn Tage Wartezeit. Es sei denn, man legt einen Fuffi drauf – dann geht’s schneller. Weitaus günstiger, für nur 25 Euro 90 gibt’s ein Kombiset: Urintest und Drogenwischtuch. Ich bin sofort überzeugt und bestelle.
    Egal, was Mark morgen sagen wird, ich werde die Wahrheit herausfinden. Das ist mir das Geld wert, auch wenn am Ende rauskommt, dass er unschuldig ist – wovon ich zutiefst überzeugt bin … oder eher sein möchte. Mit meinem Drogenwischtuch kann ich jedenfalls bis zu einem Jahr zurückliegenden Drogenkonsum nachweisen. Ha! Der wird sich umgucken. Ich komme mir vor wie eine verdeckte Ermittlerin.
    Aber darf eine Mutter so etwas tun? Heimlich und hinter dem Rücken des Kindes? Wo bleibt da das Vertrauen? Würde ich meiner Mutter so etwas verzeihen? Zerstöre ich damit alles, was es an gutem Verhältnis zwischen meinem Sohn und mir gibt? Oder ist es wirklich zu seinem Besten? Schließlich will ich ja nur die Bestätigung, dass die Kiffer-Vermutung Quatsch ist. Ich will seine Absolution. Will ihn mit allen Mitteln freisprechen. Bestellt ist bestellt – ich kann mir ja immer noch überlegen, ob ich das Zeug benutze. Vielleicht ist er morgen ja auch gleich geständig, dann schicke ich den Kram einfach zurück oder benutze ihn bei Freunden. Wäre doch mal interessant zu wissen, wer sich so alles heimlich was reinzieht.
    Ich stöbere noch ein bisschen in den Immobilienangeboten von »Happy Housing«. Männer mögen es, wenn man sich für ihren Beruf interessiert und kompetente Fragen stellen kann. Schon um elf gehe ich ins Bett. Ich kann jeden Schönheitsschlaf gebrauchen. Auch wenn er wahrscheinlich auf den letzten Metern nicht mehr viel bringt. Meine Tochter ist noch nicht wieder aufgetaucht. Egal – soll sie halt bei den von Hessges einziehen.

    Als ich so allein in meinem Bett, unserem ehemaligen Ehebett liege, fühle ich mich mies. Ich hätte das Bett längst austauschen sollen. Ich schlafe immer noch auf meiner Seite, Christophs bleibt ungenutzt. Seine Seite ist irgendwie tabu. Ein leeres Bett ist ein deutliches Zeichen. Ein großes, leeres Doppelbett ist überdeutliches Zeichen. Sollte ich mir ein kleines Ein-Meter-40-Bett kaufen? Aber würde das dann nicht heißen, dass ich mich damit abgefunden habe, allein zu bleiben? Sollte ich mir vielleicht erst mal eine Katze anschaffen, um nachts wenigstens irgendwelche Atemgeräusche zu hören? Manchmal ahne ich noch Christophs Umrisse auf der Matratze. Manchmal vermisse ich sogar sein Schnarchen.
    Obwohl Christoph mich so irre nervt und genervt hat, fehlt er mir. Vor allem hier im Bett. Obwohl da so gut wie nie irgendetwas stattgefunden hat, wofür normale Paare ihr Bett benutzen – allein seine Präsenz war schön. Ich weiß, das ist widersprüchlich, aber es fühlt sich mies an so allein!
    Die Tage rauschen vorbei, der Alltag bietet genug Ablenkung, aber an den Abenden, wenn Ruhe im Haus herrscht und ich hier liege, wird mir die Trennung oft schmerzlich bewusst. Ich habe niemanden mehr, an den ich mich einfach mal anschmiegen kann. Der nachts Wärme ausstrahlt. Christoph hat einen wunderbar warmen Körper. Immer, zu jeder Jahreszeit. Wie ein kleiner Ofen. Jetzt ist niemand mehr da, unter den ich meine kalten Füße schieben kann. Niemanden, den ich dafür verantwortlich machen kann, wenn ich schlecht geschlafen habe. Es ist keiner mehr da, der sich um mich kümmert oder mir

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