Aufgebügelt: Roman (German Edition)
anscheinend auch, denn es kommt prompt die Antwort-SMS: Sag mal, geht’s noch, was ist denn mit Dir los? Das ist mein Haus, und da lasse ich stehen, was immer ich will!
Sein Haus!!! Wie gnädig, dass ich mit seinen Kindern in seinem Haus wohnen darf! Bisher dachte ich, es wäre unser Haus. Immerhin trage ich ja auch zum Familieneinkommen bei. Und außerdem – wer hat ihm denn seine Karriere ermöglicht? Seine Karriere und dazu Kinder? Wer hat hier den ganzen Scheiß gemacht? Gewaschen, gekocht, die Kinder aufgezogen? Und jetzt heißt es: mein Haus! Mein Impuls ist es, aufzustehen, ein Täschchen zu packen (irgendeins wird er ja dagelassen haben) und einfach zu gehen. Soll er doch in sein Haus ziehen und seine Kinder großziehen! Ich beschließe, nicht zu antworten. Der soll hier nur heute aufkreuzen! Der wird sich umgucken, der Mister Mein-Haus! Der kann sich seinen Trolley sonst wohin stecken! Wenn ich eins kann, dann richtig beleidigt sein! Das sollte er eigentlich wissen, der Idiot! Und wenn er es vergessen hat, wird er sich erinnern, spätestens heute Nachmittag. Ich fühle mich direkt besser.
Wenn der wüsste, was ich morgen mache! Was wäre dann? Wäre er sauer? Eifersüchtig oder vielleicht sogar eher ein bisschen froh, dass die abgelegte Gattin sich auch amüsiert und er dann mit seiner kleinen heißen, jungen Miezi kein schlechtes Gewissen haben muss?
Ich werde jetzt noch in die Stadt fahren und mir einen Trolley kaufen, einen schönen großen Trolley. Ich habe keine Lust für einen Kurztrip mit einem riesigen Koffer aufzulaufen. In drei Stunden kommt Christoph, aber zur Not wartet er eben ein bisschen auf mich. Ich habe in meinem Leben schon verdammt viel Zeit damit verbracht, auf ihn zu warten. Ich werde auf jeden Fall zu spät kommen, beschließe ich. Zwanzig Minuten oder so. Er kann sich ja solange mal mit seinem Vater beschäftigen. Um den kümmert er sich so gut wie überhaupt nicht. Wieso auch? Er hat ja mich, die alles regelt. Kinder, Haus, Garten und dazu noch den Vater. Da kann der Gnädigste sich ja ruhig mal so rauspicken, was ihm gerade in den Kram passt. Sein Haus! Ich kann mich kaum beruhigen. Sobald ich nur daran denke, brodelt es in mir: »Da lasse ich stehen, was immer ich will!« Ja, mich hat er stehen lassen in seinem Haus, zusammen mit seinem alten Krempel. Gut, in gewisser Weise bin ich auch genau das: alter, benutzter Krempel.
Wenn ich jetzt sowieso in die Stadt fahre, kann ich gleich auch noch schnell neue Unterwäsche kaufen und zum Waxing gehen. Rasieren ist ja immer so eine Sache. Mist, das hätte ich mal besser schon vor ein paar Tagen erledigt. Nicht dass ich untenrum pickelig bin. Dann lieber haarig.
»Ich fahre noch mal schnell in die Stadt, muss was erledigen«, sage ich Rudi schnell Bescheid.
»Isch bin hier, lass der Zeit«, antwortet er freundlich.
»Kommt Irene heute?«, will ich noch wissen.
»Ne, mer mache heut ma jeder seins. Klaane Auszeit! Isch geh jetzt mit em Hund. Des tut mer aach gut. Un mein Bub kommt ja nachher, da will isch gern hier sein«, informiert er mich. Sein Bub!
»Ich komme auch um die Zeit wieder – wir müssen ja mit Mark reden. Also bis nachher«, verabschiede ich mich von Rudi.
Einen Trolley zu kaufen ist wesentlich einfacher als schöne Unterwäsche. Genauer: Schöne Unterwäsche gibt es massenweise, aber schöne Unterwäsche, die auch an meinem Körper schön aussieht, zu finden ist schwer. Ich stehe in der Umkleide eines großen Kaufhauses, und eine Fachkraft aus der Wäscheabteilung kümmert sich um mich. Sie hat, beim ersten Blick auf meine Brüste, entschieden, dass ein Push-up nicht schaden kann.
»Ich würde sagen B- bis C-Körbchen und fünfundachtzig Umfang«, schätzt sie.
»Ich hatte bisher achtzig«, wehre ich mich, »achtzig B!«
»Die meisten Frauen tragen viel zu knappe Wäsche!«, bleibt sie streng. »Sie auch! Das sehe ich durch Ihr T-Shirt. Die Träger schneiden ein und vorne quillt es.« Wirklich charmant.
»Für welchen Anlass soll es denn sein? Sport, Alltag oder für besondere Momente?«, will sie dann wissen und zwinkert mir zu.
»Also, am ehesten vielleicht besonderer Moment«, antworte ich. »Gut«, stellt sie ungerührt fest, »untenrum würde ich sagen zweiundvierzig. Ich hol dann mal was! Farblich irgendeine Vorstellung?«
Ich will sie wieder korrigieren und ihr sagen, dass ich vierzig trage, lasse es dann aber. Wenn mir der Slip gleich runterrutscht, wird sie schon überzeugt sein.
»Also, schwarz
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