Aufgebügelt: Roman (German Edition)
jedenfalls nicht.
Als ich nach Hause komme, hat Rudi schon gekocht. Er kümmert sich wirklich häufig ums Essen, seitdem er den Kochkurs besucht hat.
»Ach, Andrea, des is mer alles immer noch so irre peinlisch!«, stöhnt er, als er mich sieht.
»Ich habe es schon fast vergessen, Rudi. Erinner mich einfach nicht mehr dran!«, antworte ich und muss sofort an den rosa Puschel auf Irenes Po denken.
Rudi hat Risotto gemacht. Mit grünem Spargel und Champignons. Es sollten sehr viel mehr Männer in Kochkurse gehen. Man sollte Kochkurse zum Männerpflichtprogramm machen.
Während Rudi sein Risotto umrührt, »Mer muss viel rührn. Des is des Geheimnis von em gute Risotto!«, erzählt er mir Neues aus seinem Liebesleben: »Mit der Irene un mir is es grad schwierisch. Irschendwie strengt die misch mehr an, als se mir guttut. Isch will kaan Stress, und ma ehrlisch, ach wenn de net dran erinnert wern willst, des mit dene Handschelle un so, des war net mei Idee. Isch hab’s gern ganz normal. Isch brauch da kei Artistik un so was.«
»Aber du magst die Irene doch«, versuche ich die Handschellen aus seinem Kopf zu bekommen.
»Ja, isch mag se ganz gern, abä isch hab’s aach gern geruhsam und will net als so en Heckmeck. Un mer macht des irschendwie Stress, wenn aane dauernd was will!«, erklärt er mir seine Gefühlslage.
Das klingt nicht gut und hört sich nach Typisch-Mann an. Spaß – ja, es nett haben – ja, aber anstrengend soll es bitte nicht sein. Sobald Frauen Ansprüche stellen, wird es den meisten Männern zu viel. Da ist selbst mein Rudi keine Ausnahme. Schade.
»Aber es ist nun mal so in einer Beziehung – jeder hat seine Wünsche und Bedürfnisse«, gebe ich therapeutischen Rat.
»Beziehung! Ei, isch hab nie gesagt, dess isch ne Beziehung will. Mer mache Sache zusamme, abä mer sin ja net verheiratet. Des war isch schon ma, un des werde isch sicher net wiedä tun. Isch hätt des all gern eher so unverbindlischer«, ist seine prompte Antwort.
Unverbindlich, aber gerne mit Sex. Schon wieder typisch Mann. Ich glaube nicht, dass seine Irene sich damit zufriedengibt.
»Und was hält Irene von deinen Unverbindlichkeitsabsichten?«, frage ich nach.
»So direkt hab isch ihr des noch net gesacht! Mehr so angedeutet«, gibt er zu. Also ist er auch noch feige.
»Du musst schon ehrlich mit ihr sein. Das hat sie nicht verdient!«, ermahne ich ihn.
»Des hat sich irschendwie noch net ergeben«, wehrt er meine Vorwürfe ab.
»Du bist doch kein Feigling. Oder hast du etwa keine Eier in der Hose?«, werde ich jetzt deutlicher.
»Du hast ja rescht«, lenkt er ein. »Isch werd’s demnächst emal anspreche. Sie will aach, dess isch bei ihr einzieh, un werklisch, Andrea, des will isch uff kaanen Fall. Isch bin gern hier bei euch, des wird mer sonst aanfach zu eng. Lebe will isch liebä hier mit euch.«
Rudi – ausziehen? Ich schaue auf das appetitliche Risotto und denke: Nein. Nein, den gebe ich nicht her. Wir sind ein gutes Team, Rudi und ich.
»Ausziehen würde auch ein bisschen weit gehen«, wechsle ich jetzt, aus purem Eigennutz die Seite. Tut mir leid, Irene, denke ich, aber bei aller weiblichen Solidarität, das Risotto wird weiterhin hier auf meinem Tisch stehen.
»Ich lasse dich auf keinen Fall ausziehen! So weit muss es ja nicht gehen. Man kann ja auch eine Beziehung haben und trotzdem getrennt wohnen!«, unterstütze ich meinen Schwiegervater.
»Mer wern es sehen!«, knurrt er und erklärt das Risotto für fertig.
Kaum steht es auf dem Tisch, sind auch schon die Kinder da. Fast als hätten sie vor der Tür gelauert und nur darauf gewartet, dass es Essen gibt.
Claudia ist mal wieder schlecht gelaunt.
»Was ist denn los, mein Schatz?«, bemühe ich mich, obwohl es an sich keinen Grund für ausufernde Freundlichkeit gibt. Aber der Gedanke an meinen wahnwitzigen Ausflug und die Erinnerung an die Gesichter von Gesa und Silke heute Morgen machen mir unverhältnismäßig gute Laune.
»Bin genervt«, antwortet sie und schlingt das Risotto in sich rein.
»Wovon denn?«, versuche ich, so etwas wie eine Konversation entstehen zu lassen. »Von der Schule?«
»Das eh«, antwortet sie, »aber auch von Gustav Johannes.«
Oh, das sind ja ganz neue Töne. Ich bin kurz davor, mich zu freuen, darf mir das aber natürlich auf keinen Fall anmerken lassen. Zeige ich jetzt Begeisterung, wird sie ihn sofort verteidigen. Also muss ich es genau umgekehrt machen.
»Na, so schlimm kann es doch nicht sein«, heuchle
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