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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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trotzdem gut verpackt, und das Schleifchen hat was. Ich gucke auf die Uhr und erschrecke. In einer Stunde wird Herr Haus-und-Trolleybesitzer bei uns eintrudeln. Ich entscheide, sowohl Grün als auch Lila zu kaufen. Obwohl ich nicht in einer schicken Designerboutique geshoppt habe, sind die Preise furchterregend. 225 Euro zahle ich für das bisschen Stoff. Egal, ich werde gut aussehen, und das wiederum ist gut für meine Psyche. Ich kann jede Unterstützung brauchen, und die bietet gute Wäsche ja in jeder Hinsicht. Also, eine notwendige und sinnvolle Ausgabe. Immerhin kostet mich die Reise ja nichts. Ich habe somit, wenn man die Gesamtkalkulation betrachtet, immer noch immens gespart. Auf dem Weg in die Kofferabteilung komme ich an den Schuhen vorbei. High Heels – die hätte ich ja fast vergessen! Ich schaue mich schnell um, und sofort springen mir ein paar Lackpumps ins Auge. Unglaublich hoch, aber verdammt sexy – und sie passen. Die nehm ich! Dann kaufe ich auch noch schnell einen Trolley. Zu groß, um als Handgepäck durchzugehen, aber kleiner als mein Koffer. Noch mal 240 Euro weg. So langsam hätte ich den Flug wahrscheinlich selbst bezahlen können, aber da hätte ich ja dann trotzdem einen Trolley gebraucht, rede ich mir den Preis schön. Ich kann ja auch nicht am Business Class Schalter mit einem total billigen Rollköfferchen auftauchen, und so ein Trolley ist außerdem eine Anschaffung fürs Leben. Bei dieser Art von Anschaffungen sollte man also keinesfalls sparen. Wirklich ein sehr hochwertig aussehender Trolley, ein ganz anderes Kaliber als der von Christoph. »Hochwertisch« ist ein Begriff aus dem Repertoire meines Schwiegervaters.

    Ich komme genau 20 Minuten zu spät nach Hause. Mit meinem Trolley in der Hand betrete ich das Haus. Sein Haus!
    »Schön, dass du auch vorbeischaust, Andrea«, begrüßt mich mein Ex. »Ich hatte ein kleines, unvorhergesehenes Trolleyproblem und musste noch mal in die Stadt!«, knurre ich zurück.
    »Prima«, sagt er nur und deutet auf unseren Trolley. »Habe ich dir mitgebracht. Na ja, vielleicht kannst du den anderen zurückbringen.« Oh, da hat er sich erbarmt und der armen Exfrau seinen Trolley zur Verfügung gestellt. Wie enorm großherzig! Ich denke nicht daran, meinen wunderbaren chicen Rollkoffer zurückzugeben, um dann jedes Mal, wenn ich einen brauche, auf Ihro Gnaden angewiesen zu sein.
    »Ich bin nicht gern abhängig von deinen Launen«, antworte ich ruhig. »Nur raus mit der Kohle, wir haben es ja!«, meckert er. »Ich arbeite, falls du das vergessen hast, ich verdiene Geld!«, platzt es aus mir heraus.
    »Wollt ihr noch mit mir reden? Oder lieber weiterstreiten! Dann gehe ich zu Frank!«, mischt sich jetzt Mark ein. Den hatte ich glatt vergessen.
    »Geh du hoch. Wir rufen dich, wenn wir mit dir reden wollen. Du gehst heute weder zu Frank noch zu sonst wem!«, bekommt jetzt mein Sohn meine schlechte Laune ab.
    Rudi macht sich bemerkbar: »Soll isch auch raufgehen?«, räuspert er sich scheu.
    »Ja«, antwortet Christoph. »Nichts für ungut, Papa, aber ich muss hier noch was mit Andrea abklären.«
    Da bin ich aber gespannt. Will er die Scheidung, ist seine Miezi schwanger, oder nimmt er mir meinen neuen Trolley weg? Was will der denn unbedingt unter vier Augen bereden?
    Rudi und Mark verschwinden ins Obergeschoss – sichtlich erleichtert, dem Krisengebiet entkommen zu sein. Am liebsten würde ich auch hochgehen.
    »Und was gibt’s so Wichtiges zu klären? Sollten wir nicht lieber mit Mark reden?«, eröffne ich unser Gespräch.
    »Ja, aber vorher muss ich dir was sagen.« Er räuspert sich, und ich ahne, dass es nichts mit dem Trolley zu tun hat. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck.
    »Sarah Marie und ich überlegen, zusammenzuziehen. Nicht heute oder morgen, aber demnächst. Ich will, dass du das weißt.«
    Welch wunderbare Nachricht! Ich will, dass du das weißt! Wofür? Damit ich ihnen zum Einzug Brot und Salz vorbeibringe? Ihnen beim Umzug helfe?
    Dieses Zusammenziehen ist mehr als nur ein Zusammenziehen. Es bedeutet: Das war es für uns. Aus, Schluss, vorbei. Von wegen vorübergehend getrennt. Hätte er nicht erst mal mit mir sprechen, unsere Beziehung klären müssen, bevor er einen so weitreichenden Entschluss fasst? Das ist der Todesstoß für jeden noch so geringen Hoffnungsschimmer. Sie ziehen zusammen. Das ist ein Schritt weiter als: Sie haben eine Beziehung. Das hat was Ernstes. Was Verbindliches. Und es ist genau das, wovor mich meine

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