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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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habt, krieg ich es jetzt ab. Das ist voll fies und ungerecht!«, schreit Mark und springt auf. »Ich geh hoch und mach es mir in meinem Zimmer gemütlich«, schiebt er noch verächtlich hinterher.
    »Ich entscheide, wann das Gespräch beendet ist!«, versucht Christoph seine Autorität zu demonstrieren.
    »Bestraf mich doch! Aber mehr könnt ihr ja nicht mehr machen, oder willst du mich noch schlagen?«, brüllt er von der Treppe.
    »Und jetzt?«, frage ich nur.
    »Jetzt bleibt er zu Hause und bekommt keinen einzigen Euro!«, entscheidet Christoph.
    »Und wegen des Kiffens? Sollen wir uns da Rat bei einem Fachmann holen?«, hake ich noch mal nach.
    »Andrea, er kifft. Das machen die meisten Jungs. Das ist keine große Sache, aber das darf man ihm natürlich nicht sagen. Bei der Drogenberatung lachen die uns aus.«
    Das halte ich für völlig falsch. Kiffen kann der Einstieg in alles sein – ich lese Zeitung und bin ja keine komplett naive Mutti. Mir fällt mein Drogenprüfset ein. Mist. Die Ausgabe hätte ich mir schenken können. Er hat ja gestanden. Andererseits kann ich in ein paar Wochen überprüfen, ob er wirklich aufgehört hat zu kiffen.
    »Meinst du, der lässt das jetzt?«, frage ich Christoph.
    »Keine Ahnung. Aber hier hat er ja wenig Möglichkeiten, an das Zeug ranzukommen, und er wird ja wohl kaum was rauchen, wenn du im Haus bist.«
    Das wiederum halte ich für naiv. Und was ist mit der Schule? Soll ich da etwa mitgehen? Rund-um-die-Uhr-Kontrolle ist schlicht nicht machbar.
    »Willst du ihn hier anketten? Was ist mit der Schule und dem Sport?«, weise ich Christoph auf die kleinen Schwachstellen in seinem Plan hin.
    »Der wird kaum in der Schule kiffen, das traut der sich nicht!«, antwortet der. Da wäre ich mir nicht mehr so sicher. Bis vor einer halben Stunde hätte ich überhaupt nicht für möglich gehalten, dass mein Sohn ein Kiffer ist.
    »Du musst ihn dir nach der Schule genau anschauen! Und wenn er kein Geld hat, kann er auch nichts kaufen!«, sagt Christoph.
    Wie soll ich den denn kontrollieren? Knallharte Leibesvisitation? Sollen wir Rudis Dackel zum Drogenspürhund ausbilden lassen? Oder muss mein Sohn täglich nach Schulschluss zum Urintest? Wie stellt Christoph sich das vor, und welche Rolle übernimmt er in seinem Plan?
    »Tolle Idee! Und woran sehe ich, ob er gekifft hat? Und was machst du?«, antworte ich leicht genervt.
    »Ich gehe arbeiten und finanziere das alles!«, hat er die Antwort sofort parat und guckt hochnäsig.
    Entweder ich schlage ihn, oder ich schlage ihn und gehe, oder ich schlage ihn, brülle und gehe dann. Also gut! Ich schlage ihn in Gedanken und gehe, kann mir allerdings einen kleinen Kommentar nicht verkneifen.
    »So nicht! So redest du nicht mit mir! Gespräch beendet!«, zische ich.
    »Dein ewiges Beleidigtsein nervt, aber wir sind ja durch. Warten wir einfach mal ab!«, bemerkt er, von meinem Ausbruch ziemlich ungerührt, und erhebt sich.
    »Dann mache ich das halt auch wieder allein. Wär ja sonst auch echt mal was Neues gewesen, wenn du was gemacht hättest!«, keife ich.
    Nein, ich habe mich nicht wirklich unter Kontrolle. Der regt mich richtig auf. Was denkt der? Dass Mark nach seiner kleinen Ansprache einfach aufhört mit der Kifferei – weil Papa mal geschimpft hat?
    Was haben wir da überhaupt gemacht? War das die richtige Art und Weise, mit dem Problem umzugehen? Hätten wir nicht nach dem Warum fragen müssen und erwähnen sollen, dass wir uns Sorgen machen? Dass wir unsicher sind, nicht wirklich Bescheid wissen und einfach nur Angst um ihn haben? Das, was wir da abgeliefert haben, war keine eins a Pädagogik. Im Gegenteil. Frontalgemeckere, sonst nichts. Genau die Art, bei der ich früher einfach abgeschaltet habe. Weil es nervig war und so vorhersehbar. Mit Christoph kann ich darüber nicht mehr sprechen – er hat gerade die Haustür hinter sich zugeknallt. Nicht mal seinem Vater hat er Tschüs gesagt. Das lässt darauf schließen, dass er ziemlich aufgebracht ist. Was soll’s. Hat er verdient. Ich werde mich noch mal in Ruhe mit ihm besprechen, wenn ich von meinem Wellness-Wochenende zurück bin. So oft wie ich das jetzt erzählt habe, glaube ich schon fast selbst dran. Letztlich ist es ja auch eine Art Wellness-Wochenende. Für meine Psyche. Und meinen Unterleib – hoffe ich zumindest.

    Es ist kurz vor sieben. Mist! Kati und Siegmar und das Grillen. Die habe ich zwischendrin glatt vergessen, genau wie den Salat, den ich mitbringen wollte. In

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