Aufgedirndlt
Blick auf ihre wohlgeformten Oberschenkel und noch weiter hinauf.
Binnen Sekunden war Drostes Souveränität beim Teufel. Während Pauline ihm im sachlichsten Ton der Welt erklärte, was sie wollte, ließ sie scheinbar zufällig immer wieder ihre angewinkelten Beine für wenige Zentimeter auseinanderkippen, um sie dann gleich wieder zusammenzudrücken. Pauline hatte nicht vor, mit Anwalt Droste zu schlafen. Aber ihr war im Gespräch mit den anderen klar geworden, dass sie für ihr Vorhaben in Bayern Startkapital brauchten. Droste sollte sie für den Auszug entschädigen – und zwar ordentlich. In den nächsten dreißig Minuten handelte Pauline einhunderttausend Euro Abfindung heraus. Ihre Aktion hatte sich gelohnt.
Fünf Tage später veranstalteten die Mädchen vom Zonenhof einen Hofflohmarkt, auf dem sie fast alle mobilen Gegenstände aus dem Haus verscherbelten, und legten sich einen ausrangierten Schulbus zu. Nach Abzug der Kosten für das Gefährt blieb den Amazonen ein Startkapital von zweiunddreißigtausend Euro für ihr Bayernabenteuer. Die Reise konnte losgehen. Dass keine von ihnen einen Busführerschein hatte, war den Mädchen schnuppe. Sie gingen davon aus, dass sie auf dem Weg nach Bayern schon nicht kontrolliert würden.
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Kurt Nonnenmacher hatte es als gänzlich unter seiner Würde betrachtet, sich auch für den Hotelwachdienst einteilen zu lassen. Doch seit er wusste, dass sich dort wegen des Castings täglich die schönsten Frauen einfanden, übte der Ort eine geradezu magische Anziehungskraft auf ihn aus.
Mehrmals wöchentlich erfand der Polizeichef nunmehr hanebüchene Vorwände, um seine Mitarbeiter im Rahmen sogenannter »Routinebesuche zwecks dienstlicher Besprechung« auf dem Gelände aufzusuchen.
An einem dieser Tage waren Anne Loop und Sepp Kastner gerade dabei, den morgendlichen Ansturm an potenziellen Heiratskandidatinnen in einer langen Schlange zu ordnen, die sich vom Rezeptionsgebäude bis zum Parkplatz hinunter erstreckte, als der Dienststellenleiter aus seinem Streifenwagen stieg.
»So, passt alles?«, fragte er, als Anne gerade einer eigens aus Wien angereisten Zwanzigjährigen empfahl, sich doch eine warme Jacke aus dem Auto zu holen, weil es sicherlich drei Stunden dauern würde, ehe sie an die Reihe käme und die Morgenluft noch kühl war.
»Ja, bis auf einige Kleinigkeiten. Erst hatten mir zwei Nervenzusammenbrüche und dann eine kleine Schlägerei. Kein Vergleich zu gestern, wo die hier angefangen haben, Sekt zu saufen, und ein Lagerfeuer im Hotel-Biergarten machen wollten«, berichtete Kastner.
Nonnenmacher nahm seinen Untergebenen zur Seite und fragte ihn in verschwörerischem Ton: »Du, ganz unter uns: Was macht der Scheich mit denen eigentlich da drin?«
»Keine Ahnung. Die, wo ich gefragt habe, die haben gesagt, dass sie nix sagen dürfen. Der Assistent vom Scheich, weißt’ schon, dieser Aladdin Dingsbums, also der ohne Bart und Turban, der lässt jede, die rein will, eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben. Außerdem hat er gedroht, dass wer was austratscht, von vornherein nicht für die Endrunde nummeriert wird.«
»Nominiert meinst du, oder?« Ohne Kastners Antwort abzuwarten, fuhr Nonnenmacher mit einem kritischen Blick fort, der ihn – so hoffte er vergeblich – wie Clint Eastwood aussehen lassen sollte: »So so. Das heißt, da finden quasi geheime Umtriebe statt?«
Kastner nickte. »So schaut’s aus.«
»Und das in einem demokratischen Freistaat!«, konstatierte Nonnenmacher erschüttert. »Arabische Verhältnisse … bei uns in Bayern!«
»Ja«, meinte Kastner nur, und beide musterten nachdenklich die Horde gut gebauter Mädchen.
Dann meinte Nonnenmacher abrupt: »Und wie schauen die Frauen aus, die da wieder rauskommen?«
»Super«, meinte Kastner strahlend. »Du glaubst gar nicht, was es in Deutschland alles für Madeln gibt …«
»Nein, ich meine nicht, ob die gut ausschauen«, unterbrach ihn der Inspektionschef. »Das hat uns als Polizeibehörde nicht zu interessieren, jedenfalls nur sekundär. Sepp, so was musst du als Profi knallhart ausblenden! Ich meine, ob es irgendwelche Anzeichen für Misshandlungen oder Ähnliches gibt?«
»Einen roten Kopf haben’s meistens, wenn’s rauskommen«, antwortete Kastner, nachdem er kurz überlegt hatte. »Wart halt kurz und verschaff dir selbst einen Eindruck, es werden eh bald die Ersten wieder da sein. Bei dem Raschid bin Suhail geht so ein Casting schneller wie bei dem blonden
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