Aufgedirndlt
überlegen«, stellte Madleen fest.
»Für Geld würde ich’s nicht machen, aber um unsere Idee hier zu retten, würde ich’s schon tun«, meinte Sami, die am Nachmittag die Handtuchshow für den Anwalt aufgeführt hatte.
»Na also, dann wissen wir ja, wer mit ihm pennt, falls er noch mal wiederkommt«, lachte Pauline.
»Und was, wenn er das nicht tut?«, wollte ein jüngeres Mädchen wissen, wobei sie den Blick gesenkt hielt und nervös an ihrer Holzhalskette zupfte.
»Dann mieten wir uns woanders einen Hof. Hier gibt’s doch noch tausend andere heruntergekommene Gehöfte. Da finden wir schon was«, meinte Madleen.
»O Mann«, entfuhr es Pauline, »ich weiß nicht, ob ich noch mal die Power habe, so was wie hier aufzubauen. Und dann kommt am Ende wieder einer und baut ein Hotel. Das ist doch Scheiße.«
»Wir müssten uns selbst was kaufen!«, rief das Mädchen mit der Holzkette, das eben noch so bedrückt gewirkt hatte. »Dann kann uns niemand mehr rausschmeißen. Dann sind wir wirklich frei und unabhängig.«
»Und mit welchem Geld? Dafür braucht man mindestens eine Million!«
Tatsächlich kam Anwalt Droste nicht wieder auf den Zonenhof. Stattdessen erreichte die Mädchenkommune vier Tage später ein Einschreiben, das alle Hoffnungen zunichte machte. Darin konstatierte der Jurist erneut, dass der Investor an seinen Plänen festhalte und dass die Mädchen den Hof zur gesetzten Frist zu räumen hätten. Im Übrigen verbitte er sich weitere unsittliche Anträge, die seine Integrität als Rechtsanwalt und Vertreter der Eigentümerseite infrage stellten.
Es war die Energie der Verzweiflung, die die Mädchen dazu brachte, am Abend ein ausgelassenes Fest zu feiern.
Nachdem der Postbote am frühen Nachmittag den Hof verlassen hatte, bauten sie vor dem Haupthaus eine lange Tafel auf, trugen kistenweise Wein und Bier nach draußen, stellten alles, was sie an Essen in ihren Kühlschränken hatten, auf einen weiteren Tisch und nahmen die Wasserpfeifen in Betrieb. Bis die Sonne unterging, waren alle komplett berauscht, manche schliefen Arm in Arm im Beet, andere knutschten unter dem Tisch herum. Es war jetzt sowieso alles egal.
Als es kühler wurde, versammelten sich immer mehr der Amazonen im Haus. Der süßliche Duft von Marihuana und Räucherkerzen breitete sich in den Räumen aus. Aus der Küche drang indische Musik, drei Mädchen bemalten sich tanzend mit Fingerfarben. Im Wohnzimmer lief leise der Fernseher. Die meisten, die hier lagerten, waren völlig benommen von den Eskapaden des Nachmittags und Abends. Madleen und Pauline hatten sich auf der großen Liegefläche einen Platz gesichert und es sich zwischen den vielen bunten Kissen gemütlich gemacht. Madleen stierte auf den Bildschirm, auf dem gerade die Bilder einer Boulevardsendung zu sehen waren.
»Wer hat die Fernbedienung?«, fragte sie, nachdem die Schlagzeile einer auf der Mattscheibe gezeigten Zeitungsseite ihre Neugier erregt hatte. Dort stand:
GROSSES CASTING
Scheich schenkt Gewinnerin Gutshof in Bayern
»Mach mal lauter«, rief Madleen jetzt aufgeregt. Doch die anderen waren viel zu bekifft, um zu reagieren.
Madleen sprang auf und scannte den Raum. Wo war die gottverdammte Fernbedienung? Weil sie sie nicht fand, stellte sie sich ganz nah vor den Fernseher und verfolgte aufmerksam den Bericht.
Am nächsten Tag hatten die Mädchen vom Zonenhof einen Plan, der sich zwar kurios anhören mochte, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Sie würden nach Bayern ziehen und beim Harems-Casting mitmachen. Alle siebenundzwanzig. Eine von ihnen würde siegen, und damit würden sie diesen Gutshof in Bayern gewinnen. Der Anwalt Droste konnte sie am Arsch lecken, der prüde Sack.
Doch weil Pauline neben all ihren Idealen doch auch Geschäftsfrau war, warf sie sich an einem der nächsten Tage in ein für ihre Verhältnisse konservatives Kostüm – allerdings mit sehr kurzem Rock – und fuhr nach Leipzig. Für die Rettung des Amazonenprojekts wollte sie noch einmal alles einsetzen, was ihr als Frau zur Verfügung stand.
Als sie vor dem Mahagonischreibtisch in Anwalt Drostes Büro stand, fragte sie kurz: »Sie erlauben doch«, öffnete die Riemchen ihrer hohen schwarzen Sandalen und ließ diese auf den Parkettboden plumpsen. »Ist einfach bequemer so«, flötete sie, zog ihre Beine hoch auf den Besuchersessel und setzte sich auf ihre Unterschenkel. Ihr Rock rutschte dabei bedenklich weit nach oben und eröffnete dem Anwalt einen großzügigen
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