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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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trocken.
    »Geld?«, fragte der Assistent überrascht. Doch er schien sich mit dem Gedanken anfreunden zu können. »Wie viel denn?«
    »Sagen wir, fünfhundert Euro pro Frau?« Wenn der Scheich schon so respektlos mit Frauen umging, dann sollte er wenigstens ordentlich dafür bezahlen.
    »So viel!«, empörte sich der Hoteldirektor.
    »Darauf gehen die nicht ein«, schnaubte Nonnenmacher. »Eine bayerische Frau ist doch nicht käuflich!«
    Eine halbe Stunde später hatten alle Damen, die nicht den Altersvorstellungen des Scheichs entsprachen, das Hotelgelände verlassen. Das Lied vom Scheich und der Liebe aber konnte man in den folgenden Tagen in den Boutiquen und Geschäften der Seegemeinden immer wieder summen und singen hören. Ein Fischer am Stammtisch behauptete gar, er habe beim morgendlichen Ablegen einen Vogel das Lied pfeifen gehört. Aber was erzählt man nicht alles nach dem dritten Bier …
    Zuerst hörten Anne und Lisa nur ein »Psst«, sahen aber niemanden. Sie standen gerade im Supermarkt vor dem Nudelregal, nachdem Anne ihre Tochter vom Hort abgeholt hatte, in dem Lisa nun untergebracht war, und überlegten, was sie zum Abendessen einkaufen sollten.
    »Psst«, erklang es da schon wieder.
    »Da!«, rief Lisa und zeigte zum Ende des Lebensmittelregals, von wo die Nachbarin der beiden ihnen zuwinkte.
    »Frau Schimmler!«, rief Anne der Alten freundlich zu. »Alles okay?«
    Die ein wenig verwahrlost aussehende Nachbarin kam näher, den Einkaufswagen im Schlepptau. Doch bevor sie das Wort ergriff, sah sie sich mit verschwörerischer Miene um.
    »Haben Sie’s schon gehört?«
    »Was denn?«, fragte Anne.
    »Mama, ich hab’ Hunger«, quengelte Lisa dazwischen.
    »Es gibt bald keine Frauen mehr im Tal!«, raunte die alte Schimmlerin und sah sich wieder hektisch um. »Ein Scheich kauft sie nämlich alle auf.« Die Alte hob die Augenbrauen. »Haben’S das schon gehört?«
    »Also in dieser Version noch nicht«, meinte Anne in normaler Lautstärke.
    »Psst!«, zischte die Alte. Im Hintergrund piepte der Kassenscanner. »Es ist auch noch nicht in der Zeitung gestanden. Aber Sie als Kriminalkommissarin müssen es doch als Erste wissen. Sie müssen ermitteln! Ermitteln müssen Sie!« Frau Schimmler machte eine Pause, in der sie in ihrer Tasche herumkramte. »Ah, da ist er ja.« Sie hob einen Schlüsselbund hoch, sagte: »Der Schlüssel!«, und ließ das Objekt wieder in ihre Tasche plumpsen, so als hätte es irgendeine Bedeutung im Zusammenhang mit dem Geheimnis, das sie Anne anvertrauen wollte. »Also, Folgendes …«
    »Ma-ma! Ich hab’ Hun-ger!«, beschwerte sich Lisa erneut.
    »Jetzt sei mal still, Kind«, befahl die Alte ungeduldig. Und zu Anne gewandt: »Auf alle Fälle: Der Scheich, er ist ein Nachfahre vom Osama – Sie wissen schon, Frau Loop? Elfter September! Elf-ter Sep-tem-ber!« Anne nickte übertrieben, und die Nachbarin fuhr fort. »Auf alle Fälle: Der Scheich hat einen Geheimplan.« Sie blickte Anne aus großen Augen an. »Der kauft jetzt hier alle Frauen und zwingt sie zum Kinderkriegen. Einfach so! Weil bayerische Frauen, das liegt an der Milch, gesündere Kinder bekommen als wie arabische.« Sie kniff die Augen zusammen. »Und was hat das zur Folge?« Anne zuckte erneut mit den Schultern. »Dass die Mädchen, wenn sie Frauen werden, größere Brüste kriegen …« Jetzt starrte Anne nur noch ratlos. »… und die bayerischen Buben stärker werden. Das alles macht die Milch!« Frau Schimmler fuhr sich, nicht ohne Nationalstolz, durch das strähnige Haar. »Ich meine, mir haben das ja schon lange gewusst. Aber er, der Ölscheich, der hat noch einen weiteren Grund. Und wissen’S, welchen?« Anne zuckte mit den Schultern. »In Arabien kommen zu wenige Kinder auf die Welt. Deshalb!«
    Anne sagte nur »aha«.
    »Ja, da staunen Sie.« Jetzt zog sie Anne an deren T-Shirt ein Stück in ihre Richtung und wechselte in ein giftiges Zischeln. »Also mich geht’s ja nix an, aber wissen Sie, mit was der die Frauen lockt?« Anne schüttelte den Kopf. »Er verspricht ihnen eine Immobilie, die wo jede Frau in Bayern mit Handkuss nimmt!« Anne roch den abgestandenen Atem der Alten, sie wollte weg. Aber Frau Schimmler ließ sie nicht los. »Jetzt raten’S einmal, welche!«
    »Ma-ma!«
    »Also, Frau Schimmler, es tut mir leid«, meinte Anne vorsichtig, »aber meine Tochter ist hungrig. Könnten wir das Gespräch vielleicht ein andermal fortführen?«
    Ohne auf den Einwurf einzugehen, bellte die Alte

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