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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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U-Haft. Und dann machen mir ihnen den Prozess.«
    »So ein Quatsch«, antwortete Anne empört. »Selbst wenn Herr bin Suhail Frauen dazu gebracht hat, mit ihm zu schlafen, weil sie dachten, dass sie dadurch beim Casting bevorzugt werden, ist das doch noch kein hinreichender Grund, um ihn einzusperren!«
    »Dass Sie jetzt auch noch diese Araber-Lumpen verteidigen, Frau Loop! Aber das ist mir wurscht. Ich werde mir die jetzt vorknöpfen, eigenhändig, die ganze Bagage. Mir sind nämlich hier immer noch in Bayern. Und wir sind nicht umsonst ein Freistaat. In diesem Land hat die Frau Rechte!« Er zögerte kurz und meinte dann leiser: »Zwar weniger als der Mann, weil das geht ja gar nicht anders, weil … schon aus biologischen Gründen …, aber auf jeden Fall darf nur der eigene Ehemann Intimitäten von ihr einfordern. Und nicht irgendein dahergelaufener Hallodri aus Arabien.« Zu seinem Kollegen gewandt sagte er dann: »Sepp, kommst du mit, dann heben mir diese Räuberhöhle auf’m Berg droben aus. Und für die Rädelsführer beantragen mir Haftbefehl. Die Saudis müssen ein für allemal kapieren, wo der Bartel den Most holt.«
    Kastner zögerte. Er war sich nicht sicher, ob sein Chef gerade dabei war, beträchtlich über das Ziel hinaus zu schießen. »Vielleicht sollten mir denen erst noch ein paar Fragen stellen, Kurt, bevor mir den Haftbefehl beantragen. Ziehe nie mit leeren Händen vor Gericht!, heißt es doch.«
    Anne hatte Nonnenmachers Bauerntheater regungslos verfolgt. Da der Dienststellenleiter es aber ganz offensichtlich ernst meinte, sah sie sich gezwungen einzuschreiten.
    »Herr Nonnenmacher, darf ich Sie daran erinnern, dass Herr Schönwetter mich und nicht Sie mit den Ermittlungen im Fall ›Madleen‹ beauftragt hat? Sie werden ohne meine Zustimmung ganz sicher keinen Haftbefehl beantragen, geschweige denn irgendwelche Vernehmungen oder Festnahmen erwirken.«
    Nonnenmacher starrte Anne fassungslos an. Er konnte es nicht glauben. Was ging hier vor sich? Musste er, der seit sechzehn Jahren für die Sicherheit und Ordnung am See einstand, sich wirklich von dieser dahergelaufenen Rheinländerin, die vielleicht sogar lesbisch war – oder warum hatte sie keinen Mann? –, sagen lassen, was zu tun war bei Gefahr im Verzug? Und Gefahr war hier im Verzug. Nicht nur für die Menschen im Tal, für die er die Verantwortung trug, sondern für ganz Bayern! Der Araber versuchte, Bayern zu übernehmen. Aber da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
    Allerdings hatte Nonnenmacher seit dem letzten Kriminalfall im Tal dazugelernt. Damals hatte er es versäumt, die Kripo aus der Kreisstadt rechtzeitig in die Ermittlungen mit einzubeziehen, was ihm viele schlaflose Nächte beschert hatte. Eine derartige Blöße würde er sich dieses Mal nicht geben. Wenn die Loop ihn jetzt blockierte, dann würde er sich seinen Freifahrtschein für die notwendigen Nachforschungen eben beim Leiter der Ermittlungen persönlich holen.
    Nach all diesen gedanklichen Umwälzungen hatte Nonnenmacher sich ein wenig beruhigt und konnte mit beinahe normaler Stimme sagen: »Gut, dann werde ich mir eben vom Herrn Schönwetter direkt die Genehmigung für den Einsatz geben lassen. Fest steht: An einer Hausdurchsuchung führt kein Weg vorbei!«
    Es kam dann aber doch anders, als Nonnenmacher es sich gedacht hatte: Schönwetter unterstützte Anne Loop in ihrem Vorhaben, erst einmal umfassende Vernehmungen zu veranlassen. Und diese brachten zutage, dass der Assistent und Cousin des Emirs von Ada Bhai tatsächlich sechzehn Mädchen mehr oder weniger unverblümt nahegelegt hatte, Sex mit ihm zu haben, wenn sie beim Casting in die engere Auswahl kommen wollten. Es gab auch zwei Mädchen, die dem Willen des Mannes nachgekommen waren. Anne fand dieses Vorgehen zwar verwerflich, sah allerdings keine ausreichenden Anhaltspunkte für den Tatbestand einer strafrechtlich relevanten Nötigung.
    Seit der Kripochef ihn ausgebremst hatte, litt Nonnenmacher wie ein Hund. Sein Magen gab bei den unmöglichsten Gelegenheiten noch unmöglichere Geräusche von sich, und der Inspektionsleiter fand nicht mehr zur Ruhe. Umso mehr triumphierte er, als er Anne die Nachricht überbringen durfte, er habe Sami Kneip, das Mädchen aus dem Zeltlager, das ihn damals verständigt hatte, zufällig – ja, es sei wirklich zufällig gewesen – im Ort getroffen, und bei dieser Gelegenheit habe er von ihr etwas ziemlich Bedeutsames erfahren: Aladdin Bassam bin Suhail habe auch mit

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