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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Madleen schlafen wollen, was diese aber abgelehnt habe. Nun spreche ja wohl alles dafür, dass er, weil er sein Ziel auf diesem Weg nicht erreicht habe, »versucht hat, das arme Madel mit diesem Ecstasy gefügig zu machen«. Aus seiner, Nonnenmachers, Sicht sei es deshalb absolut notwendig, das Hotel zu durchsuchen. Wenn man dort GHB oder andere Drogen finde, habe man ja wohl Eindeutiges gegen die Araber in der Hand. Und ein glasklares Motiv sei somit ebenfalls gegeben.
    Nachdem auch Anne mit dem Mädchen gesprochen und sich Nonnenmachers Behauptungen bestätigt hatten, bat sie Sebastian Schönwetter schweren Herzens, eine Durchsuchung des Hotels, in dem der Scheich wohnte, zu veranlassen.
    Als der Kripomann aus der Kreisstadt nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft sein telefonisches Okay gegeben hatte, stürmten Kastner, Anne und zwei weitere Kollegen, darunter auch der Allgäuer Schmiedle, das Hotel.
    Vor allem Schmiedle war unglaublich froh über die Abwechslung, denn die Vernehmung aller Verkäufer arabischer Bauchtanz-Goldketten, die an der Seepromenade täglich aufgegriffen wurden, ödete ihn schon lange an. Außerdem plagte ihn das Heimweh. Und er freute sich schon darauf, seinen Allgäuer Freunden zu Hause vom Inneren des Serails des Emirs von Ada Bhai erzählen zu können, den er sich wie eine mit vielen Tüchern und Baldachinen verhängte Höhle voller unbekannter Düfte, exotischer Klänge und sich lasziv rekelnder Frauen vorstellte. Daher war Schmiedle ziemlich überrascht, als er die erste Suite betrat: Das Hotelzimmer war offensichtlich kaum umgestaltet worden. Stattdessen lief auf dem Fernsehbildschirm kitschiger asiatischer Karaoke-Pop, zu dem eine der Ehefrauen des Scheichs Gesangsübungen machte.
    Während Schmiedle die Suite durchstöberte, knöpfte Anne sich eine der Ehefrauen des Emirs vor. Sie hieß Fahda und war wie Anne vierunddreißig Jahre alt. Allerdings hatte sie, wie sie zu Protokoll gab, bereits sechs Kinder zur Welt gebracht, darunter zwei Jungen. In der Thronfolge würden die Söhne jedoch erst einmal keine Rolle spielen, erklärte die dunkelhäutige Schönheit, die in ihrer Suite keinen Schleier trug, sondern einen bequemen rosafarbenen Hausanzug mit Puschelhausschühchen. Sie sei die dritte Frau, und die zweite habe dem Scheich auch schon vier Söhne geschenkt.
    Die beiden Frauen unterhielten sich auf Englisch über Verschiedenes. So erfuhr Anne zum Beispiel, dass eine arabische Prinzessin ihren Mann nicht von sich aus ansprechen dürfe, sondern warten müsse, bis jener sich ihr zuwende. Auf die Frage, ob das nicht reichlich unpraktisch sei, erwiderte Fahda Anne im Vertrauen, dass man mit dem Emir und seinen Kameraden ohnehin wenig Interessantes bereden könne. Die Männer hätten doch nur große Autos, Wolkenkratzer, Finanzanlagen und anderen belanglosen Kram im Sinn. Es sei wesentlich entspannter, gestand sie, wenn die Männer nicht dabei seien. Da müsse man auch nicht dauernd darauf achten, dass man niemandem aus Versehen die Fußsohlen zeige, das sei nämlich in der arabischen Welt eine absolute Unhöflichkeit.
    Anne staunte auch nicht schlecht darüber, was Fahda über die Beziehung der einzelnen Scheichsehefrauen untereinander berichtete. Die Haremsdame erläuterte, dass der ganze Königshof durchsetzt sei von Intrigen und dass man höllisch aufpassen müsse, wem man was erzähle, weil jede der Frauen versuche, die Lieblingsfrau des Emirs zu werden. Mit allen zu Gebote stehenden Mitteln würden die einzelnen Haremsdamen und die gelegentlichen Edelprostituierten, die der Emir sich in den Palast bestelle, versuchen, einander zu schaden. Sie selbst habe auf dieses Theater schon lange keine Lust mehr. Zwar bekomme sie, seit sie sich nicht mehr so sehr um das Wohlwollen des Scheichs bemühe, auch weniger Schmuck, Brillanten und Taschengeld, aber erstens habe sie ohnehin schon alles, was sie brauche, und zweitens müsse sie so auch nicht mehr dauernd mit ihm Sex haben. Das sei eine Wohltat, denn der Emir habe aufgrund des Wasserpfeife-Rauchens Mundgeruch.
    Anne horchte auf. Was der Emir denn in seiner Wasserpfeife so rauche, erkundigte sie sich vorsichtig. Das seien hauptsächlich süßlich stinkende Fruchttabake, erläuterte die arabische Prinzessin, von denen sie selbst Kopfweh bekomme. Ob nicht auch manchmal Haschisch, Marihuana oder gar synthetische Drogen zum Einsatz kämen?, wollte Anne hierauf wissen. Doch dies verneinte die Araberin.
    Ob der Scheich auch Alkohol

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