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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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»Wieso?«
    »Weil die tot ist!«, fuhr Kastner ihn an.
    »Ich habe ein Alibi«, sagte der Schüler jetzt schnell, denn er hatte sich wieder an seine Filmschnipsel-Studien im Netz erinnert: »Ich war den ganzen Abend beim Günni.«
    Gleich nachdem Anne Loop und Sepp Kastner den Schüler verlassen hatten, suchten sie dessen Kumpel Günni auf. Der bestätigte Anton Grafs Alibi: Sie hätten bei ihm die ganze Nacht »gegamet«, Ballerspiele und so. Auf die Frage, warum sie nicht auf dem Seefest gewesen seien, antwortete der Gymnasiast, das sei doch eher was für Touris. Und nein, eine Madleen Simon kenne er nicht.
    Zurück in der Dienststelle, rätselten Anne und Kastner, ob es sein könnte, dass die beiden Schüler ihnen etwas vorgelogen hatten. Zwar gab es keine Hinweise darauf, dass etwas mit dem Alibi nicht stimmte, aber es konnte genauso gut auch alles erfunden sein. »Jeder lügt«, meinte Kastner gewichtig, das wisse man als Mordermittler, jedenfalls habe er das irgendwo einmal gehört.
    Günnis Eltern konnten das Alibi der beiden Jungen auch nicht bestätigen, denn sie waren auf dem Seefest gewesen – und hatten sich direkt nach dem Heimkommen zu Bett begeben. Sie konnten also nicht zweifelsfrei bestätigen, ob Günni zu diesem Zeitpunkt zu Hause gewesen war, obwohl sie das natürlich nur allzu gerne getan hätten.
    Andererseits, fand Anne, wirkten die beiden Jungs noch ziemlich grün hinter den Ohren. Liquid Ecstasy herzustellen war das eine. Es aber einer fremden jungen Frau zu verabreichen, um sie hinterher zu missbrauchen, das erforderte doch ein wesentlich höheres Maß an Skrupellosigkeit.
    »Machen mir halt einen DNA-Test, dann wissen mir gleich Bescheid«, meinte Kastner, nachdem die beiden Ermittler eine Weile über den neuen Erkenntnissen gebrütet hatten. Doch Anne hielt es für ziemlich ausgeschlossen, dass ein Richter eine DNA-Analyse genehmigen würde nur aufgrund der Tatsache, dass der Schüler in der Lage war, den im Blut der Toten gefundenen Stoff herzustellen. »Wenn wir da nicht mehr auf der Pfanne haben«, meinte sie zu Kastner, »machen wir uns nur lächerlich, Sepp.«
    Ohne anzuklopfen, betrat in diesem Moment Kurt Nonnenmacher den Raum. »Mir haben ihn!«, rief der Dienststellenleiter. »Ich habe ja gesagt, dass man dem Araber nicht trauen kann!« Die beiden Untergebenen schauten den Dienststellenleiter irritiert an. »Der Cousin vom Ölscheich war’s, da wett’ ich einen Kasten Bier!«
    »Wie kommst’ jetzt da drauf?«, erkundigte sich Kastner.
    »Eben ruft mich ein Mädchen an, das bei dem Casting mitgemacht hat, und sagt, dass der Aladdin bin Dingsbums sie gefragt hat, ob sie mit ihm schlafen will.«
    »Ja und?«, meinte Anne.
    »Ja, macht man denn das?«, fragte der Dienststellenleiter empört. »Tät’ ich die Antje von der Metzgerei einfach so fragen, ob sie mit mir schlafen will? Tätst du, Sepp, die Frau Loop einfach so fragen, ob sie mit dir schlafen will? Macht man so was?« Er wartete kurz und sagte dann scharf: »Niemals! Es sei denn, man ist ein Verbrecher.«
    »Gut«, versuchte Anne beruhigend auf den triumphierenden Inspektionschef einzuwirken. »Natürlich fällt man nicht so mit der Tür ins Haus, wenn man ein erotisches Verlangen nach jemandem verspürt.«
    »Ich würd’ so was nie machen«, stammelte Sepp Kastner. »Also, ganz ehrlich …«
    »Aber …«, fuhr Anne fort, »kann man denn jemanden, der so direkt fragt, gleich des Mordes verdächtigen? Mir ist das auch schon passiert, dass Männer mich so direkt angemacht haben.«
    Kastner wirkte kurz wie vom Blitz getroffen.
    »Wenn’s ein Araber ist, schon«, knurrte Nonnenmacher. »Von Anfang an habe ich mir gedacht, dass dieser Aladdin ein ganz ein scheinheiliger Kamerad ist. Und wie diese Sami nicht wollen hat, hat er sie erpresst. Das muss man sich einmal vorstellen!«
    »Wie hat er sie erpresst?«, wollte Kastner wissen. Auch er war nun fassungslos.
    »Er hat gesagt, dass sie beim Casting bloß mitmachen darf, wenn sie mit ihm Sex hat. Und von wem anderen habe ich gehört, dass man den Madeln Opium und andere Rauschgifte verabreicht hat, um sie wehrlos zu machen. Wenn das die Leut’ hören, dann kann sich der Ölscheich fei warm anziehen. Unsere Leut’ im Tal, die bringen den glatt um.« Der Inspektionschef klang nicht so, als würde ihn das über die Maßen stören. Dennoch fügte er hinzu: »Mir müssen handeln. Der Scheich und die ganzen anderen Araber müssen ins Gefängnis. Zu ihrem eigenen Schutz.

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