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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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trinke?, fragte Anne interessiert. Aber sicher doch, erwiderte die Haremsdame. Auf die alten religiösen Gebote pfeife man in Ada Bhai schon lange. Dies sei ja auch mit ein Grund dafür, dass der Emir Bayern so liebe: Seiner Ansicht nach gebe es hier das beste Bier der Welt.
    Dann erkundigte sich Anne, ob denn immer nur die Männer sich dem Rausch hingäben? Nein, nein, meinte da die Prinzessin mit entwaffnender Offenheit, es gebe natürlich auch Frauen im Harem, die regelmäßig tranken und rauchten. Dies treffe aber eher auf diejenigen zu, die der Scheich und seine Freunde nur mit der Absicht in den Palast holten, um mit ihnen Spaß zu haben, nicht aber, um sie zu heiraten. Aber bei ihr und den anderen vier echten Ehefrauen des Scheichs komme so etwas im Normalfall nicht vor. Schließlich trügen sie als Erzieherinnen der zukünftigen Führer des Emirats von Ada Bhai eine große Verantwortung.
    Anne war wirklich überrascht über die Offenheit, mit der ihr Fahda begegnete. Dennoch verzichtete sie darauf, konkret danach zu fragen, ob Fahda sich vorstellen könne, dass der Scheich Liquid Ecstasy verwende, um sich eine Frau gefügig zu machen. Allerdings erkundigte sie sich listig, ob jemand im Harem sich mit Chemie auskenne. Hier musste die Scheichsehefrau passen. Zwar seien die Haremsdamen alle sehr gut ausgebildet, allerdings hätten sie ihre Studienschwerpunkte eher auf Fremdsprachen, Politik und Ökonomie gelegt, weil dies letztlich auch die Fächer seien, in denen die Scheichssöhne brillieren müssten, um später einmal die Schaltstellen der Macht im Emirat von Ada Bhai besetzen zu können. Da sei man nicht nur als Mutter, sondern auch als Nachhilfelehrerin gefragt.
    Am Schluss wollte Anne von Fahda noch wissen, was sie von Aladdin halte, dem Cousin des Scheichs. Der sei ein feiner Mann, erläuterte die Haremsdame. Ob Anne Interesse an ihm habe? Nein, nein, antwortete Anne hastig, ihre Frage habe einen rein dienstlichen Hintergrund. Schließlich müsse man einen mysteriösen Todesfall aufklären. Ob Fahda wisse, wie es Aladdin mit den Frauen halte? »Nun, er pflückt sich die schönsten Blumen, die seinen Weg säumen«, antwortete die dunkeläugige Schönheit geheimnisvoll. Und wenn eine Blume mal nicht gepflückt werden wolle?, fragte Anne ebenso bildhaft zurück. Dann verfüge Aladdin über ähnliche Mittel wie der Scheich, um sie sich gefügig zu machen, er mache teure Geschenke. Was Frauen angehe, müssten die Männer, die zum Palast gehörten, auf nichts verzichten, stellte die Araberin klar. Dies gelte sogar für den nichtsnutzigen Chauffeur.
    Als Nächstes knöpfte Anne sich Aladdin Bassam bin Suhail vor. Wieder trug der gut aussehende Mann einen eleganten dunklen Anzug und versuchte die Polizistin mit feinsten Umgangsformen und Komplimenten zu beeindrucken. Doch Anne blockte seine Bemühungen ab.
    »Stimmt es, dass Sie mit Casting-Bewerberinnen Sex hatten?«, fragte sie den Araber geradeheraus.
    Dieser antwortete nicht sofort, sondern stand auf und ging zum Fenster. Nachdem er eine Weile hinausgeblickt hatte, sagte er mit kalter Stimme und ohne Anne anzusehen: »Es ist in unserem Land nicht üblich, dass Frauen Männern Fragen stellen.«
    Anne war es höchst unangenehm, sich dies einzugestehen, aber die Unnahbarkeit des Mannes und seine mit einem Mal so kühle Art zeitigten auch bei ihr Wirkung. Sie fühlte sich unwohl. Beging sie gerade einen Fehler, indem sie uralte Regeln arabischer Lebenskultur verletzte? Doch nach kurzem Überlegen kam sie zu einem anderen Schluss. Sie richtete sich noch aufrechter auf ihrem gepolsterten Sessel auf und sagte mit fester Stimme: »Wir sind aber nicht in Ihrem Land, Herr bin Suhail. Wir sind hier in Deutschland. Und bei uns ist es durchaus üblich, dass Frauen Männern Fragen stellen, insbesondere wenn diese in Verdacht stehen, Sex mit einem Mädchen gehabt zu haben, das kurz darauf starb.« Als der Araber weiter schwieg, meinte Anne: »Sagen wir es mal so: Dass Sie Sex mit Casting-Bewerberinnen hatten, wissen wir bereits. Das wurde uns von mehreren Mädchen bestätigt. In dieser Frage brauche ich von Ihnen also gar kein Geständnis, und wenn ich dies auch moralisch verwerflich finde, so ist es strafrechtlich vermutlich nicht relevant und hat mich nur am Rande zu tangieren. Wo ich allerdings eine Antwort von Ihnen benötige, das ist die Frage, ob Sie mit Madleen Simon Sex wollten, aber nicht bekommen haben.«
    Aladdin bin Suhail schwieg, allerdings konnte Anne an

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