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Aufgeflogen - Roman

Aufgeflogen - Roman

Titel: Aufgeflogen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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aufmerksam wurde. Es tut weh, an ihn zu denken. Sehr weh. Sie fühlt: Mehmet ist der falsche Junge an ihrer Seite. Aber der wahre Freund.
    »Es war einer aus dem Haus«, sagt Mehmet.
    »Das denke ich auch, aber wer?«
    Gemeinsam gehen sie die einzelnen Bewohner durch.
    Horst?
    Mehmet schüttelt den Kopf: »Der ist doch viel zu wirr in seiner versoffenen Birne.«
    »Und wenn er gerade nüchtern war?«
    »Dann zittern seine Hände zu stark.«
    Mehmet grinst und imitiert das Zittern, das zu Horsts Markenzeichen geworden ist.
    »Da ist doch noch diese neue Familie im vierten Stock   …«
    »Von der weiß ich auch nicht viel«, gibt Mehmet zu. »Aber wenn sie gerade erst da sind   … hatten sie schon so viel Zoff mit Kröger, dass sie ihn killen?«
    »Adamu?«
    »Der ist zu gutmütig. Da könntest du gleich denken, es war Tatjana.«
    In Isabels Kopf arbeitet es fieberhaft. Mehmet sieht sie mitfühlend an.
    »Ich glaube, Krögers Frau hat euch bei der Polizei angeschwärzt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Für sie sind doch alle ausländischen Frauen ohne Mann   …«
    Er zögert, möchte nicht weitersprechen, doch Isabel nickt, sie kennt die Geschichte, sie kann sie sofort zuEnde erzählen: »…   auf der Suche nach einem deutschen Kerl.«
    Die Wut steigt in ihr hoch. Sie wird schneller. Mehmet hält sie auf.
    »Hey, nicht weiter. Wir sind sonst gleich da.«
    Jetzt erst bemerkt Isabel, dass sie fast schon vor ihrem Haus angekommen sind. Sie bleibt stehen.
    »Wo gehst du hin?«, fragt Mehmet.
    Isabel will sich über diese Frage jetzt keine Gedanken machen.
    »Können wir uns morgen sehen?«
    Er nickt. »Schick mir eine SMS, wann und wo. Und was du brauchst. Ich höre mich im Haus um.«
    Sie nimmt ihn in den Arm.

13.   Kapitel
    Seit Stunden steht er in der Wrangelstraße. Geht ein paar Schritte, kommt zurück, wartet, sieht sich um. Er ist sicher, dass sie kommt. Wohin soll sie sonst? Sie muss in dieses Haus. Denn sie will den Mörder Krögers finden.
    Er muss mit ihr reden. Um sich selbst und sie nicht in Gefahr zu bringen, postiert er sich jetzt an der Taborkirche. Hier hat er fast die ganze Straße im Blick. Systematisch tasten seine Augen die Gehsteige ab. Da sieht er sie. Mit Mehmet. Sie umarmen sich. Christoph knickt ein, als hätte er einen Schlag in den Magen bekommen. Dann trennen sie sich. Mehmet kommt die Wrangelstraße entlang auf ihn zu, Isabel biegt ab. Als Christoph sich wieder gefasst hat, hetzt er die Straße entlang. Mehmet soll ihn nicht bemerken, also muss er die Straßenseite wechseln, sich in einem Hauseingang verstecken. Das kostet wertvolle Zeit, er verliert Isabel aus den Augen. Als er herauskommt, ist sie weg. Das kann sie gut. Sich unsichtbar machen.
     
    Leise flucht Christoph vor sich hin. Geht zurück zu seinem Ausgangspunkt. Er muss nun überlegen.Was ist das mit Mehmet? Gibt es etwas, was er nicht weiß? Er spürt die Eifersucht, auch die Wut. Ihn hat sie stehen gelassen, im Waldhaus, um sich hier mit dem zu treffen? Ist da mehr, als er geahnt hat? Er weiß, dass Mehmet in Isabel verliebt ist. Er wird die Situation vielleicht ausnutzen, seine Chance ergreifen.
     
    Wozu noch herumstehen? Sie ist weg, wird vielleicht wiederkommen, wenn es dunkel ist. Sich mit Mehmet treffen, nicht mit ihm. Noch eine SMS, er wird wieder keine Antwort bekommen. Er hat sich nie so allein gefühlt wie jetzt. Seine Freunde, seine Eltern   – keiner kann ihm helfen.
     
    Komm nach Hause, lass es, vergiss sie, du kannst nichts für sie tun. Er weiß, was sie ihm sagen werden. Das Schlimmste: Er denkt manchmal genauso. Er fühlt sich so ohnmächtig, so müde. Dabei würde er alles daransetzen, Isabel zu helfen, mit ihr zusammen zu sein. So wie sie es waren.
    Ein warmes Gefühl zieht durch seinen Körper. Und jetzt, gerade jetzt, ist er ganz sicher, dass da nichts ist mit Mehmet. Isabel liebt nur ihn. Das hat sie ihm gesagt, das hat sie so gemeint. Sie werden eine gemeinsame Zukunft haben, er wird sie wieder lachen sehen. Dafür tut er alles. Wirklich alles.
     
    Er sieht Tatjana aus dem Hoftor kommen. Sie geht die Straße entlang, vielleicht auf dem Weg zur Arbeit. Sie bemerkt ihn, ein kurzes Zögern in ihren Schritten, dann geht sie weiter. Er schließt sich ihr an, begleitet sie ungefragt.
    »Geht es ihr gut?«, fragt Tatjana.
    »Ich weiß es nicht.«
    Ein überraschter Blick.
    »Sie will Krögers Mörder suchen, glaube ich.«
    Tatjana nickt. Das scheint sie nicht zu wundern.
    »Sie ist vollkommen davon

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