Aufregende Leidenschaft
müssen so aussehen, als wüssten wir, was wir tun, sonst lassen sie uns nicht herein.“
„In was? Wenn das hier einer dieser Sexklubs ist, Diamond, dann …“
„Sie sind die mit den Sexfantasien, nicht ich“, knurrte er und hielt sie fest, als an der gegenüberliegenden Wand ein Schrank aufging. Aus dem langsam breiter werdenden Spalt drangen Lärm und Wärme und Licht, und Sally brauchte einen Moment, bis sie begriff, was los war.
Diamond schob sie an dem eleganten Paar vorbei, das aus dem Schrank kam, und dann schlossen die Türen sich hinter ihnen.
„Ein Spielkasino“, sagte Sally verblüfft.
„Genau. Die Calderinis verschwenden ihre Zeit nicht mit einer schlichten Angelhütte. Man munkelt, dass dieser Laden seit über zehn Jahren floriert.“
„Wenn ich gewusst hätte, dass Vinnie mich hierher mitnehmen wollte, hätte ich mich nicht so gesträubt“, murmelte Sally und sah sich mit unverhohlener Begeisterung um.
„Sie spielen?“ Diamonds Tadel war nicht zu überhören.
„Nicht viel. Aber ich dachte, er hätte etwas anderes im Sinn, und ein einsames Wochenende mit Vinnie war nicht gerade nach meinem Geschmack. Wenn ich gewusst hätte, dass es bloß eine Geschäftsreise …“
„Eine illegale Geschäftsreise. Wir sind hier nicht in Nevada, wissen Sie.“
„Wozu das alles?“, fragte sie. „Ich meine, warum das Risiko, wenn die legalen Casinos von Lake Tahoe ganz in der Nähe sind?“
„Weil die Gewinnchancen hier besser sind und die Einsätze höher. Und das Risiko ist ein zusätzlicher Reiz.“
Sie musterte ihn, denn sein bitterer Ton war ihr nicht entgangen. „Spielen Sie gern, Diamond?“
„Zu viel. Ich trinke zu viel, rauche zu viel, und es geht mir viel besser, wenn ich die Finger vom Glücksspiel lasse. Wenn ich erst mal anfange, kann ich nicht aufhören.“
„Was ist mit Frauen?“
Er starrte sie verwundert an. „Wie meinen Sie das?“
„Ich meine, erstreckt sich Ihre Sucht auch auf Frauen? Sie haben es geschafft, mich in Ruhe zu lassen, aber neigen Sie sonst dazu …“
„Wozu?“ Er ließ den Blick durch den Raum wandern. Es mussten mindestens zweihundert Menschen sein, und der Tabaksqualm und Whiskygeruch waren überwältigend.
„Dazu, mit jeder Frau zu schlafen, die lange genug stillhält?“, platzte sie heraus.
Er drehte sich zu ihr um. „Bisher habe ich Ihnen doch widerstanden, oder nicht? Glauben Sie mir, Lady, wenn ich Ihnen widerstehen kann, kann ich jeder widerstehen.“
Er konnte es nicht so meinen, wie es sich anhörte. „Aber Diamond …“
„Wir haben Probleme“, sagte er. „Folgen Sie mir.“ Ohne jedes weitere Wort schlängelte er sich durch die Menge und steuerte das andere Ende des Raums an. Sally brauchte nicht über die Schulter zu sehen. Ein Prickeln im Nacken verriet ihr, dass sie verfolgt wurden.
Plötzlich war Diamond fort, von der Menge verschluckt. Die Panik packte sie, und sie wollte nach links eilen, doch eine kleine Hand legte sich mit festem Griff auf ihre Schulter. Von einer Knoblauchschwade begleitet drang eine Drohung an ihr Ohr. „Gehen Sie weiter, Miss MacArthur, dann wird Ihnen nichts geschehen. Erregen Sie kein Aufsehen, sonst wird es Ihnen sehr, sehr leidtun.“
Die Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie konnte sie nirgendwo unterbringen. Die stahlharten Finger hinderten sie daran, sich nach ihrem Besitzer umzudrehen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich durch die nichts ahnende Menge schieben zu lassen.
Sie konnte nur hoffen, dass man sie zu Vinnie bringen würde. Trotz allem, was in den letzten Wochen passiert war, war sie überzeugt, dass sie ihn überreden konnte, ihr zu helfen. Trotz seiner Herkunft, trotz seiner Verbindungen zum organisierten Verbrechen war er immer noch ein im Grunde anständiger junger Mann, der das Jurastudium in Yale abgebrochen und sich, wie sie annahm, in ihre Schwester verliebt hatte. Sie musste nur allein mit ihm reden …
Doch der Raum hinter dem Kasino war leer, enthielt nicht mehr als einen Schreibtisch und zwei Stühle. Die Hand auf ihrer Schulter stieß sie nach vorn, und sie drehte sich um.
Zum Glück war sie inzwischen eine routinierte Märchenerzählerin. Sie setzte ein fröhliches Lächeln auf und presste theatralisch die Hand aufs Herz. „Du meine Güte, haben Sie mich erschreckt! Sie sind Vinnies Chauffeur, nicht? Dem Himmel sei Dank! Ich versuche jetzt seit Tagen, ihn zu erreichen. Ich muss ihn unbedingt sprechen. Er ist doch hier, nicht wahr?“
Der Mann
Weitere Kostenlose Bücher