Aufregende Leidenschaft
Starkstromlächeln auf. „Und ich bin Marietta. Himmel, ich weiß gar nicht, welchen Nachnamen ich momentan habe. Ich glaube, ich heiße noch immer von Troppenburg, wenn auch nicht mehr lange. Sie kennen meine Tochter also schon länger? Sind Sie einer ihrer Verlobten? Ich habe gehört, dass sie einen Gangster heiraten will.“
„Wo hast du das gehört?“, fragte Sally.
„Oh, ich habe meine Quellen.“ Marietta wedelte mit der Hand. „Aber das erklärt nicht, wer Sie sind, James.“
„Woher wollen Sie wissen, dass ich nicht der Gangster bin?“
Marietta nickte. „Ich vermute es. Sie sehen nicht aus wie einer.“
„Vinnie auch nicht“, sagte Sally. „Woher weißt du, wie ein Gangster aussieht?“
„Darling, trotz meines jugendlichen Aussehens habe ich ein langes und abenteuerliches Leben hinter mir.“ Sie lächelte Diamond spitzbübisch an. „Also hast du den Gangster abgelegt und dir einen Privatdetektiv gesucht. Die Extreme haben dich ja schon immer gereizt.“
Sally stellte den Becher auf den Tisch. Der Blick, den sie Diamond dabei zuwarf, erinnerte ihn in nichts an die vergangene Nacht. „Woher weißt du, dass er Privatdetektiv ist?“
„Das hast du doch selbst erzählt, Darling“, erwiderte Marietta ungerührt.
„Nein, das habe ich nicht.“
„Natürlich hast du das. Woher sollte ich es sonst wissen?“
„Sie hat es nicht erzählt“, sagte Diamond, die Stimme tief und rau.
Marietta lächelte nur. „Sie hat. Ihr zwei leidet noch unter dem Nachglühen eurer Liebesnacht. Obwohl ich sagen muss, ihr seht gar nicht aus, als würdet ihr glühen.“
„Beantworte meine Frage, Marietta. Woher weißt du, womit Diamond sein Geld verdient?“
Marietta zuckte die Schultern. „Ich nehme an, ich muss ehrlich sein, ja?“
„Wenn möglich.“
„Ich habe seine Brieftasche durchsucht. Sie lag in einem der oberen Schlafzimmer, und du weißt, wie unstillbar neugierig ich bin.“ Sie zog einen kleinen Schmollmund. „So, ich gebe es zu. Ich bin ehrlos.“
Sally starrte sie an, immun gegen die schauspielerische Meisterleistung. Sie glaubte ihr nicht. Sicher, Marietta schreckte vor herumliegenden Brieftaschen nicht zurück und würde sich sogar beim Bargeld bedienen, wenn sie es brauchte. Aber die Antwort war zu schnell gekommen, zu glatt, zu unwiderlegbar. „Du wirst dich nie ändern“, sagte Sally.
„Oh, ich hoffe, da irrst du dich. Berechenbarkeit ist sterbenslangweilig. Ich hin nie berechenbar.“
„Doch, das bist du. Du bist nie da, wenn du gebraucht wirst, und immer da, wenn du unerwünscht bist“, gab Sally zurück.
Diesmal war der Schmerz in Mariettas Augen nicht zu übersehen.
„Wie kannst du etwas so Schreckliches sagen?“ Ihre Stimme klang erstickt.
„Nun, dann bin ich eben eine schreckliche Tochter. Offenbar vererbt sich das.“ Sally leerte den Becher und stieß sich vom Tisch ab. „Das hier ist eine Zeitverschwendung. Ich packe meine Sachen zusammen. Diamond und ich brechen auf. Ich nehme nicht an, dass wir dich irgendwo absetzen sollen.“
Mariettas aufgesetzte Betrübnis verschwand schlagartig. „Ich habe meinen eigenen Wagen. Wohin wollt ihr, Darling? Zu Lucy?“
„Nein. Wir machen eine Sex-Rundreise zu den unmöglichsten Orten. Ich glaube, als Nächstes nehmen wir Yosemite.“
Marietta strahlte sie an. „Aus dir wird vielleicht doch noch etwas, Darling.“
Sally sah Diamond an. „Kommst du?“
„In einer Minute“, erwiderte er. „Ich brauche noch einen Kaffee.“
Das Letzte, was Sally wollte, war, James Diamond mit Marietta allein zu lassen. Er war zäh, aber Marietta konnte jeden Mann bearbeiten, bis er ihr aus der Hand fraß. Sally schüttelte angewidert den Kopf. Jetzt war sie schon auf ihre eigene Mutter eifersüchtig. „Wir treffen uns in zehn Minuten. Bis dann, Marietta.“
„Kein Abschiedskuss?“
„Ich dachte, das Thema wäre geklärt.“ Sie spitzte die Lippen zu einem spöttischen Fernkuss. Sie hatte ihre Mutter seit sieben Jahren nicht berührt. Damals war Marietta mit dem Kanzleileiter durchgebrannt, in den Sally verliebt war. Und jetzt log sie. Außerdem war Sally ihrer Mutter ähnlicher, als Marietta ahnte.
Sie schloss die Küchentür hinter sich und eilte unauffällig in Mariettas Schlafzimmer. Ihre Gucci-Handtasche war voller Quittungen, uneingelöster Schecks, Strafzettel, Flugscheine. Soweit Sally feststellen konnte, war ihre Mutter von der Riviera hergeflogen, nach Aufenthalten in Deutschland, Italien und Irland.
Diamond
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