Aufregende Leidenschaft
Frauen begegnet?“, fragte sie.
„Ein paar Mal.“
Sie starrte zu ihm hinauf, so eisig sie konnte. „Dann liegt es vielleicht an deiner Technik.“
Obwohl sie genau das gesagt hatte, was jeden normalen Mann aus dem Bett getrieben hätte, bewegte er sich nicht. Zu ihrem Erstaunen streichelte er ihr Gesicht mit den Daumen. Seine Stimme klang sehr sanft. „Was ist los, Sally? Du wolltest doch keine Liebeserklärung von mir hören, oder?“
Sie konnte es ihm nicht sagen. Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie sich noch nie im Leben so einsam gefühlt hatte. Dass sie nicht seine Liebeserklärung wollte, sondern seine Liebe. Also schwieg sie, unter ihm, reglos und traurig.
Dann küsste er sie, zärtlich zunächst, dann immer leidenschaftlicher, bis sie die Arme um ihn schlang und nur noch an das dachte, was er ihr bereiten konnte. Und daran, dass ihr ein trauriges Leben mit James Diamond lieber war als ein sorgloses ohne ihn.
James erwachte mit einem Ruck, mit einer jener Bewegungen, die man macht, wenn man versucht hat, auf einem Stuhl einzuschlafen. Der Tag war kalt, und die Luft, die durchs geöffnete Dachfenster drang, ließ ihn frösteln.
Das Bett war leer, die Quilts lagen auf dem Boden. Er hörte die Leitungen pfeifen – Sally musste unter der Dusche stehen. Er sah auf seinen Schoß. Sie hatte ihm einen Quilt übergeworfen, hatte es sogar an den Seiten fest gestopft.
Er starrte das verblasste Patchwork-Design an, strich mit der Hand darüber. Es war Jahrzehnte her, dass jemand ihn zugedeckt hatte. Es war ein eigenartiges Gefühl – eine Mischung aus Unruhe und Sentimentalität.
Er warf die Decke ab, stand auf, streckte sich verärgert. Er war nicht der Typ von Mann, der zugedeckt werden wollte. Warum zum Teufel begriff sie das nicht? Warum zum Teufel begriff er das nicht?
Auf dem Weg über den Flur kam er an ihrem Badezimmer vorbei. Er konnte sie summen hören und fühlte, wie sein alter Gefährte, das schlechte Gewissen, an ihm nagte. Sally erwartete etwas von ihm, das wusste er, und er musste ihr sagen, dass er es ihr nicht geben konnte. Er wusch sich im Bad im Erdgeschoss, zog ein frisches T-Shirt an und putzte sich die Zähne. Ein Blick in den Spiegel zeigte, dass das blaue Auge gelb wurde und die Kratzer im Gesicht zu verheilen begannen. Er sah noch immer aus wie jemand, der mit King Kong über zehn Runden gegangen war. Und er wusste, dass die leicht geschwollenen Lippen nicht von einem Faustschlag stammten.
Als er das Bad verließ, roch er Kaffee. Richtiger Kaffee, der herrlichste Duft der Welt. Für eine anständige Tasse Kaffee würde er sogar vielsagende Blicke oder Gutenmorgenküsse ertragen. Er würde eine Weile warten, bevor er es ihr sagte. Vielleicht ließe sich ja sogar ein kurzer Abstecher in das alte, knarrende Bett rechtfertigen …
Hör auf, Junge, befahl er sich. Dafür gab es absolut keine Rechtfertigung. Die Nacht war vorüber, dies war ein völlig neuer Tag. Er straffte die Schultern, marschierte in die riesige, altmodische Küche und blieb wie angewurzelt stehen.
„Guten Morgen, schöner Mann“, begrüßte ihn die Frau am Küchentisch und winkte mit ihrer Tasse. „Möchten Sie eine?“
Sie hatte Sallys porzellanblaue Augen, aber Sallys waren wärmer, fröhlicher. Sie hatte Sallys Mund, doch ihren wollte er nicht küssen. Sie hatte aschblondes Haar, und obwohl er wusste, dass sie jünger war, wirkte sie, wie Anfang dreißig, irgendwie erfahren.
„Hallo“, erwiderte er.
„Sally noch im Bett? Sie müssen ja ein toller Lover sein – normalerweise steht sie mit den Hühnern auf. Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für sie.“
Er mochte diese Frau nicht. Geschwister-Rivalität war nichts Neues für einen Mann, der seinen beiden Brüdern nicht einmal Weihnachtskarten schickte, aber er mochte sie einfach nicht. Er hörte Sally in gewohnt halsbrecherischem Tempo die Treppe hinabrasen, und um Zeit zu gewinnen, goss er Sally und sich Kaffee ein.
„Seit wann sind Sie hier?“
Die Frau grinste. „Lange genug, schöner Mann. Als ich kam, sah ich Sallys Wagen und freute mich darauf, mit ihr zu plaudern. Doch dann hörte ich die Bettfedern und dachte mir, sie ist nicht allein. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass ihr Geschmack sich doch noch weiterentwickelt. Sie sind wesentlich männlicher als die Waschlappen, mit denen sie sonst herumläuft. Sagen Sie bloß, es ist wahre Liebe.“
Die Küchentür ging auf, und Sally erstarrte. Der Schock ließ ihre Haut weißer
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