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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Miss Bracey an, die Sache ihrem Agenten zu übergeben, und nahm ihr Diktat wieder auf.
    «Wilfrid starrte auf das Taschentuch. Was tat es hier in Winchesters Schlafzimmer? Mit einem merkwürdigen Gefühl des …»
    Telefon. Augenblick, bitte. (Das konnte es ja nun nicht gut sein; es wäre lächerlich, für so etwas ein teures Ferngespräch zu führen.) Hallo? Ja, am Apparat. Oh!
    Das hätte sie sich denken können. Aus Reggie Pomfrets Stimme klang sanfte Entschlossenheit. Wolle Miss Vane – könne Miss Vane zu einem Abendessen und einem neuen Stück im Palladium seine Gesellschaft ertragen? Heute abend? Morgen abend? An irgendeinem Abend? Schon heute abend? Mr. Pomfret wußte seine Freude kaum auszudrücken. Danke. Aufgelegt. Wo waren wir stehengeblieben, Miss Bracey?
    «Mit einem merkwürdigen Gefühl des –»
    «Ach ja, Wilfrid. Sehr betrüblich für Wilfrid, das Taschentuch seiner Freundin ausgerechnet im Zimmer des Ermordeten zu finden. Beängstigend. Mit einem merkwürdigen Gefühl des – was für Gefühle hätten Sie unter solchen Umständen, Miss Bracey?»
    «Ich würde wohl nur denken, daß der Wäscherei ein Fehler passiert ist.»
    «Oh, Miss Bracey! Also – sagen wir lieber, daß es sich um ein Spitzentaschentuch handelt. Ein Spitzentaschentuch könnte Winchester wohl kaum für sein eigenes gehalten haben, egal was die Wäscherei ihm geschickt hat.»
    «Aber würde Ada denn Spitzentaschentücher benutzen, Miss Vane? Sie erscheint doch sonst ziemlich jungenhaft und sportlich. Und sie war ja auch nicht im Abendkleid da, weil es doch gerade so wichtig ist, daß sie in einem Tweedkostüm erscheint.»
    «Stimmt. Also – nun, dann machen wir ein kleines Taschentuch daraus, ohne Spitzen. Einfach, aber von guter Qualität. Blättern Sie mal zurück zur Beschreibung des Taschentuchs … Meine Güte aber auch! Nein, ich gehe selbst ran. Ja? Ja? JA! … Nein, das ist leider unmöglich. Nein, wirklich. Wie? Nun, da fragen Sie am besten meine Agentur. Ja, richtig. Wiederhören … Irgendein Club veranstaltet eine Diskussion über die Frage, ob Genies heiraten sollen. Das Problem dürfte wohl keines seiner Mitglieder persönlich betreffen, wozu also die Umstände? … Ja, Miss Bracey? Ach ja, Wilfrid. Zum Kuckuck mit Wilfrid! Allmählich kann ich den Kerl nicht mehr ausstehen.»
    Bis zum Tee war Wilfrids Betragen ihr so zuwider geworden, daß sie ihn wütend weglegte und zu einer Literatenparty ging. Das Zimmer, in dem die Party stattfand, war überheizt und überfüllt, und die versammelten Literaten diskutierten über (a) Verleger, (b) Agenten, (c) ihre eigenen Auflagen, (d) andrer Leute Auflagen und (e) die unmöglichen Entscheidungen der Jury für das «Buch der Stunde», die ihre Eintagskrone ausgerechnet Tasker Hepplewaters Falsche Schildkröte verliehen hatte. «Beim Lesen dieses Buches», hatte einer der ehrenwerten Juroren gesagt, «sind mir die Tränen übers Gesicht gelaufen.» Der Autor von Giftzahn vertraute Harriet bei einer petite saucisse und einem Glas Sherry an, daß es wohl Tränen purer Langeweile gewesen sein müßten. Der Autor von Zittern in der Abenddämmerung dagegen meinte, es seien vermutlich Tränen der Heiterkeit gewesen, hervorgelockt durch den unfreiwilligen Humor des Buches; ob sie Hepplewater schon einmal begegnet sei? Eine sehr zornige junge Frau, deren Buch übergangen worden war, erklärte, das Ganze sei eine notorische Farce.
     
    Bei der Wahl des «Buchs der Stunde» würden die Verlage mit ihren Produktionen reihum bedacht, so daß ihre Ariadne Adams schon dadurch automatisch ausgeschieden sei, daß im letzten Januar ein Buch aus dem Programm ihres Verlages zu dieser Ehre gekommen sei. Ihr sei jedoch von privater Seite versichert worden, daß der Rezensent des Morning Star bei der Lektüre der Ariadne auf den letzten hundert Seiten geheult habe wie ein Kind und es wahrscheinlich zum «Buch der Woche» machen werde, wenn ihr Verleger sich nur entschließen könne, in dieser Zeitung zu inserieren. Der Autor von Ausgepreßt wie eine Zitrone schloß sich der Meinung an, daß hinter allem nur das Werbegeschäft stecke: Ob sie schon gehört hätte, wie das Daily Flashlight versucht habe, Humphrey Quint die Pistole auf die Brust zu setzen, damit er bei ihnen inseriere? Und wie sie, als er sich weigerte, finster angedeutet hätten: «Nun, Sie wissen doch, was das zur Folge hat, Mr. Quint?» Und wie seitdem nicht ein einziges Buch von Quint mehr im Flashlight auch nur besprochen

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