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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Padgett ließ ihn zum Tor hinaus, und als Harriet sich umdrehte, sah Sie sich Miss Hillyard gegenüber.
    «Miss Vane, ich möchte mit Ihnen sprechen.»
    «Gewiß», sagte Harriet. «Ich möchte auch ganz gern mit Ihnen sprechen.»
    Miss Hillyard führte sie ohne ein weiteres Wort in ihre Wohnung. Harriet folgte ihr die Treppe hinauf und ins Wohnzimmer. Das Gesicht der Professorin war sehr blaß, als sie die Tür hinter ihnen schloß und, ohne Harriet einen Platz anzubieten, sagte:
    «Miss Vane, welcher Art sind die Beziehungen zwischen Ihnen und diesem Mann?»
    «Was meinen Sie damit?»
    «Sie wissen ganz genau, was ich meine. Wenn Sie sonst niemand auf Ihr Benehmen anspricht, muß ich es tun. Sie bringen diesen Mann hierher, obwohl Sie genau wissen, daß sein Ruf –»
    «Ich kenne seinen Ruf als Detektiv.»
    «Ich meinte seinen moralischen Ruf. Sie wissen so gut wie ich, daß er in ganz Europa berüchtigt ist. Er hält sich Frauen dutzendweise –»
    «Alle gleichzeitig oder hintereinander?»
    «Sie brauchen nicht unverschämt zu werden. Vermutlich ist so etwas für eine Frau mit Ihrer Vergangenheit nur erheiternd. Aber Sie sollten doch versuchen, ein wenig mehr Anstand zu wahren. Schon die Art, wie Sie ihn ansehen, ist beschämend. Sie tun so, als ob er nur ein Bekannter von Ihnen wäre, und reden ihn vor anderen mit seinem Titel an, privat aber mit seinem Vornamen. Sie nehmen ihn nachts mit in Ihr Zimmer –»
    «Wirklich, Miss Hillyard, ich kann nicht dulden –»
    «Ich habe Sie gesehen. Zweimal. Er war heute abend hier. Sie haben sich von ihm die Hand küssen und den Hof machen lassen –»
    «Dann waren Sie das also, die da unter den Buchen spionierte?»
    «Was fällt Ihnen ein, so einen Ausdruck zu gebrauchen!»
    «Was fällt Ihnen ein, solche Dinge zu sagen!»
    «Es geht mich nichts an, wie Sie sich in Bloomsbury benehmen. Aber wenn Sie Ihre Liebhaber mit hierherbringen –»
    «Sie wissen sehr genau, daß er nicht mein Liebhaber ist. Und Sie wissen sehr genau, warum er heute abend in meinem Zimmer war.»
    «Ich kann es mir denken.»
    «Und ich weiß sehr genau, warum Sie dort waren.»
    « Ich dort? Ich weiß nicht, wovon Sie reden.»
    «O doch. Und Sie wissen, daß er dort war, um sich den Schaden zu besehen, den Sie in meinem Zimmer angerichtet haben.»
    «Ich habe Ihr Zimmer nie betreten.»
    «Sie waren nicht in meinem Zimmer und haben meine Schachfiguren zerschlagen?»
    In Miss Hillyards dunklen Augen flackerte es. «Selbstverständlich nicht! Ich sagte Ihnen schon, daß ich heute abend nicht in die Nähe Ihres Zimmers gekommen bin.»
    «Dann haben Sie gelogen», sagte Harriet.
    Sie war zu wütend, um Angst zu haben, obwohl sie sich sagte, daß es schwierig wäre, in diesem isolierten Gebäudeflügel Hilfe herbeizurufen, wenn diese wutbleiche Frau sie angriff. Sie dachte an ihr Hundehalsband.
    «Ich weiß, daß es gelogen ist», sagte Harriet, «denn unter Ihrem Schreibtisch liegt noch ein Elfenbeinsplitter auf dem Teppich, und ein zweiter klebt an Ihrer rechten Schuhsohle. Den habe ich gesehen, als wir die Treppe heraufkamen.»
    Sie war nach diesen Worten auf alles gefaßt, aber zu ihrer Überraschung wankte Miss Hillyard plötzlich, setzte sich und sagte: «O mein Gott!»
    «Wenn Sie mit der Vernichtung meiner Schachfiguren nichts zu tun haben», fuhr Harriet fort, «oder mit den andern Streichen, die in diesem College gespielt wurden, sollten Sie mir diese Elfenbeinsplitter lieber erklären.»
    (Bin ich völlig verrückt, dachte sie, so meine Trümpfe zu verraten? Aber wenn ich es nicht tue, was wird aus den Beweisstücken?)
    Miss Hillyard nahm fassungslos den rechten Hausschuh vom Fuß und besah sich den weißen Splitter, der eingebettet in feuchten Lehm vom Hof am Absatz klebte.
    «Geben Sie ihn mir», sagte Harriet und nahm gleich den ganzen Schuh.
    Sie rechnete mit heftigem Leugnen, aber Miss Hillyard sagte nur matt:
    «Das ist ein Beweis … unwiderleglich …»
    Harriet dankte mit grimmiger Belustigung dem Himmel für die akademischen Gepflogenheiten. Man brauchte sich wenigstens nicht darum zu streiten, was ein Beweis war und was nicht.
    «Ich war in Ihrem Zimmer. Ich bin hingegangen, um Ihnen das zu sagen, was ich eben gesagt habe. Aber Sie waren nicht da. Und als ich die Bescherung auf dem Boden sah, dachte ich – fürchtete ich, Sie könnten denken –»
    «Ich habe es gedacht.»
    «Und er?»
    «Lord Peter? Ich weiß nicht, was er gedacht hat. Aber bestimmt wird er sich jetzt etwas

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