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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gesagt: «Ich habe noch viel Zeit – noch dreißig Meilen, bis ich anfangen muß, mich unwohl zu fühlen – noch zwanzig Meilen Aufschub – zehn Meilen sind noch ein gutes Stück.» Diesmal konnte sie es gar nicht erwarten, nach Oxford zu kommen – und für diese Stimmung war vielleicht zum großen Teil das Wetter verantwortlich. Sie brauste den Headington Hill hinunter, ohne mehr als einen flüchtigen Gedanken daran zu verschwenden, daß sie ins Schleudern geraten könnte, fuhr über die Magdalen-Brücke und hatte für eine Horde Fahrradfahrer nur eine bissige Bemerkung übrig, murmelte «Gott sei Dank!», als sie die Pforte in der St. Cross Road erreichte, und wünschte Padgett, dem Pförtner, fröhlich einen guten Tag.
    «Guten Tag, Miss. Abscheuliches Wetter heute. Die Dekanin läßt Ihnen sagen, Miss, daß Sie im Gästezimmer im Tudor-Bau untergebracht werden sollen; sie mußte zu einer Besprechung fort und ist zum Tee wieder da. Sie kennen das Gästezimmer, Miss? Es ist vielleicht erst nach Ihrer Zeit eingerichtet worden. Naja, jedenfalls ist es über der Neuen Brücke, Miss, zwischen dem Tudor-Bau und dem Nordanbau, wo früher das Cottage war, Miss, nur ist das jetzt natürlich alles weg, und Sie müssen die Haupttreppe hinaufgehen, Miss, am Hörsaal West vorbei, was früher der Studentengemeinschaftsraum war, bevor sie den neuen Eingang gemacht und die Treppe verlegt haben, und dann müssen Sie sich nach rechts wenden und den Korridor entlanggehen, bis zur Mitte. Sie können ihn nicht verfehlen, Miss. Und jedes von den Hausmädchen kann es Ihnen zeigen, Miss, wenn sie um diese Zeit eins antreffen.»
    «Danke, Padgett. Ich werd’s schon finden. Ich fahre nur noch eben den Wagen hintenrum zur Garage.»
    «Lassen Sie nur, Miss. Es regnet doch junge Hunde. Ich fahre ihn später für Sie weg. Tut keinem weh, wenn er hier eine Weile auf der Straße steht. Und Ihr Gepäck bringe ich Ihnen gleich nach, Miss; ich kann nur im Moment nicht von der Pforte weg, bis meine Frau wieder da ist, die mal eben zur Kantine rübergegangen ist, sonst würde ich Ihnen selbst den Weg zeigen, Miss.»
    Harriet sagte noch einmal, er möge sich ihretwegen keine Mühe machen.
    «Wenn man es weiß, ist es ja auch ganz einfach, Miss. Aber bei der ganzen Umbauerei, da verlaufen sich so manche von unsern früheren Damen, wenn sie uns mal wieder besuchen kommen.»
    «Ich verlaufe mich schon nicht, Padgett.» Und sie hatte dann auch wirklich keine Schwierigkeiten, das geheimnisvolle Gästezimmer zu finden, indem sie die Treppe und das nicht mehr vorhandene Cottage im Geiste verlegte. Aus den Fenstern hatte sie, wie sie feststellte, einen Überblick über den ganzen Alten Hof; der Neue Hof lag allerdings außerhalb ihres Sichtbereichs, und der größere Teil der Neuen Bibliothek versteckte sich hinter dem Anbau des Tudor-Gebäudes.
    Nach dem Tee mit der Dekanin fand Harriet sich im Dozentenzimmer bei einer informellen Besprechung des Kollegiums unter Vorsitz der Rektorin wieder. Vor ihr lagen die Beweisstücke – ein jämmerliches kleines Bündel schmutziger Phantasien. Man hatte etwa fünfzehn Stück davon zusammengebracht. Ein halbes Dutzend Zeichnungen war darunter, ungefähr in der Art wie die, die sie am Abend der Jahresfeier gefunden hatte. Ansonsten handelte es sich um Briefe, in denen verschiedenen Mitgliedern des Lehrkörpers mit allerlei unschönen Ausdrücken klargemacht wurde, daß ihre Sünden über sie kommen würden, daß sie für die Gesellschaft anständiger Menschen nicht taugten und ihnen diverse unerfreuliche Dinge zustoßen würden, wenn sie die Männer nicht in Ruhe ließen. Einige dieser Sendungen waren mit der Post gekommen; andere hatten auf Fensterbänken gelegen oder unter Türen gesteckt; alle waren auf die gleiche Weise aus ausgeschnittenen Buchstaben auf normalem Schreibpapier zusammengeklebt. Zwei Briefe waren an Studentinnen geschickt worden – einer an die Studentenschaftsvorsitzende, eine sehr wohlerzogene und freundliche junge Frau, die im Schlußexamen stand, der andere an Miss Flaxman, eine begabte Studentin im zweiten Jahr. Dieser letztere Brief war konkreter als alle andern, weil ein Name darin vorkam:
    «WENN DU DEN JUNGEN FARRINGDON NICHT IN RUHE LÄSST, begann er und fuhr nach einem üblen Schimpfwort fort: WIRST DU ES NOCH BEREUEN.»
    Des weiteren enthielt die Sammlung erstens ein von Miss Barton verfaßtes Büchlein: Die Stellung der Frau im modernen Staat. Es stammte aus der Bibliothek und war

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