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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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eines Sonntags fröhlich brennend aus dem Kaminfeuer des Studentenraums im Burleigh-Bau gerettet worden. Zweitens die Fahnen und Manuskripte zu Miss Lydgates Englischer Prosodie. Deren Geschichte war folgende: Miss Lydgate hatte endlich alle Textkorrekturen in den letzten Umbruch übertragen und alle übrigen Revisionen vernichtet. Sie hatte dann den Umbruch zusammen mit dem Manuskript für die Einleitung an Miss Hillyard übergeben, die sich bereit erklärt hatte, sie noch einmal durchzugehen, um gewisse historische Anspielungen zu verifizieren. Miss Hillyard sagte aus, sie habe die Unterlagen am Samstagmorgen erhalten und mit in ihr Appartement genommen (das im selben Gebäudeflügel und einen Stock höher als das von Miss Lydgate lag). Von dort sei sie damit in die Bibliothek gegangen (nämlich die Bibliothek im Tudor-Bau, die ja jetzt durch die Neue Bibliothek ersetzt werden sollte) und habe eine Zeitlang unter Zuhilfenahme einiger Nachschlagewerke daran gearbeitet. Sie sagte, sie sei zu der Zeit allein in der Bibliothek gewesen, außer einer anderen Frau, die sie noch nie gesehen habe und die sich in der hintersten Nische aufgehalten habe. Miss Hillyard sei dann zum Essen in den Speisesaal gegangen und habe die Sachen in der Bibliothek auf dem Tisch liegen lassen. Nach dem Essen sei sie zum Fluß gegangen, um eine Gruppe neuer Studentinnen beim Rudertraining zu beaufsichtigen. Als sie nach dem Tee in die Bibliothek zurückgekommen sei, um die Arbeit wiederaufzunehmen, seien die Unterlagen nicht mehr auf dem Tisch gewesen. Zuerst habe sie angenommen, Miss Lydgate sei in die Bibliothek gekommen, habe die Bögen dort liegen sehen und mitgenommen, um noch ein paar von ihren beliebten Änderungen einzuarbeiten. Sie sei zu Miss Lydgates Appartement gegangen, um sich danach zu erkundigen, aber Miss Lydgate sei nicht dagewesen. Sie sagte, sie habe sich ein wenig darüber gewundert, daß Miss Lydgate die Bögen mitgenommen habe, ohne eine entsprechende Notiz zu hinterlassen; aber ernste Besorgnisse seien ihr erst gekommen, als sie kurz vor dem Abendessen wieder an Miss Lydgates Tür geklopft habe und ihr plötzlich eingefallen sei, daß die Englischprofessorin gesagt hatte, sie wolle vor dem Mittagessen fortfahren und ein paar Tage in London bleiben. Natürlich war sofort eine Suche eingeleitet worden, aber ohne Ergebnis, bis am Montag, kurz nach der Morgenandacht, die Umbruchbögen über Tisch und Fußboden verstreut im Dozentenzimmer gefunden wurden. Gefunden hatte sie Miss Pyke, die das Zimmer an diesem Morgen als erste Dozentin betreten hatte. Das für das Dozentenzimmer verantwortliche Hausmädchen war ganz sicher, daß nichts dergleichen schon vor der Morgenandacht dort gewesen war; die Lage der Papiere ließ vermuten, daß sie von einem Vorübergehenden durchs Fenster hineingeworfen worden waren, was jedermann ein Leichtes gewesen wäre. Aber niemand hatte etwas gesehen, obwohl sämtliche Collegebewohner, insbesondere die zur Andacht Zuspätgekommenen sowie diejenigen Studentinnen, die das Dozentenzimmer von ihren Räumen aus sehen konnten, befragt worden waren.
    Die Bögen waren, als sie gefunden wurden, über und über mit Kopiertinte beschmiert. Sämtliche handschriftlichen Korrekturen an den Rändern waren dick geschwärzt worden, und auf einigen Blättern standen beleidigende Ausdrücke in groben Blockbuchstaben. Die handgeschriebene Einleitung war laut einer triumphierenden Mitteilung, die mit ausgeschnittenen Buchstaben quer auf die Seite 1 der Korrekturbögen geklebt war, verbrannt worden.
    Mit dieser Botschaft hatte nun Miss Hillyard vor Miss Lydgate hintreten müssen, als diese am Montag nach dem Frühstück ins College zurückgekommen war. Man hatte einige Anstrengungen unternommen, herauszubekommen, zu welchem genauen Zeitpunkt die Bögen aus der Bibliothek entfernt worden waren. Man hatte die Person gefunden, die sich in der hinteren Nische aufgehalten hatte, und wie sich zeigte, war es Miss Burrows, die Bibliothekarin, gewesen. Diese sagte jedoch, sie habe Miss Hillyard nicht gesehen, die nach ihr gekommen und vor ihr zum Mittagessen gegangen sei. Auch habe sie die Bögen nicht auf dem Tisch liegen sehen, zumindest nicht bewußt. Die Bibliothek war am Samstagnachmittag nicht stark frequentiert worden; aber eine Studentin, die um drei Uhr gekommen war, um etwas in Ducanges Spätlateinischem Wörterbuch nachzuschlagen, und zwar genau in der Nische, in der Miss Hillyard gearbeitet hatte, sagte, sie habe

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