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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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einfach albern. Es ist unfair gegenüber dem College. Und es ist unfair gegenüber den anderen Frauen von Oxford. Spielen Sie den Narren, wenn Sie wollen – ich war zu meiner Zeit auch ein Narr, wie die meisten Menschen –, aber tun Sie es um Himmels willen nicht hier, wo Sie anderen damit in den Rücken fallen.»
    Miss Cattermole gab ein wenig unzusammenhängend zu verstehen, daß sie das College hasse und Oxford verabscheue und sich diesen Institutionen in keiner Weise verpflichtet fühle.
    «Und warum sind Sie dann hier?» fragte Harriet.
    «Ich will ja gar nicht hier sein und wollte auch nie. Nur meine Eltern waren so versessen darauf. Meine Mutter gehört zu denen, die dafür kämpfen, daß den Frauen alles offensteht – Berufe und das alles – Sie wissen ja. Und Vater ist Lektor an einer kleinen Provinzuniversität. Und sie haben viele Opfer gebracht und so.»
    Harriet vermutete, daß Miss Cattermole wahrscheinlich das Opfertier war.
    «Ich hatte zuerst gar nicht soviel dagegen, hierherzukommen», fuhr Miss Cattermole fort, «weil ich mit jemandem verlobt war, der auch hierherkam, und ich dachte, das gibt einen Riesenspaß und die Prüfungen sind wohl nicht so schlimm. Aber ich bin nicht mehr mit ihm verlobt, und mit welchem Recht verlangt man von mir, daß ich mich für Geschichte interessiere, die doch schon lange tot und vorbei ist?»
    «Ich frage mich, wieso man Sie überhaupt nach Oxford geschickt hat, wenn Sie es gar nicht wollten und außerdem verlobt waren.»
    «Na ja, sie haben gesagt, das spielt keine Rolle. Jede Frau soll ein Studium haben, auch wenn sie heiratet. Und jetzt sagen sie natürlich, wie gut es ist, daß ich wenigstens mein Studium habe. Und ich kann ihnen nicht begreiflich machen, daß ich es hasse! Sie verstehen einfach nicht, daß man von Bildung nichts mehr hören kann, wenn man unter lauter Leuten lebt, die immer nur von Bildung reden. Mir hängt die Bildung zum Hals heraus.»
    Harriet wunderte sich nicht.
    «Was hätten Sie denn gern getan? Ich meine, wenn das mit Ihrer Verlobung nicht passiert wäre.»
    «Ich glaube», sagte Miss Cattermole, nachdem sie sich wie zum Abschluß noch einmal tüchtig die Nase geschneuzt und noch eine Zigarette genommen hatte, «ich glaube, ich wäre gern Köchin geworden. Oder Krankenschwester vielleicht, aber ich glaube, als Köchin wäre ich noch besser gewesen. Nur sind das eben genau die Berufe, von denen meine Mutter sagt, daß man den Leuten abgewöhnen muß, Frauen auf diese Rollen zu beschränken.»
    «Eine gute Köchin kann gutes Geld verdienen», sagte Harriet.
    «Ja – aber das ist kein Bildungsberuf. Außerdem gibt es in Oxford keine Kochschule, und es mußte eben Oxford oder Cambridge sein, weil man da die richtigen Leute kennenlernen kann. Aber ich habe hier keine Freunde. Alle hassen mich nur. Vielleicht jetzt nicht mehr so sehr, nachdem diese gemeinen Briefe –»
    «Richtig», sagte Harriet rasch dazwischen, weil sie einen neuen Tränenausbruch fürchtete. «Aber wie steht es denn mit Miss Briggs? Sie scheint doch ein ausgesprochen netter Mensch zu sein.»
    «Sie ist furchtbar nett. Aber ich muß ihr immerzu dankbar sein. Das ist so deprimierend. Ich möchte am liebsten um mich beißen.»
    «Wie recht Sie haben», sagte Harriet, für die das ein glatter Schlag in den Magen war. «Das kenne ich. Dankbarkeit ist etwas Gräßliches.»
    «Und jetzt», sagte Miss Cattermole mit vernichtender Offenheit, «muß ich auch noch Ihnen dankbar sein.»
    «Das brauchen Sie nicht. Ich verfolge ebenso meine eigenen Interessen wie die Ihren. Aber ich will Ihnen sagen, was ich an Ihrer Stelle täte. Ich würde aufhören, immerzu Aufsehen erregen zu wollen, denn damit bringen Sie sich in Situationen, in denen Sie sich anderen zur Dankbarkeit verpflichten. Und ich würde keine Jagd mehr auf Studenten machen, weil sie das zu Tode langweilt und vom Studium abhält. Ich würde mich auf mein Geschichtsstudium werfen und meine Prüfungen machen. Und dann würde ich hingehen und sagen: ‹So, ich habe getan, was ihr von mir wolltet, und jetzt werde ich Köchin.› Und daran würde ich festhalten.»
    «Wirklich?»
    «Ich nehme an, Sie möchten begehrt sein. Gute Köchinnen sind heiß begehrt. Aber da Sie hier nun einmal mit dem Geschichtsstudium angefangen haben, sollten Sie es auch zu Ende führen. Es schadet Ihnen nicht. Und wenn Sie erst gelernt haben, wie man eine Sache anfängt und zu Ende führt, haben Sie es ein für allemal gelernt und können es

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