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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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mir hier nichts nachsagen. Wenn es so war, wie Sie sagen, bin ich natürlich der Letzte, der einer Dame wie Ihnen Schwierigkeiten machen wollte.»
    «Hoffentlich merken Sie sich das gut», sagte Mr. Pomfret.
    «Oder möchten Sie vielleicht noch etwas haben, was Sie daran erinnert?»
    «Keine Tätlichkeiten!» rief Jukes, indem er zur Tür zurückwich. «Keine Tätlichkeiten! Rühren Sie mich nicht an!»
    «Wenn Sie Ihre ungewaschene Visage noch einmal hier sehen lassen», sagte Mr. Pomfret, indem er die Tür öffnete, «schmeiße ich Sie die Treppe hinunter bis über den Hof. Verstanden? Jetzt raus!»
    Er warf mit einer Hand die Außentür auf und beförderte Jukes mit der andern unsanft hinaus. Ein Krachen und Fluchen verkündeten, daß der Schwung, mit dem Jukes die Bühne verließ, ihn über den Treppenanfang hinauskatapultiert hatte.
    «Puh!» machte Mr. Pomfret, als er wiederkam. «Menschenskind, das war prima! Das haben Sie großartig gemacht. Wie sind Sie nur darauf gekommen?»
    «Es lag doch ziemlich auf der Hand. Aber in Wirklichkeit war das Ganze wohl nur ein Bluff. Ich wüßte nicht, woher er Miss Cattermole hätte kennen sollen. Wie er überhaupt auf Sie gekommen ist, frage ich mich.»
    «Er muß mir nachgeschlichen sein, als ich vom Shrewsbury herauskam. Aber ich bin doch gar nicht durch dieses Fenster hier gestiegen – ginge ja wohl schlecht – also woher weiß er …? Ach ja! Als ich Brown aus dem Bett geklopft habe, hat er, glaube ich, gefragt: ‹Bist du’s Pomfret?› So ein Leichtsinn! Ich muß ihn mal ins Gebet nehmen … Sagen Sie mal, Sie scheinen ja aller Welt Schutzengel zu sein. Herrlich, wenn ein Mensch so seine fünf Sinne beieinander hat.»
    Er sah sie an wie ein Hund. Harriet lachte, als Mr. Rogers und der Tee gleichzeitig ins Zimmer kamen.
    Mr. Rogers studierte im dritten Jahr – er war groß, dunkelhaarig, temperamentvoll und auf eine nette Weise reumütig.
    «Dieses Herumziehen und gegen Vorschriften Verstoßen ist doch alles Quatsch», erklärte Mr. Rogers. «Warum macht man das? Weil einem irgendwer sagt, daß es Spaß macht, und man es ihm glaubt. Und warum glaubt man es? Ich weiß es nicht. Man sollte die Dinge objektiver sehen. Ist die Sache an sich schön? Nein. Dann sollte man sie lassen. Übrigens, Pomfret, hat man dich schon gefragt, was du davon hältst, Culpepper die Hosen auszuziehen?»
    «Ich bin dafür», sagte Mr. Pomfret.
    «Sicher, Culpepper ist eine Wanze. Ein ekliges Objekt. Aber würde er ohne Hosen schöner aussehen? Nein, Sokrates, nein. Er würde noch häßlicher aussehen. Wenn man einem die Hosen auszieht, sollte es einer sein, der seine Beine vorzeigen kann – zum Beispiel du, Pomfret.»
    «Du kannst es ja mal versuchen», sagte Mr. Pomfret.
    «Jedenfalls», fuhr Mr. Rogers fort, «ist Hosenausziehen eine müßige Beschäftigung und längst überholt. Dieser moderne Fimmel, unästhetische Beine vorzeigen zu müssen, bedarf nicht meiner Unterstützung. Ich mache da nicht mit. Von nun an will ich ein anderer Mensch sein. Für mich soll nur noch der Wert der Dinge an sich gelten, unberührt von äußerem Druck und öffentlicher Meinung.»
    Nachdem er auf diese unbeschwerte Weise seine Sünden gebeichtet und Besserung gelobt hatte, leitete Mr. Rogers die Unterhaltung elegant auf Themen von allgemeinem Interesse über, und gegen fünf Uhr verabschiedete er sich, indem er zu seiner Entschuldigung etwas von Arbeit und Tutor murmelte, als handle es sich um ungehörige Notwendigkeiten. Zu diesem Zeitpunkt wurde Mr. Pomfret dann mit einemmal ganz ernst, wie sehr junge Männer es manchmal werden, wenn sie mit einer Frau allein sind, die älter ist als sie; und so erklärte er Harriet lang und breit seine Auffassung vom Sinn des Lebens. Harriet hörte ihm so verständig und interessiert zu, wie es eben ging; sie war aber doch ein wenig erleichtert, als endlich drei junge Männer hereingeplatzt kamen, um sich von Mr. Pomfret ein paar Flaschen Bier auszuleihen, und dablieben, um über den Kopf ihres Gastgebers hinweg über Komisarjewsky zu diskutieren. Mr. Pomfret wirkte leicht verärgert und machte schließlich sein Recht auf seinen Gast geltend, indem er feststellte, daß es Zeit sei, zu Farringdons Party ins New College zu gehen. Seine Freunde ließen ihn mit maßvollem Bedauern ziehen, und noch ehe Harriet und ihr Begleiter richtig aus dem Zimmer waren, hatten sie sich der Sitzgelegenheiten bemächtigt und setzten ihre Diskussion fort.
    «Tüchtiger

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