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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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immer.»
    «Hm», machte Miss Cattermole, nicht sehr überzeugt. «Ich kann’s ja mal versuchen.»
     
    Harriet ging wütend fort und fiel über die Dekanin her.
    «Wieso schickt man solche Leute hierher? Nur damit sie sich hundsmiserabel fühlen und anderen, denen das Studium Spaß machen würde, den Platz wegnehmen? Wir haben keinen Platz für Frauen, die mit Studieren nichts im Sinn haben und nie haben werden. Die Männercolleges können sich vielleicht Leute leisten, die keinen Ehrgeiz haben und nur herumhüpfen und Spielchen spielen, um später als Grundschullehrer weiter herumzuhüpfen und Spielchen zu spielen. Aber dieses armselige Geschöpf macht sich hier nicht einmal ein schönes Leben. Sie ist nur ein Häufchen Unglück.»
    «Das weiß ich doch», antwortete die Dekanin ungehalten.
    «Aber die Eltern und Lehrer sind ja solche Trottel. Wir tun schon, was wir können, aber immer können wir deren Fehler auch nicht ausbügeln. Und jetzt noch meine Sekretärin – gerade wo wir soviel Arbeit haben, muß sie weg, weil ihr ungeratenes Söhnchen sich an seiner dämlichen Schule die Windpocken geholt hat. Mein Gott, ja – ich sollte nicht so reden, denn das Kind ist nicht das kräftigste, und natürlich gehen Kinder immer vor, aber es ist zum Verrücktwerden!»
    «Ich werde mich mal zurückziehen», sagte Harriet. «Es ist schon eine Schande, daß Sie den ganzen Nachmittag arbeiten müssen, und da ist es noch schändlicher von mir, Sie dabei zu stören. Übrigens kann ich Ihnen ganz nebenbei sagen, daß die Cattermole für die Sache von letzter Nacht ein Alibi hat.»
    «So? Gut. Immerhin etwas. Obwohl es wahrscheinlich bedeutet, daß der Verdacht sich noch mehr auf uns arme Professorinnen konzentriert. Aber gegen Tatsachen kommt man nicht an. Sagen Sie, Miss Vane, was war das nun eigentlich für ein Krach heute nacht auf dem Hof? Und wer war der junge Mann, den Sie da spazierengeführt haben? Ich wollte heute morgen im Gemeinschaftsraum nicht danach fragen, weil ich so ein Gefühl hatte, daß es Ihnen nicht recht gewesen wäre.»
    «Es wäre mir nicht recht gewesen.»
    «Und jetzt auch nicht?»
    «Wie Sherlock Holmes einmal bei anderer Gelegenheit gesagt hat: ‹Ich glaube, in dieser Beziehung müssen wir um Amnestie bitten.›»
    Die Dekanin blinzelte sie listig an.
    «Zwei und zwei macht vier. Aber ich vertraue Ihnen.»
    «Ich wollte nur noch vorschlagen, auf der Mauer zum Dozentengarten Stacheldraht zu verlegen.»
    «Ah!» sagte die Dekanin. «Na ja, ich will keine Einzelheiten wissen. Und meist ist es ja reiner Übermut. Die wollen nur den Helden spielen. In der letzten Trimesterwoche ist es immer am schlimmsten. Da schließen sie Wetten ab. Bis zum Trimesterende müssen sie sämtliche Mauern bestiegen haben. Nichtsnutzige Bengel. Aber durchgehen lassen darf man das natürlich nicht.»
    «Die, von denen ich spreche, tun es wohl nicht wieder.»
    «Na schön. Aber ich werde mal mit der Quästorin – ganz allgemein – über Stacheldraht reden.»
     
    Harriet zog sich um und machte sich so ihre Gedanken über die komische Situation, die sie auf der Party, zu der sie eingeladen war, antreffen würde. Es war klar, daß Mr. Pomfret sie als Schutz gegen Miss Flaxman brauchte, daß Mr. Farringdon sie als Schutz gegen Mr. Pomfret brauchte und daß Miss Flaxman, die anscheinend ihre Gastgeberin sein würde, sie überhaupt nicht haben wollte. Schade, daß es sie nicht danach gelüstete, Mr. Farringdon zu annektieren, nur um den hübschen kleinen Kreis zu schließen.
    Aber sie war sowohl zu alt wie zu jung, um sich an Mr. Farringdons byronischem Profil zu begeistern; es würde sicher noch viel amüsanter sein, weiter den Puffer zwischen allen dreien zu spielen. Aber immerhin war sie gegen Miss Flaxman wegen ihres Verhaltens in der Affäre Cattermole rachsüchtig genug, um ein besonders kleidsames Kostüm anzuziehen und einen ausnehmend schicken Hut aufzusetzen, bevor sie sich zur ersten Station ihres Nachmittagsprogramms auf den Weg machte.
    Sie fand Mr. Pomfrets Flur ohne Schwierigkeiten, und noch leichter fand sie Mr. Pomfret selbst. Während sie nämlich die düstere, altertümliche Wendeltreppe hinaufstieg, vorbei an der geschlossenen Tür eines Mr. Smith, der abweisend verschlossenen Tür eines Mr. Banerjee, der offenen Tür eines Mr. Hodges, der anscheinend einen lärmenden Haufen Freunde bei sich hatte, hörte sie, daß auf dem nächsten Treppenabsatz darüber ein Wortwechsel im Gange war, und schon

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