Aufs Spiel gesetzt (German Edition)
Kreditkarte seiner Mutter stehlen und wieder in ihre Handtasche zurücklegen, bevor sie es bemerkte. Xander musste jemanden finden, der ihm einen gefälschten Ausweis verschaffte, der ihn 18 statt 15 machte. Schließlich hatten sie eine kleine, unmöblierte Wohnung, ungefähr zwei Blocks von der Schule entfernt, in entgegengesetzter Richtung zum Haus seiner Mutter. Xander war sich sicher, dass es sie nicht interessieren würde, wenn er auszog. Also tauchte er eines nachts einfach nicht mehr zu Hause auf, nachdem er eine Decke, ein Kissen und eine Mülltüte voll mit Kleidung in die Wohnung gebracht hatte.
Und das waren jetzt die einzigen Einrichtungsgegenstände, die er besaß.
Chris gelang es, eine Couch zu finden, die jemand zum Mitnehmen nach draußen gestellt hatte und eines Tages nach der Schule hatten sie sie zusammen eineinhalb Meilen die Straße entlang geschleppt und dann die wackelige Treppe hinauf, damit Xander einen Platz zum Schlafen hatte. In Christians Tasche befand sich noch ein Wecker, denn Xander hatte nicht einmal ein Handy, oder eine Armbanduhr und seit er hier wohnte, hatte Chris ihn schon mehrmals damit aufgeweckt, dass er an seine Tür geklopft und laut gerufen hatte, dass er mal voran machen sollte. Xander arbeitete von neun Uhr abends bis vier in der Früh im örtlichen Walmart – er entlud die Lastwägen – und die zweieinhalb Stunden Schlaf, die er am frühen Morgen bekam, schienen ihm einfach nicht zu reichen. Die Sache war nur, die Miete kostete siebenhundertfünfzig Dollar im Monat und er musste fast Vollzeit arbeiten, um noch einen kleinen Puffer für Notfälle zu haben. Er hatte jeden Monat noch etwa zweihundert Dollar für Basketball und Essen übrig und Christian tat sein Bestes, um ihm noch mehr zu bringen, denn Xanders Handgelenke waren zu diesem Zeitpunkt tatsächlich dicker als sein Bizeps und er schien nur in einem Taumel aus fortwährendem Hunger zu existieren.
Vielleicht hätten sie so weiter machen können, bis die Schule zu Ende war oder vielleicht nicht, aber eines Tages ging Chris´ Temperament mit ihm durch. Er verlor die Fassung und schrie Xanders Geheimnis über das Ganze Basketball-Feld.
Der Trainer war an diesem Tag besonders streng gewesen und Xander, hungrig und müde und generell in schlechter Verfassung, konnte sich kaum aufrecht durch die selbstmörderischen Übungen retten, die die Spieler bis auf den Grund ihrer Seele hassten.
„Komm schon, Karcek, du fällst zurück! Du bist hinter den Zwölftklässlern, hinter den Elftklässlern, Menschenskind, du bist sogar hinter den verdammten Zehntklässlern! Denkst du, die Wettkampfmannschaft ist dir sicher? Ich weiß, dass dein Kopf in den gottverdammten Wolken steckt, Xander, aber du musst deine Augen hier unten haben! Beweg´ dich verdammt, beweg´ dich, beweg´ dich, schneller, schneller, schneller, schneller!“
Und Xander fand seinen Rhythmus gerade so. Sein Kopf war in der Zone, sein Tempo nahm zu und er bewegte sich schneller, kräftiger, bewegte sich, bewegte sich, bewegte sich ... bis sein Knöchel unter ihm nachgab und er förmlich über dem Boden explodierte. Mit Wucht, Schnelligkeit und Schmerz.
Er kam auf dem Rücken zu liegen, starrte an die gewölbte Decke der Sporthalle und fragte sich, warum man es bisher nicht geschafft hatte, die Luftballongirlanden von der letzten Sportveranstaltung von den Rohren zu entfernen.
Er war sich ziemlich sicher, dass der Großteil seines Körpers ein einziger blauer Fleck war und gar nicht sicher, ob er auf seinem Knöchel würde laufen können, aber im Moment, in diesem süßen, weichen, wunderbaren Moment, dachte er ernsthaft darüber nach, einfach nur hier zu liegen, die Welt Welt sein zu lassen und einzuschlafen.
Aber dann weckte Chris´ Stimme ihn auf. Chris schrie den Trainer an!
„Gottverdammt, lassen Sie ihn zufrieden! Er ist am verhungern und er ist erschöpft und er tut verdammt noch mal sein Bestes, okay!“
Xanders Schulter wurde geschüttelt und er sah verträumt zu Chris auf, dem hübschen Chris, der ihn einen Monat zuvor geküsst hatte und seitdem nicht mehr. Xander würde ihn wirklich gerne wieder küssen, aber dafür schien nie genug Zeit zu sein. Chris war ein guter Junge, er ging nach dem Training nach Hause und Xander hatte nur wenige Stunden, um seine Hausaufgaben zu machen, bevor er zur Arbeit ging. Sie hätten sich wann anders treffen können, nach der Schule, an Tagen ohne Training, in freien Momenten an den Wochenenden zwischen den
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