Aufs Spiel gesetzt (German Edition)
in der Hand heraus kam. „Na, wenn ich letzte Nacht davon gewusst hätte, hätte ich ihn letzte Nacht schon ... oh verdammt! Xander!“
Xander rappelte sich hoch und stopfte das Buch in seinen Rucksack, dann steckte er seine Hände unter die Achseln seines Kapuzenshirts (das so kurz war, dass man seinen Bauch sehen konnte) und ging mit Chris zur Mülltonne.
„Hey“, sagte er.
„Du bist hier. Ich habe nicht gedacht, dass du es schaffst – ich meine, ich bin froh, dass du es geschafft hast, aber, Mensch, wie früh musstest du denn aufstehen?“
Xander hob die Schultern. „Mit Schlaf geht es leichter.“
Das Jugendheim war nicht schlecht. Er hatte einen anderen Job angenommen, in einem Fast Food Restaurant, wo er genug verdiente, um sich Essen und Kleidung zu kaufen. Er hatte ein Bett in einem Zimmer mit drei anderen Jungs (seine Füße hingen zum Fußende raus) und niemand dröhnte sich zu oder schlug ihn und das war alles, was er sich wünschen konnte.
Abgesehen von Chris. Er konnte sich Chris wünschen.
„Du siehst aus, als würdest du frieren!“, sagte Chris und ließ den Müllbeutel in die Tonne fallen. Er zerrte ein paar Mal an der Tonne, bis sie auf dem Bürgersteig stand, dann drehte er sich um, zog Xanders Hände unter seinen Achseln heraus, hielt sie fest und hauchte sie an.
Xander sah auf seinen ... Freund herunter. Seinen festen Freund? Der Sinn seines Lebens und das Zentrum seines Universums? Christian sah vom Wärmen der Hände auf und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Er fasste nach oben und zog an Xanders Ponyfransen, die ihm tief über die Augen hingen.
„Du siehst immer noch müde aus, Xan“, sagte er leise. „Aber ich bin froh, dich so früh am morgen hier zu sehen.“
„Ist deine Mutter noch sauer?“, fragte Xander.
Chris zog eine Grimasse und griff wieder nach Xanders Händen. Xander drehte sie um, schloss sie um Chris´ Hände und zog sie an seine Brust. Plötzlich war es ihm egal, wer sie hier in der frostigen Dämmerung sah.
„Sie war vor allem deshalb sauer, weil sie sich Sorgen gemacht hat, weißt du?“, erklärte Chris. „Sie hat verstanden, dass ich nur versucht habe, dir zu helfen, aber –“ Er schüttelte den Kopf. „Sie kommt einfach nicht drüber weg, dass wir dich schon so lange kennen und es nicht wussten.“
An dem Tag, als Chris´ Eltern herausgefunden hatten, dass Xander seit zwei Monaten ganz alleine lebte, hatten sie angeboten, ihm dabei zu helfen, in das Jugendheim umzuziehen. Chris und Xander hatten sie nicht abwimmeln können, obwohl Xander ja kaum irgendetwas zum umziehen hatte.
Andi und Jed waren nur einen Schritt in die Wohnung hineingegangen. Mehr hatte es nicht gebraucht. Sie hatten die Couch mit der verschlissenen Decke und dem Kissen gesehen, die leeren Brot-Tüten aus ihrem Zuhause auf dem Tresen, mit ihrer Erdnussbutter und ihrer Marmelade und Plastik-Messern. Und dann die Müllbeutel mit Xanders ordentlich gestapelten Anziehsachen darin und da war Andi in Tränen ausgebrochen und raus gelaufen. Jed war ihr gefolgt.
Ohne ein Wort hatte Chris die Essensreste weggeräumt. Xander hatte seine Decke, sein Kissen und die Mülltüten mit seinen Besitztümern gepackt und sie waren gegangen. Sie gingen davon aus, dass die Couch wohl wieder auf dem Bürgersteig landen würden, genauso, wie sie sie damals vorgefunden hatten.
Das war das letzte Mal gewesen, dass Chris´ Eltern mit ihm geredet hatten.
Xander schluckte. „Glaubst du, ich will, dass jeder sich in meine Angelegenheiten mischt?“
Er zog seine Hände weg und senkte den Kopf. „Es ist schlimm genug, dass ich dich da mit reingezogen habe, weißt du? Wenn ich ... wenn ich es zur Schule schaffen konnte, musste es niemand sonst wissen. Ich konnte damit leben. Das ist alles.“
Chris packte seine Hände und zog daran, bis Xander gegen ihn fiel. Er führte die Hände zu seinem Mund, aber diesmal blies er nicht darauf sondern küsste sie zärtlich.
Xander stockte der Atem. Sie taten es wirklich. Das hier war ihre Bestimmung. Er war so erleichtert. Seit jenem Morgen, hatte er den Geschmack von Chris auf seiner Zunge gehabt und seitdem davon geträumt.
Chris musste das Stocken seines Atems gehört haben, denn er sah auf. Xander hatte keine Ahnung, was sich auf seinem Gesicht abspielte – alles was er wusste, war, dass er eine tiefe Sehnsucht spürte.
Chris schluckte und kam näher. „Deine Augen haben so eine kräftige Farbe“, flüsterte er. „Sie sind so ... blau, umrandet mit
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