Aufs Spiel gesetzt (German Edition)
Schweigen.
„Christian, warum, zur Hölle, bringst du ihm Essen?“
Christian wurde rot. „Er hat nicht viel übrig, wenn er die Miete bezahlt hat, Trainer. Er isst ein paar mal in der Woche bei mir zu Abend, aber er kann nicht noch mehr arbeiten, weil er schon so nicht genug Schlaf bekommt.“
Der Trainer seufzte lang und tief. „Du bezahlst zu Hause Miete, Karcek? Was ist denn mit deinen Eltern los?“
Jetzt war es an Xander, rot zu werden und er merkte, dass er nicht antworten konnte. Eine unglaublich unangenehme Stille breitete sich im Büro des Trainers aus und Xander erwischte sich dabei, wie er die Werbeplakate mit Stars an der Wand zählte. Er war bis elf gekommen und fragte sich gerade, wer der niedliche Tennis-Spieler war, als der Trainer sich räusperte und sich dem offensichtlich schwachen Glied in ihrer Zweier-Kette zuwendete.
„Hast du diesem riesengroßen Nichts etwas hinzuzufügen, Edwards?
Xander drehte seinen Kopf gerade rechtzeitig zurück, um zu sehen, wie Christian vor Hilflosigkeit errötete. „Das ist Xanders Geschichte, Trainer.“
„Ach ja? Du hast für ihn Essen aus dem Haus deiner Eltern geschmuggelt, es scheint, als wäre es vielleicht auch deine Geschichte, meinst du nicht?“
“Das ist alles, was Sie von mir wissen müssen, Trainer. Können wir jetzt gehen? Xander muss essen, bevor er zur Arbeit geht.“
Die Augen des Trainers verengten sich und Chris musste sich ziemlich anstrengen um sein ausdrucksvolles Engelsgesicht unbewegt zu halten.
„Wo arbeitest du, Xander?“
Es schien eine harmlose Frage zu sein, also tauschten Xander und Chris Blicke und Xander antwortete. „Walmart. Ich entlade die Lastwägen.“
Der Trainer massierte sich den Nasenrücken. “Bist du denn nicht Fünfzehn? Walmart nimmt doch erst Achtzehnjährige.“
Xander machte ein kleines, hilfloses Geräusch, Christian seufzte und der Trainer versuchte es noch einmal.
„Okay, Jungs. Edwards setzt sich hin, Xander isst einen weiteren Energie-Riegel –“
“Aber Trainer, die verkleben mir den Magen!”
“Xander isst die Reste von meinem Mittagessen, Sandwich und Joghurt und wir fangen noch mal von vorne an. Und wenn einer von euch jemals wieder für mich spielen will, dann solltet ihr besser den stinkenden Mist, den ihr mir erzählt habt, aus dem Zimmer räumen und ihn durch gut riechende Wahrheit ersetzen. Habt ihr mich verstanden?“
Sie nickten widerwillig und setzten sich hin. Xander bekam das Salami Sandwich mit Sauerteigbrot, während Christian das Erzählen übernahm.
Als er fertig war, löffelte Xander gerade den Erdbeerjoghurt und der Trainer sah aus, als bekäme er gleich ein Magengeschwür.
„Junge“, sagte er nach einer Weile.
Xander hörte auf den Joghurtbecher auszukratzen und sah auf. „Sir?“
„Warum hast du dir keine Hilfe geholt? Mann, wir haben doch Pflegefamilien und Sozialarbeiter und –“
Einen Moment lang glaubte Xander, ihm würde schlecht.
„Ja schon, aber ... aber –“ Oh Gott. „Aber ich habe nur zwei Dinge, wissen Sie. Ich habe Basketball und Chris und wenn Sie mich den Sozialarbeitern übergeben, dann nehmen die mir beides weg!“
Jetzt sah der Trainer aus, als müsste er sich übergeben.
„Ja, Junge. Ich verstehe dich. Okay, Planänderung. Du kannst nicht länger so leben. Es geht einfach nicht. Es wird dich umbringen und du brauchst ein Sicherheitsnetz, so wie es sich gehört. Lass mich ein paar Anrufe machen, okay? Wir finden wenigstens einen Platz zum Schlafen für dich, ja? Ich glaube, es gibt da ein Jugendheim ungefähr eine halbe Meile von hier – da können Pflegekinder hin, bis sie einundzwanzig werden. Lass uns mal versuchen, ob wir dich da unterbringen können. Es wird schwierig und wir müssen vorsichtig sein und du wirst wahrscheinlich trotzdem einen Job brauchen. Aber ich glaube, wir schaffen das.“
Der Trainer betrachtete Xander mit einer beunruhigenden Menge Verständnis im Gesicht. „Basketball und Christian, hm? Na gut, lass uns versuchen, dass du beides behalten kannst, wenigstens bis wir dir ein Stipendium verschafft haben und du hier weg kommst, okay?”
Zwei Wochen später hatte Xander herausgefunden, dass er, wenn er um sechs aufstand, den Bus nehmen und um sechs Uhr dreißig bei Christian sein konnte. Chris verließ das Haus normalerweise erst um sieben, also wickelte Xander sich in seine Decke und las in der Dezemberkälte einen Text für Englisch.
Er wurde unterbrochen, als Chris grummelnd mit einer Mülltüte
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