Aufs Spiel gesetzt (German Edition)
dich, verdammt noch mal, höchstpersönlich outen.“
Xander sah ihn entsetzt an. Er hatte gedacht, sie könnten das wie zivilisierte Menschen regeln und dass die Vorurteile dieses Mistkerls im Verborgenen bleiben würden, solange Christian und er es auch mit ihrer Beziehung so hielten. Aber offensichtlich waren Vorurteile für die Gesellschaft akzeptabler.
„Warum haben Sie es nicht getan?“, fragte er. „Warum outen Sie uns nicht einfach?“
Wallick sah sich unbehaglich um. „Ich habe dieser Stadt die Meisterschaft versprochen“, sagte er.
Unglaublich!
„Warum haben Sie dann Chris weggeschickt?“, fragte er herausfordernd und dachte, dass es ziemlich gut war, dass er heute keinen Ball in der Hand hatte.
„Weil es falsch ist, was ihr da tut!“, knurrte Wallick und für einen Moment dachte Xander, dass er eine einfache Lösung gefunden hatte.
„Es tut mir leid, Trainer. Normalerweise machen wir das nicht, sie wissen schon, wenn wir nicht zu hau-„
„Ich meine, dass ihr miteinander vögelt! Es ist falsch und… ich schwöre auf meine Kirche, ich weiß nicht, warum Gott eine Gabe wie eure einem Pärchen von Schwuchteln gibt, die auf den Sport scheißen!“
„Gott hat mir nicht zu essen gegeben!“, schnauzte Xander, der sich nicht sicher war, warum er das sagte, außer dass er sich nicht erinnern konnte, wann er sich zuletzt so allein gefühlt hatte. „Gott hat mich nicht gefüttert oder mir Kleidung gegeben oder ein Dach über meinem Kopf. Ihr Gott schert sich einen Dreck um mich! Aber Chris hat sich um mich gekümmert und seine Familie. Wenn ich eine Gabe habe, dann weil Chris mich nicht auf der Straße hat verhungern lassen und weil seine Leute nicht zulassen wollten, dass ich jämmerlich verrecke. Also verlangen Sie nicht von mir, dass ich mich um ihren Gott schere. Ich liebe diesen Sport und diese paranoide Stadt voller Loser und ich werde mir für sie die Seele aus dem Leib spielen. Aber erzählen Sie mir nichts von Gott. Sie haben Chris weggeschickt – und bis das behoben wird, rede ich verdammt noch mal nie wieder über Ihren Gott.“
Trainer Wallick fuhr zu ihm herum, seine schmalen Augen wie Schlitze in seinem Haferflockengesicht. „Das ist eine Todsünde, Sohn.“
„Tja, wenn es nach Ihnen geht, bin ich das auch.“ Xander schrie nicht. Er war ein großer, schlaksiger Mann und er war sich bewusst, dass sein Körper eine besondere Präsenz ausstrahlte, die er nicht noch mit seiner Stimme unterstreichen musste. Stattdessen zischte, knurrte, fauchte er die Worte und brachte Wallick dazu, unfreiwillig und mit offenem Mund ein Stück vor ihm zurück zu weichen.
In diesem Moment kam Dr. Malloy mit einem Paar Krücken und einem entspannten, fast unbewussten Lächeln auf seinem Gesicht zurück. „Ich musste dir extralange besorgen, Xander, zum Glück haben wir hier eine Menge davon." Xander rang sich für ihn ein winziges Lächeln ab, während Malloy sich arglos an Wallick wandte. „Hey, Trainer, machen Sie ein bisschen Platz. Er muss die ausprobieren, okay?“
Xander nahm die Krücken, klemmte sie sich unter die Arme, verlagerte testweise sein Gewicht darauf und bewegte sich vor und zurück. Einen Moment lang hing er einfach nur da und spielte, genoss das Balancieren und Schaukeln wie ein kleines Kind. Seinen gesunden Fuß benutzte er dazu, sein Gewicht aufzufangen, wenn er nach unten kam. Natürlich wusste er aus Erfahrung, dass das Gefühl des Neuen bald nachlassen würde, aber im Moment? Vorschwingen, zurückschwingen, vorschwingen, zurückschwingen…
„Worüber, zur Hölle, habt ihr geredet?“
Der Schwung nach vorne hätte Xander fast von den Füßen gerissen und zu Boden geworfen, Mann, wäre das peinlich gewesen.
„So Zeug halt“, murmelte er, ohne Malloy anzusehen. Er hatte keine Ahnung, wie Dr. Malloy über Schwulenrechte dachte und er wollte es eigentlich auch nicht wissen. Ehrlich, war es zu viel verlangt, dass die ganze, weite Welt sich nicht darum scherte, mit wem er schlief? Machte es ihn wirklich zu einem besseren Spieler? Oder zu einem schlechteren? Was auch immer.
„Okay, ich hoffe nur, was auch immer das für Zeug war, dass du ihm mal deine Meinung gesagt hast. Seit er Edwards weggeschickt hat, siehst du aus, als ob jemand mit deiner Freundin geschlafen und deinen Hund erschossen hätte!“
Xander schaffte es, einen kleinen Witz zu machen und als Malloy lachte, fühlte er sich, als hätte er eine kleine Schlacht gewonnen, denn normalerweise war er nicht
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