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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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anderen Ende der
Abteimauer auf felsigem Grund, am oberen Ende des Hangs, der zu Margaret
Hunters Garten hin abfällt. Als der Friedhof noch in Gebrauch war, muss der
Boden so felsig gewesen sein, dass die dortigen Gräber, die den wohlhabendsten
Familien Liffords im achtzehnten Jahrhundert gehört hatten, über der Erde
gelegene Sarkophage sind.
    Die Gräber waren mit schweren Sandsteinplatten verschlossen gewesen,
die im Lauf der Zeit jedoch brüchig geworden und erodiert waren, durch
Umweltverschmutzung wie auch das Gewicht der kleinen Jungen, die gerne von
einem Grab zum anderen hüpften. Der Stein der Gräber war also bereits stark
beschädigt gewesen, als der heutige Sturm eingesetzt hatte.
    Im Lauf der nächsten Stunden wurde deutlich, was geschehen war: Der
anhaltende Starkregen hatte die Ruine der Abtei überflutet. Der ältere der
beiden Friedhöfe war in einer Bodensenke angelegt worden, in der sich immer
mehr Regenwasser angesammelt hatte, da der felsige Boden darunter das Wasser
nicht aufnahm. Irgendwann hatte der Wasserdruck die Wand eines der Sarkophage
eingedrückt und die Überreste der Leichen darin hinausgeschwemmt. Als das
Wasser über den Rand der Bodensenke getreten war, hatte die Strömung die
Leichen mitgerissen und den Hang hinabgeschwemmt, wo sie um Margaret Hunters
Grundstück herum zu liegen gekommen waren.
    Ich benötigte eine Weile, um den Hang zur Abtei zu erklimmen. Der
schlammige Boden war aufgeweicht und rutschig. Zudem musste ich mich am äußeren
Rand des Hangs halten, um nicht etwa auf weitere Leichen zu treten, die
womöglich von oben herabgeschwemmt worden waren. Als ich oben ankam, stand die niedrige
Steinmauer um den Friedhof kurz vor dem Einsturz. Dahinter hatte sich ein
großer Teich gebildet. Sogar im kargen Licht der Taschenlampe konnte ich drei
weitere Leichen erkennen, die gleich unter mir trieben. Eine war kaum noch mehr
als Knochen, die von Stofffetzen zusammengehalten wurden; das vergilbte
Totenhemd bauschte sich im Wasser. Aus dreißig Zentimetern Wassertiefe grinste
mich ein kupferfarbener Schädel an.
    Ich watete zu dem geborstenen Sarkophag und leuchtete mit der
Taschenlampe hinein. Hinter dem Sarkophag schwammen hüfthohe Nesseln
fächerförmig im Wasser, und an den Stellen, wo die Pflanzen niedergedrückt
waren, konnte ich erkennen, welchen Weg die Leichen genommen hatten. Im Licht
der Taschenlampe entdeckte ich zwischen den Nesseln weiße Flecken – die
Totenhemden anderer Leichen, die sich dort verfangen hatten.
    Zu meiner Linken fiel mir eine weitere Grabstätte auf, die im
stärker werdenden Regen zu zerbröckeln schien. Der Gedanke, dass ich hier im
Dunkeln auf einem alten Friedhof stand, während um mich herum Leichen trieben,
ließ mich unwillkürlich schaudern, und das Raunen des fließenden Wassers
veranlasste mich, mich zu bekreuzigen und mir über die Arme zu reiben, auf denen
sich eine Gänsehaut gebildet hatte. Das Aufräumen konnte auch bis zum Morgen
warten, wenn das Wetter vielleicht besser wurde und ich mir Unterstützung holen
konnte. Allerdings hegte ich kaum Zweifel daran, dass bis dahin weitere Leichen
aus ihrer Ruhestätte geschwemmt werden würden.
    Das Unwetter tobte bis in die frühen Morgenstunden.
Mehrmals schlug der Wind an die Dachfenster unseres Schlafzimmers, dann wieder
klang er wie ein rauer Schrei, der durchs Tal heulte. Der Regen schien
stoßweise zu fallen – mal prasselte er auf das Oberlicht in unserer Diele, dann
ließ er wieder nach, so als wollte er Kräfte für eine neue Attacke sammeln.
    Falls Debbie mich hörte, als ich ins Bett kam, ließ sie es sich
nicht anmerken. Sie lag still da und hatte mir den Rücken zugekehrt. Sowohl
Penny als auch Shane wachten in dieser Nacht auf und riefen nach mir. Um sechs
Uhr morgens lagen sie beide bei uns im Bett, zwischen Debbie und mich
geschmiegt. Ich lag eine Weile wach und beobachtete ihren Schlaf. Ich
bedauerte, was am Abend zwischen Penny und mir vorgefallen war. Ich wollte
nicht, dass sie sich zu eng mit Morrisons Sohn anfreundete. Doch mir war auch klar,
dass ich ihr nicht diktieren konnte, mit wem sie sich anfreunden durfte.
Vielleicht war es unfair von mir gewesen, sie nicht zu der Party gehen zu
lassen. In Wahrheit konnte ich es nicht ertragen, dass ich über kurz oder lang
nicht mehr der einzige Mann sein würde, der Anspruch auf ihr Herz erheben
konnte. Und ich hatte Angst, dass sie bald genug über die Männer, ihren geheimen
Stolz und ihre heimlichen Eitelkeiten

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