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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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wissen würde, um über mich zu urteilen
und mich für unzulänglich zu befinden.
    Schließlich stand ich auf und ging nach unten, um zu frühstücken.
Frank, unser einohriger Basset, lag zusammengerollt in seinem Körbchen. Als er
mich sah, versuchte er aufzustehen, doch seine Gelenke schienen ihn im Stich zu
lassen, denn er kam nur mit den Vorderpfoten hoch und ließ sich dann leise
winselnd wieder zurücksinken. Binnen einer Minute war er wieder eingeschlafen.
Die lose Haut seiner Lefzen bebte beim Ausatmen. Wir hatten uns Frank
angeschafft, als wir dachten, wir könnten keine Kinder bekommen. Dann war
Debbie doch mit Penny schwanger geworden. Die beiden waren zusammen
aufgewachsen. Schlagartig wurde mir klar, dass sich zumindest für Frank, der
nun beinahe zwölf Jahre alt war, die gemeinsame Reise dem Ende näherte. Ich
rieb ihm über das samtige Fell auf seinem Kopf, und mir fiel auf, dass es rauer
war, als ich es in Erinnerung hatte – auch sein Fell war gealtert.
    Als ich an der Gartentür stand und die erste Zigarette des Tages
rauchte, während der Wind mir verirrte Regentröpfchen ins Gesicht blies, fiel
es mir schwer, die Traurigkeit abzuschütteln, die sich in meinem Herzen
eingenistet hatte.
    Nach acht Uhr fand ich mich wieder in Margaret Hunters
Haus ein. Ich setzte mich mit dem örtlichen Mitglied der Ratsversammlung des
County Donegal in Verbindung, und der Mann veranlasste, dass eine Reihe von
Council-Angestellten mir bei der Bergung der Leichen helfen würde. Außerdem
hatte ich den hiesigen Priester, Father Brennan, angerufen, der in dem
Regenzeug eintraf, das er normalerweise zum Angeln trug.
    Ich hatte auch in Letterkenny um Hilfe gebeten, doch in der Nacht
hatte es mehrere Unfälle gegeben, und bis Mittag würden sie niemanden entbehren
können. Immerhin gelang es mir, Paul Black zu mobilisieren, obwohl er ab elf
Uhr Dienst in dem Hotel hatte, in dem er ebenfalls in Teilzeit arbeitete.
Schließlich bot ein Bestatter aus der Nachbarschaft Hilfe an. Die Mitarbeiter
standen zusammen mit einer Gruppe aus dem Krankenhaus im Schutz der Giebelwand
von Margaret Hunters Haus. Der Regen ließ endlich nach, bis er nur noch ein
feines Nieseln war, das sich als Dunstschleier am Fuß des Hangs verdichtete,
auf dem wir uns versammelt hatten. Trotzdem wurde unsere Kleidung rasch klamm.
    Die Leiche am Zaun war bereits in einen Leichensack gepackt worden,
nachdem Father Brennan sie gesegnet hatte. Die zweite Gestalt, die ich weiter
oben am Hang gesehen hatte, erwies sich tatsächlich ebenfalls als Leiche, oder
zumindest als Teile einer solchen.
    Etwa eine Stunde lang arbeiteten wir größtenteils schweigend. Eine
Gruppe arbeitete sich vom Fuß des Hangs aufwärts, die andere von der Abtei aus
abwärts. Jede Leiche musste in einen Leichensack verpackt und gesegnet werden.
Sämtliche Grabbeigaben oder Kleidungsstücke mussten geborgen und, wo möglich, einer
Leiche zugeordnet werden. Insgesamt fanden wir acht Sätze Leichenteile. Ich
wollte gerade alle Beteiligten nach unten schicken, damit sie Teepause machen
und sich in Margaret Hunters Haus ein wenig aufwärmen konnten, da fiel mir auf,
dass einer der Council-Angestellten herabkam.
    Er hatte weiter oben als die übrigen Mitglieder seiner Gruppe
gearbeitet und die Nesseln zurückgeschnitten, die ich nachts von oben gesehen
hatte. Nun stolperte er laut fluchend rückwärts zu uns herab. Es gelang ihm,
sich zu fangen und stehen zu bleiben, dann drehte er sich zur Seite und übergab
sich geräuschvoll.
    Ich ging zu ihm, um nach ihm zu sehen und ihm vorzuschlagen, er
solle eine Pause einlegen. Als ich ihn erreichte, hockte er auf allen vieren
und übergab sich immer noch. Ich legte ihm die Hand in den Nacken.
    »Machen Sie fünf oder zehn Minuten Pause«, sagte ich. »Rauchen Sie
eine Zigarette oder so.«
    Er sah mich über die Schulter an, das Gesicht aschfahl. Die nassen
Haare hingen ihm in die Augen.
    »Da oben liegt eine frische«, brachte er hervor. »Zwischen den
Nesseln. Eine frische Leiche.«
    Ich kraxelte den Hang hinauf und hatte Mühe, Halt zu finden. Die Leiche
lag etwa auf halber Höhe, sodass der Zugang schwierig war, egal, ob man von
oben oder von unten kam. Ich sah sofort, warum der Council-Mitarbeiter die
Leiche als jüngeren Datums erkannt hatte, wobei »frisch« nicht ganz zutreffend
war; »frischer als die übrigen« traf es eher. Die Haut war einigermaßen
unversehrt, doch sie war gleichsam marmoriert, die Venen waren ungewöhnlich gut
zu

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