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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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sehen. Die Haare des Opfers – lange blonde Locken – waren zurückgebunden,
das Gesicht war in den Schlamm gedrückt. Obwohl das Hochwasser das Blut abgewaschen
hatte, war das Einschussloch in der Nähe der linken Schläfe deutlich zu
erkennen. Die Hände hatte man ihm mit etwas, das Klavierdraht ähnelte, hinter
dem Rücken gefesselt. Die Leiche war mit Jeans und T-Shirt bekleidet. Da ich
den Mann zu seinen Lebzeiten gekannt hatte, sprach ich still ein Gebet für sein
Seelenheil: den Akt der Reue. Allerdings mutmaßte ich, dass der Tag der
Abrechnung für ihn bereits Wochen zurücklag. Dann suchte ich mir einen guten
Halt im Wasser, das noch immer den Hang hinabströmte, holte mein Handy hervor
und rief Patterson an.
    »Wir können die Suche abblasen«, sagte ich. »Ich habe Lorcan Hutton
gefunden.«

17
     
    Etwa vierzig Minuten später traf Patterson ein und stapfte
in seinem Garda-Mantel und Gummistiefeln den Hang hinauf. Ein zweiter Mann
begleitete ihn. Er war schlank und von schmalem Körperbau und trug die braunen
Haare kurz rasiert. Ich schätzte ihn auf Anfang dreißig und erkannte ihn,
obwohl er Zivilkleidung trug, sofort als Polizisten.
    Ich rutschte ein Stück den Hang hinab auf sie zu, die Arme ausgebreitet,
um das Gleichgewicht zu halten.
    »Devlin – das ist Rory Nicell vom Drogendezernat. Rory, das ist
Inspector Devlin.«
    »Hallo«, sagte Nicell, als wir uns die Hand gaben. »Ich habe Ihren
Anruf bekommen. Ich wollte mich bei Ihnen melden, aber im Augenblick ist es ein
bisschen hektisch bei uns.«
    »Kein Problem«, erwiderte ich.
    Ein wenig verlegen standen wir auf dem Hang. Die Kapuze meiner
Regenjacke rutschte mir immer wieder ins Gesicht, und aus den Haaren tropfte
mir das Wasser in die Augen.
    »Sie haben Lorcan also gefunden«, sagte Nicell und deutete auf die
Leiche.
    »Endlich.«
    »Ehrlich gesagt dachten wir schon, diese Rising-Leute hätten ihn in
den Untergrund getrieben.« Nicell ging auf die Leiche zu.
    »Er war ja auch im Untergrund.« Patterson grinste.
    »Fast. Sie hatten seine Leiche in einem der Sarkophage auf dem Gelände
der Abtei versteckt. Der Regen hat das Gelände überflutet, die Wände der
Sarkophage sind geborsten, und die Leichen wurden herausgeschwemmt. Wenn er
wirklich unter der Erde gelegen hätte, hätten wir ihn niemals gefunden.«
    »Wie war das – der Regen bringt es an den Tag?«, bemerkte Nicell.
    »Und was führt Sie an den Arsch des Donegal?«, fragte ich.
    »Ihr Super hat uns gebeten, uns hier blicken zu lassen und zu sehen,
ob wir Ihnen irgendwie helfen können.« Er sah sich nach Patterson um, der am
Fuß des Hangs mit einigen der Council-Angestellten sprach. Dann fuhr er leiser
fort: »Ehrlich gesagt, wir sind im Augenblick so verdammt überlastet, dass wir
uns nur um die großen Jungs kümmern können. Huttons Name ist ein paar Mal
gefallen, aber er war ein kleiner Fisch.«
    »Kleiner Fisch? Er handelt hier schon seit Jahren mit Drogen.«
    Nicell hob beschwichtigend die Hand. »Tut mir leid – so habe ich das
nicht gemeint. Es ist bloß so, dass wir mit acht Mann das gesamte County
abdecken müssen. Ich weiß, Hutton war ein Arschloch, aber die tatsächlichen
Mengen, die er gedealt hat, waren vergleichsweise gering. Es gibt eigentlich
nur vier schwere Jungs im Donegal, und die agieren alle weiter im Inneren des County.
Das Grenzgebiet haben sie mehr oder weniger sich selbst überlassen. Ich glaube,
die meisten großen Pusher wollen die Paramilitärs nicht verärgern, die den
grenzübergreifenden Drogenhandel und den im Norden jahrelang beherrscht haben.«
    »Was ist mit Martin Kielty?«
    »Der Typ, der verbrannt wurde?« Nicell schüttelte den Kopf. »Ist auf
meinem Radar nie aufgetaucht. Ich habe den Namen in Berichten gelesen. Die
Drogen mögen die Städte verlassen haben, aber die Mittel, um dagegen
vorzugehen, nicht.«
    »Wir beobachten Irvine wegen des Mordes an Kielty. Es scheint
möglich, dass er auch für den hier verantwortlich ist.«
    »Allerdings«, sagte Nicell. »Aber auch hier: Irvine ist mehr im
Norden als hier in Erscheinung getreten.«
    »Kieltys Freundin hat uns erzählt, Irvines Trupp hätte Kielty in
einem Pub hier in der Gegend vermöbelt und ihm per Post noch eine Morddrohung
hinterhergeschickt. Der Kellner im Doherty’s hat bestätigt, dass es Irvine war.
Allerdings hat er auch gesagt, Irvine hätte sich speziell Kielty herausgepickt
und andere Dealer, die zur gleichen Zeit im Pub waren, in Ruhe gelassen.«
    »Wer weiß schon,

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